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Libyen: Gaddafi schießt Streumunition - wie lange hält die Nato dagegen?

Libyen

Gaddafi schießt Streumunition - wie lange hält die Nato dagegen?

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    Anhänger Gaddafis in Tripolis: Der Staatschef will Misurata so schnell wie möglich einnehmen, bevor die Nato mit Bodentruppen kommt. dpa
    Anhänger Gaddafis in Tripolis: Der Staatschef will Misurata so schnell wie möglich einnehmen, bevor die Nato mit Bodentruppen kommt. dpa

    Vor allem in der belagerten Stadt Misurata wird die Lage immer verzweifelter. Bewohner der drittgrößten Stadt sind eingekesselt und baten die Nato um Hilfe. Misurata liegt etwa 210 Kilometer östlich der Hauptstadt Tripolis und wird seit Wochen umkämpft. Die meisten Bewohner der Stadt haben zurzeit weder Strom noch Wasser. In den Krankenhäusern fehlen Medikamente und chirurgische Instrumente. Morten Rostrup von Ärzte ohne Grenzen klagte, dass sich die Situation wegen des heftigen Beschusses weiter verschlechtere. Die Krankenhäuser müssen ihre Patienten ohne abgeschlossene Behandlung entlassen, um neue Verwundete aufzunehmen. Viele Verletzte können medizinische Einrichtungen nicht erreichen, ohne erneut ihr Leben zu riskieren."

     Die US-amerikanische Organisation Human Rights Watch hatte am Freitag (Ortszeit) in New York berichtet, dass in der Nacht zum Donnerstag mindestens drei Streubomben in der Stadt niedergegangen sein. Ein Reporter der "New York Times" hatte die Munition, die international geächtet ist, entdeckt. Es seien Mörsergranaten spanischer Produktion, die sich wie Streubomben auch in der Luft öffnen und zahlreiche kleine Sprengsätze freigeben.

    Auch am Samstag lag Misurata unter Beschuss. Muammar al-Gaddafis Truppen wollen die Stadt angeblich so schnell wie möglich erobern, bevor Nato-Bodentruppen anrücken, sagte ein Bewohner in einer Audio-Botschaft, die über das Internet verbreitet wurde. US-Außenministerin Hillary Clinton sagte der "New York Times": "Ein Grund, warum der Kampf in Misurata so schwierig ist, ist, dass es auf so engem Raum bebaut ist. Alles spielt sich in den Wohngebieten ab und das macht es für die Nato und für die Kämpfer gegen Gaddafi so kompliziert."

    Vor vier Wochen hatte die Nato mit Luftangriffen auf Libyen begonnen. Und nun gehen dem Militärbündnis nach Informationen der "Washington Post" die Präzisionsbomben aus. Auf seiner Internetausgabe schreibt das Blatt, dass diese Tatsache zeige, wie eingeschränkt die Fähigkeit der Franzosen, Briten und anderer Europäer zu einem relativ begrenzten Militäreinsatz sei. Die "Post" beruft sich dabei auf Nato-Offiziere. So fehlten in Europa nicht nur Munition, sondern auch einsatzfähige Flugzeuge. Deswegen stellten Militärs die Frage, ob sich die USA weiter so in dem Konflikt zurückhalten könnten. Die Nato, Frankreich und Großbritannien wollten den Bericht nicht kommentieren.

    Am Freitag hatten Flugzeuge der Nato 145 Einsätze geflogen, darunter 58 Bombardements, teilte die Militärallianz am Samstag in Brüssel mit. Das waren so viele wie in den Vortagen. In der Nähe von Gaddafis Geburtsstadt Sirte und bei Tripolis hätten die Kampfbomber fünf beziehungsweise vier Munitionsbunker zerstört. Nahe Al-Sintan und bei Misurata wurden je zwei Panzer vernichtet. Seit Beginn der Nato-Mission am 31. März seien 1087 Kampfeinsätze geflogen worden. Die libysche Opposition fordert eine Verstärkung der Luftangriffe gegen Gaddafis Truppen.

    In der Stadt Bengasi, die von Gaddafi-Gegnern kontrolliert wird, meldeten sich Freiwillige für einen Befreiungskampf um Misurata. Aufständischen-Milizionäre erklärten dem Nachrichtensender Al-Dschasira, dass dort weniger Kämpfer, als vielmehr panzerbrechende Waffen fehlen würden. Nach Medienberichten vom Wochenbeginn sollen die libyschen Rebellen inzwischen moderne Panzerabwehrraketen vom Typ "Milan" erhalten haben. dpa

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