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Leitartikel: Realo-Duo Özdemir und Göring-Eckard soll es bei den Grünen richten

Leitartikel

Realo-Duo Özdemir und Göring-Eckard soll es bei den Grünen richten

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    Katrin Göring-Eckardt und Cem Özdemir sollen für Erfolg bei der Bundestagswahl 2017 sorgen.
    Katrin Göring-Eckardt und Cem Özdemir sollen für Erfolg bei der Bundestagswahl 2017 sorgen. Foto: Kay Nietfeld (dpa)

    Bei den Grünen ist die Basis der Boss. Der Boss hat jetzt ein Machtwort gesprochen, und zwar mit der Stimme der Vernunft. So war die Urwahl der beiden Spitzenkandidaten der Partei für die Bundestagswahl viel mehr als nur eine weitreichende personelle Weichenstellung. Mit diesem Votum haben die Parteimitglieder auch den ständig schwelenden, oft lähmenden Streit zwischen dem bürgerlichen Realo- und dem linken Fundi-Flügel bis auf Weiteres entschieden.

    Ein Realo-Duo soll es richten, Katrin Göring-Eckardt und Cem Özdemir, zwei bewährte Kräfte, die bereits gezeigt haben, dass sie für Sachpolitik ohne ideologische Scheuklappen stehen. An der evangelischen Ex-Bürgerrechtlerin aus Thüringen und dem Gastarbeitersohn aus Schwaben führt derzeit bei den Grünen kein Weg vorbei – noch. Denn obwohl bei der Urwahl knapp unterlegen, zählt auch Robert Habeck zu den Gewinnern. Mit ihm wird künftig zu rechnen sein – möglicherweise sogar als Parteichef. Bundespolitisch ein weitgehend unbeschriebenes Blatt, hat er gezeigt, dass er auf größerer Bühne durchaus punkten kann.

    Auch Habeck wird eher den Realos zugerechnet, obgleich der Schriftsteller und Doktor der Philosophie sich selbst gegen eine solche Einordnung wehrt. Als schleswig-holsteinischer Umweltminister hat Habeck seinen Blick für das Machbare geschärft. Er steht auch für die vielen grünen Politiker, die in inzwischen elf Bundesländern in der Verantwortung stehen – allen voran der beliebte baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann.

    Toni Hofreiter ist Verlierer bei den Grünen

    Großer Verlierer ist dagegen Toni Hofreiter, Nachfahr jener strickenden, zauseligen Polit-Rebellen, die sich einst anschickten, die deutsche Politik durcheinanderzuwirbeln. Der Vorsitzende der Bundestagsfraktion und einzige Fundi unter den drei männlichen Kandidaten etwa macht keinen großen Hehl daraus, dass er sich ein rot-rot-grünes Bündnis auch auf Bundesebene wünscht.

    Dass er so deutlich abgeschmiert ist, zeigt, dass weite Teile der grünen Klientel politisch längst in die bürgerliche Mitte gerückt sind. Viele der Revoluzzer von damals gehören heute zu den Besserverdienenden, denen die grünen Parteilinken so gerne tiefer in den Geldbeutel greifen würden. Ein großer Teil der Stammwähler ist es leid, dass sich manche ihrer Spitzenfunktionäre ein ums andere Mal mit Vorschlägen aus dem grünen Wolkenkuckucksheim blamieren.

    Sie wollen nicht über kassenfinanzierte „Sex-Assistentinnen“ für Pflegebedürftige diskutieren oder den „Veggie-Day“. Und sie schütteln entnervt den Kopf, wenn Parteichefin Simone Peter den Einsatz der Kölner Polizei in der Silvesternacht kritisiert. Wohlgemerkt den Einsatz am jüngsten Jahreswechsel, als dank einer massiven

    Grüne wollen zweistelliges Wahlergebnis bei der Bundestagswahl 2017

    Weite Teile der Partei haben auch kein Verständnis mehr, wenn ein neu gewählter grüner Justizsenator in Berlin sich als erste Amtshandlung für die Einführung geschlechtsneutraler Toiletten einsetzt – während die Stadt noch die zwölf Toten eines islamistischen Anschlags beklagt.

    Den Realos obliegt es nun, die Partei wieder auf den Weg der Vernunft und zu einem deutlich zweistelligen Wahlergebnis zu führen – möglichst bis an die Regierung. Das Ergebnis der Urwahl indes als vorgezogene Koalitionsaussage zu deuten, wäre falsch. Rot-Rot-Grün wäre auch mit Göring-Eckardt und Özdemir vorstellbar. Wenn sich der Partei eine Möglichkeit der Regierungsbeteiligung bietet, wird sie zuschlagen.

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