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Leitartikel: Seehofer heizt die Nachfolgedebatte an

Leitartikel

Seehofer heizt die Nachfolgedebatte an

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    Ministerpräsident nur noch bis 2018: Bayerns Regierungschef Horst Seehofer will nicht erneut kandidieren.
    Ministerpräsident nur noch bis 2018: Bayerns Regierungschef Horst Seehofer will nicht erneut kandidieren. Foto: Frank Leonhardt (dpa)

    Horst Seehofer kann’s nicht lassen. Als er pünktlich zur Klausur der CSU-Landesgruppe in Wildbad Kreuth seine Ankündigung wiederholte, 2018 nicht mehr als Ministerpräsident zu kandidieren, musste jedem klar sein, dass er damit die Nachfolgedebatte noch einmal richtig befeuert hat. Die CSU hatte ihre Schlagzeilen, nachdem sachpolitische Themen wie Asyl oder Zuwanderung schon in den Tagen vor Kreuth abgefeiert worden waren.

    Selbstverständlich hat Seehofer trotz aller anderslautender Beteuerungen den Termin bewusst gesetzt. Auch wenn er für sich in Anspruch nehmen kann, eigentlich nie etwas anderes gesagt zu haben, und der Neuigkeitswert der Nachricht gegen null gehe. Allerdings hatte der CSU-Chef im vergangenen Oktober auch gesagt, dass er wisse, was zu tun sei, wenn die Nachfolge nicht reibungslos laufen sollte. Wobei er damit wohl meinte, nicht in seinem Sinne laufen sollte.

    Seehofer öffnet Spekulationen Tür und Tor

    2015 werde frei sein von Personaldebatten, hat Seehofer in Kreuth betont. Die Debatte hat er nun selbst angestoßen und den Spekulationen Tür und Tor geöffnet. Übrigens zum Missfallen vieler Parteifreunde in der CSU, die nicht verstehen wollen, warum er es zum jetzigen Zeitpunkt getan hat.

    In einer Zeit, in der die CSU unter seiner Führung zu alter Stärke zurückgefunden hat. Sie regiert im Landtag mit einer absoluten Mehrheit und hat als kleinster Partner in der Großen Koalition in Berlin ihre wesentlichen politischen Wahlziele durchgesetzt: das Betreuungsgeld, die Mütterrente und wohl auch die Pkw-Maut für Ausländer.

    Kaum ein Wort darüber in Kreuth. Vielmehr wurde über Namen diskutiert, wer denn Seehofers Nachfolge im Amt des Parteivorsitzenden und Ministerpräsidenten antreten könnte. Über Kronprinzessinen und Kronprinzen, über „Prinzlinge“, wie es Seehofer selbst seit seiner jüngsten China-Reise nennt. Ganz oben auf der Kandidatenliste stehen Bayerns Finanzminister Markus Söder und Wirtschaftsministerin Ilse Aigner. Gehandelt werden in CSU-Kreisen aber auch der bayerische Innenminister Joachim Herrmann, Staatskanzleichef Marcel Huber, der Vorsitzende der konservativen EVP-Fraktion im Europäischen Parlament, Manfred Weber, und nicht zuletzt Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt.

    Söder wird weniger kritisch beurteilt

    Wobei sich die Frage aufdrängt, ob die Ämter von Parteichef und Ministerpräsident auch künftig in einer Hand sein müssen. Nicht wenige in der CSU halten ein Modell für denkbar, nach dem Söder als Parteichef ins Bundeskabinett wechseln könnte und Aigner als „Landesmutter“ in München bleibt. Söder wird am ehesten zugetraut, bayerische Interessen in Berlin zu vertreten und den bundespolitischen Anspruch der CSU zu formulieren. Der Franke hat in der Partei Boden gutgemacht, er wird inzwischen weitaus weniger kritisch beurteilt als noch in der Vergangenheit. Die Anfangseuphorie für seine oberbayerische Kontrahentin Ilse Aigner ist dagegen etwas abgekühlt. Es gibt in der CSU Zweifel, dass sie die mächtige Rolle als Ministerpräsidentin und Parteichefin ausfüllen kann. Sympathisch allein reiche eben nicht.

    Schon werden Stimmen laut, die daran erinnern, dass die CSU auch mit der Doppelspitze Theo Waigel/Edmund Stoiber durchaus erfolgreich war. Nicht vergessen ist jedoch auch die kurze Episode, als Erwin Huber und Günther Beckstein das Führungsduo bildeten. Beide blieben damals in München und mussten 2008 nach dem schlechtesten Landtagswahlergebnis abtreten. Horst Seehofer löste sie damals ab – und mit ihm hatte wenige Jahre zuvor nun wirklich niemand gerechnet…

    Markus Söder hat in der Partei Boden gutgemacht

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