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Limburg: Vatikan: Bischof Tebartz-van Elst muss Luxus-Residenz verlassen

Limburg

Vatikan: Bischof Tebartz-van Elst muss Luxus-Residenz verlassen

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    Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hat eine Zwangspause verordnet bekommen.
    Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hat eine Zwangspause verordnet bekommen. Foto: Daniel Reinhardt (dpa)

    Bischof Tebartz-van Elst bleibt zwar im Amt, allerdings nimmt ihn der Vatikan für ein paar Monate aus der Schusslinie. Das steht seit heute fest. Für vatikanische Verhältnisse war der Text, mit dem Rom am Mittwoch die vorläufige Lösung für den Streit im Bistum Limburg mitteilte, ungewöhnlich lang ungewöhnlich lang. Fast eine halbe Seite nahm sich das Presseamt des Heiligen Stuhls, um zu erklären, wie Papst Franziskus im Fall von Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst entschieden hat.

    Tebartz-van Elst steht vor allem wegen seiner Amtsführung und der mindestens 31 Millionen Euro teuren Residenz auf dem Limburger Domberg in der Kritik. Außerdem droht dem 53-Jährigen neben einem Strafbefehl wegen einer falschen eidesstattlichen Erklärung um einen Erste-Klasse-Flug nach Indien Ärger mit der Justiz. Die Staatsanwaltschaft Limburg prüft derzeit, ob sie nach Untreue-Anzeigen gegen den Oberhirten ein Ermittlungsverfahren einleiten wird.

    Vatikan: Bischof Tebartz-van Elst kann Amtsgeschäfte nicht ausüben

    Der Vatikan hat dem Limburger  Bischof nun zwar vorerst die Führung der  Amtsgeschäfte entzogen, ihn aber in seiner Funktion als Bischof  belassen. In der Diözese sei es zu einer Situation gekommen, in der der Bischof seinen Dienst "zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ausüben kann", heißt es in der Mitteilung des Vatikans. Der Papst sei über die Lage in der Diözese "zu jedem Zeitpunkt umfassend und objektiv informiert worden".

    Der Fall Tebartz-van Elst

    Der Fall des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst - eine Chronologie:

    19. August 2012: Tebartz-van Elst sei erster Klasse nach Indien geflogen, um dort soziale Projekte zu besuchen, berichtet das Magazin «Der Spiegel». Das Bistum weist die Vorwürfe zurück.

    29. Mai 2013: Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Bischof wegen möglicher Falschaussage über seinen Flug nach Indien.

    28. Juni: Die umstrittene neue Bischofsresidenz hat nach Angaben des Limburger Bistums knapp 10 Millionen Euro gekostet - rund viermal so viel wie ursprünglich geplant. Der Bischof betont, dass der Bau schon 2007 vor seinem Antritt beschlossen worden sei.

    9. Juli: Das Bistum korrigiert die Gesamtkosten für die neue Residenz nach oben. Sie lägen deutlich über 10 Millionen Euro.

    25. August: Im Bistum beginnt mit einem Offenen Brief eine Unterschriftensammlung gegen die Amtsführung des Bischofs. Gefordert wird eine umfassende Aufklärung über die Kosten der Residenz.

    29. August: Das streng konservative «Forum Deutscher Katholiken» ruft zur Solidarität mit dem Oberhirten auf.

    1. September: Tebartz-van Elst bittet alle Gläubigen seines Bistums in einem Brief um Vertrauen und räumt Fehler ein.

    6. September: Gläubige überreichen dem Bischof ihren Offenen Protestbrief mit rund 4400 Unterschriften.

    9. September: Der päpstliche Gesandte Giovanni Kardinal Lajolo besucht Limburg. Der Bischof sichert wenige Tage später zu, alle Kosten für die Baumaßnahmen Prüfern zugänglich zu machen.

    23. September: Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, kritisiert Tebartz-van Elst wegen der Finanzaffäre. Eine Kommission werde untersuchen, warum die Kosten für das neue Domizil explodierten.

    7./8. Oktober: Das Bistum beziffert die Kosten für den neuen Bischofssitz jetzt auf 31 Millionen Euro. Kritiker werfen dem Bischof Täuschung vor und fordern seinen Rücktritt.

    10. Oktober: Tebartz-van Elst verteidigt die Kostenexplosion. «Wer mich kennt, weiß, dass ich keinen pompösen Lebensstil brauche», sagt er der «Bild»-Zeitung. Die Hamburger Staatsanwaltschaft beantragt in Zusammenhang mit dem Flug nach Indien einen Strafbefehl.

    12. Oktober: Einem Medienbericht zufolge will der Bischof rasch nach Rom fliegen. Er wolle damit Erzbischof Robert Zollitsch zuvorkommen, der am Donnerstag mit Papst Franziskus über die Limburger Situation rede.

    13. Oktober: Der Druck auf Tebartz-van Elst wächst weiter: «Welt am Sonntag» und «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung» berichten über bis zu 40 Millionen Euro Gesamt-Finanzbedarf für die Limburger Residenz und Versuche, die Kostenexplosion zu verschleiern. Der Bischof reist am Vormittag nach Rom - zu Gesprächen mit dem Papst.

    23. Oktober: Papst Franziskus verordnet dem Bischof eine mehrmonatige Auszeit, belässt ihn aber im Amt.

    26. März 2014: Franz-Peter Tebartz-van Elst kehrt nicht in sein Bistum zurück. Nach einer monatelangen Hängepartie nahm Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch des seit Oktober suspendierten Bischofs an.

    Derzeit nimmt eine von der Deutschen Bischofskonferenz eingesetzte Kommission die Kosten der Limburger Residenz unter die Lupe. Bis Ergebnisse vorlägen, werde Tebartz-van Elst "eine Zeit außerhalb der Diözese" verbringen.

    Wo Tebartz-van Elst seine Zwangspause verbringen wird, ist unklar. Eine Meldung der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", wonach der Bischof im unterfränkischen Kloster Münsterschwarzach unterkomme, wurde umgehend dementiert. An dieser auf nicht näher genannte Quellen gestützten Behauptung sei "nichts dran", sagte Benediktinerabt Michael Reepen der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) auf Anfrage.

    Rösch übernimmt Führung im Bistum Limburg

    Der vorübergehende Stellvertreter des Bischofs in Limburg, Wolfgang Rösch, gilt als Vertrauter von Tebartz-van Elst. Der 54 Jahre alte Theologe war bereits zuvor zum 1. Januar 2014 zum neuen Generalvikar ernannt worden. Ein Generalvikar ist der Vertreter des Diözesanbischofs im Bereich der allgemeinen Verwaltung.

    Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert  Zollitsch erklärte in Bonn zu der Papst-Entscheidung, durch sie  werde "ein Raum eröffnet, um in dieser Situation zur inneren Ruhe  zurückzufinden und eine neue Gesprächsbasis zu schaffen". "Auch die  von mir eingesetzte Prüfungskommission wird ihre Arbeit zügig und  sorgfältig fortsetzen, um die Kosten, die Finanzierung und die  Entscheidungswege rund um die Bauprojekte auf dem Limburger Domberg  zu klären." AZ, dpa, KNA, afp

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