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Libyen: Nato verstärkt Angriffe auf Tripolis

Libyen

Nato verstärkt Angriffe auf Tripolis

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    Angriff auf libysche Raketenstellung aus Perspektive eines Nato-Piloten.
    Angriff auf libysche Raketenstellung aus Perspektive eines Nato-Piloten. Foto: Foto: dpa

    Madrid Erst hört man das Heulen des Motors der heranrasenden Rakete, dann den dumpfen Aufschlag und die Explosion. In der Nacht zum Dienstag erlebten die Bewohner der libyschen Hauptstadt Tripolis so viele Angriffe wie schon lange nicht mehr. Etwa zehn Bomben- und Raketenangriffe der Nato zählten Augenzeugen: auf Gebäude innerhalb der weitläufigen Militärfestung des Diktators Muammar al- Gaddafi, auf den Geheimdienst und den staatlichen TV-Sender.

    Wo sich Gaddafi zum Zeitpunkt der schweren Angriffe aufhielt, ist unklar. Die Nato scheint entschlossen, den Diktator in die Enge zu treiben - und notfalls zu töten. Mit immer neuen Luftattacken auf sein Hauptquartier und seine Kommandozentralen soll Gaddafi aus seinem Versteck getrieben werden.

    Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen untermauerte dies mit den Worten: „Das Spiel ist aus für Gaddafi. Er sollte besser früher als später erkennen, dass für ihn und sein Regime kein Platz mehr ist.“

    In der Tat scheint sich Gaddafi in letzter Zeit kaum noch aus seinem geheimen Bunker zu trauen. Der Machthaber ist schon seit knapp vier Wochen von der Bildfläche verschwunden und niemand scheint genau zu wissen, wo er sich versteckt. Die westlichen Geheimdienste wissen aber, dass Gaddafi nicht nur in Tripolis, sondern auch in der riesigen libyschen Wüste komfortable bombensichere Verstecke bauen ließ. Anfang Mai soll Gaddafi bei einem Nato-Angriff im letzten Moment entkommen sein. Während unbestätigten Berichten zufolge sein Sohn Saif al-Arab umkam.

    Die libysche Oppositionszeitung Brnieq meldete, dass es nun auch in den Vororten von Tripolis zu Auseinandersetzungen zwischen Gaddafis Truppen und Aufständischen komme. In der von Gaddafi seit zwei Monaten belagerten Großstadt Misurata, rund 200 Kilometer westlich von Tripolis, scheint die bewaffnete Opposition derweil langsam die Kontrolle zurückzugewinnen.

    Afrikanische Flüchtlinge berichteten unterdessen, dass sie in Tripolis von Gaddafis Militär teils mit Gewalt auf jene „Todesschiffe“ getrieben werden, die dann völlig überfüllt und seeuntauglich Richtung Südeuropa aufbrechen. Diese Aussagen stützen den Verdacht, dass die von West-Libyen losfahrenden Mi- grantenboote nicht von Menschenschleppern, sondern offenbar mit Druck des Gaddafi-Regimes auf den Weg geschickt werden.

    Helfer der Internationalen Organisation für Migration berichteten nach Gesprächen mit Bootsflüchtlingen, die in den vergangenen Tagen auf der italienischen Insel Lampedusa ankamen: „Libysche Soldaten zwangen sie, mit Schüssen in die Luft, ein wartendes Boot zu besteigen.“ Zudem seien ihnen von Beamten Ersparnisse und Wertgegenstände wie Handys abgenommen worden. Kurz zuvor war ein Kahn mit rund 600 Flüchtlingen vor dem Hafen von Tripolis untergegangen.

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