Mit Kosten von 700 Millionen Dollar war es eines der teuersten Gerichtsverfahren der Weltgeschichte. Sechs Jahre dauerte der Prozess um das Bombenattentat 2005 auf den langjährigen Premierminister Rafik Hariri vor dem „Sondertribunal für den Libanon“ in Den Haag. 297 Zeugen wurden vernommen, darunter mehrere libanesische Spitzenpolitiker. 2641 Seiten lang ist die Urteilsbegründung des Gerichts, welches am Dienstag drei der vier Angeklagten aus Mangel an Beweisen freisprach und einen „des Mordes an 22 Menschen, des versuchten
Attentat auf Hariri: Angeklagt waren fünf Mitglieder der Hisbollah
Von den fünf angeklagten Hisbollah-Beschuldigten, gegen die alle in Abwesenheit verhandelt wurde, leben noch vier. Mustafa Badreddine organisierte nach Überzeugung des Gerichts die Überwachung von Hariri und die Vorbereitung des Bombenanschlags. Der
In seiner Urteilsbegründung stützte sich das Gericht vor allem auf Handydaten und Nutzerprofile. Aus Millionen von Verbindungen konnten die Ermittler vier Ringe von verdächtigen Prepaid-Mobiltelefonen herausfiltern, die ausschließlich untereinander kommunizierten. Im Zentrum stand ein Netz von acht „roten“ Handys. Sie gehörten dem direkten Killerteam, zu dem auch der verurteilte Salim Ayyash gehörte, welches Hariri in den Tagen vor dem Attentat auf Schritt und Tritt gefolgt war.
Hariri-Attentat legte Häuserreihe in Schutt und Asche
Viele Beiruter waren damals am 14. Februar 2005 gerade beim Mittagessen, als an der Corniche unweit vom Hafen die drei Tonnen Sprengstoff auf der Ladefläche des weißen Mitsubishi-Canter explodierten. Der Selbstmordanschlag, der eine ganze Häuserreihe in Schutt und Asche legte, galt dem Konvoi von Hariri. Der 61-jährige Ex-Premier, der selbst am Steuer seines gepanzerten Mercedes saß, war sofort tot. Mit ihm starben 21 Menschen. 226 wurden verletzt, einige sehr schwer. Den libanesischen Behörden warf das Gericht vor, den Anschlagsort nicht professionell abgesucht und gesichert sowie noch am selben Tag wichtige Spuren beseitigt zu haben. Eines der Opfer wurde erst 17 Tage später in den Trümmern gefunden, weil seine Familie aus eigener Tasche ein Suchteam mit Spürhunden anheuerte.