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Libyen: Geht der Nato die Kraft aus?

Libyen

Geht der Nato die Kraft aus?

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    Brüssel „Es ist mühsam“, gestand Londons Verteidigungsminister Liam Fox an diesem Mittwochmorgen ein. „Wir kommen vorwärts, aber nur langsam. Der Einsatz zieht sich hin und unsere Mannschaften werden müde.“

    Die Zahlen, die Fox und seine 25 Kolleginnen und Kollegen vor sich auf dem Tisch fanden, als sie zum turnusmäßigen Treffen im Brüsseler Hauptquartier der Allianz zusammenkamen, belegen das. Zwei mit Maschinengewehren bewaffnete Lkw, eine Radarstellung, zwei Stellungen mit Anti-Luft-Raketen, eine Lkw-Stellung und fünf Kommando- und Kontrolleinrichtungen – das ist die Trefferbilanz der letzten 24 Stunden, das schmale Fazit von 66 Luftschlägen und insgesamt 157 Einsätzen. Dazu zählen zwei humanitäre Hilfseinsätze per Schiff und vier mit Flugzeugen.

    Die Nato tritt, so scheint es, auf der Stelle. 10177 Mal sind die Jets der Allianz seit dem 31. März über Libyen aufgestiegen, 3860 Mal griffen sie auch an. 1800 Ziele wurden getroffen, darunter 700 Munitionslager. Ist das viel? Ist das wenig? „Wir wissen es nicht“, heißt es in einem unveröffentlichten Lagebericht der

    „Wir brauchen mehr Unterstützung“, hatte Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen die Verteidigungsminister bereits eingestimmt. Berlins Staatssekretär Christian Schmidt winkte gleich ab: „Es bleibt von unserer Seite aus bei der Position, die wir gesagt haben, was die militärische Aktion betrifft.“ Er bestätigte, dass Großbritannien, Frankreich und auch Italien um Entlastung gebeten haben. Dabei geht es nicht nur ums Geld. Einige Regierungen geraten wohl auch unter wachsenden politischen Druck. Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy, der die Militäraktion massiv vorangetrieben hatte, hat nur einige Wochen Zeit, ehe er im Parlament um Zustimmung bitten muss. Ein Jahr vor den Neuwahlen will er das vermeiden. „Wir haben natürlich damit gerechnet, dass alles schneller geht“, sagte ein hoher Nato-Diplomat.

    Dass seit dem Wochenende nun auch Kampfhubschrauber im Einsatz sind, gilt unter Militärs als Hinweis darauf, dass man nun den Druck massiv verstärken und Gaddafi in die Knie zwingen will. Rund 70 Prozent seiner Streitmacht seien nicht mehr verfügbar. Die Schläge auf Tripolis sollten den Einmarsch der Rebellen vorbereiten. Das Wort von der Entscheidungsschlacht macht die Runde. „Wir sind entschlossen, unseren Einsatz zum Schutz der libyschen Bevölkerung so lange wie möglich fortführen“, heißt es in der Schlusserklärung, die die 26 Minister gestern verabschiedeten. Und: „Wir werden die nötigen Mittel bereitstellen.“ Die Nato werde ihren Einsatz in Libyen „erfolgreich beenden“.

    Rasmussen selbst setzte am Mittwoch noch einen anderen Schwerpunkt: Er forderte die Vereinten Nationen auf, einen Plan vorzulegen, wie die Stabilisierung Libyens realisiert werden soll, wenn Gaddafi endlich weg sei. Der Generalsekretär denkt schon an die Zukunft.

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