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Leitartikel: Frank-Walter Steinmeier: An Deutschlands Spitze steht der Anti-Trump

Leitartikel

Frank-Walter Steinmeier: An Deutschlands Spitze steht der Anti-Trump

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    Frank-Walter Steinmeier ist am Sonntag zum Bundespräsidenten gewählt worden.
    Frank-Walter Steinmeier ist am Sonntag zum Bundespräsidenten gewählt worden. Foto: Ralf Lienert

    Nichts ist mehr, wie es war. Das Alte verliert an Attraktion. Das radikal Neue bricht sich Bahn und fegt ohne Rücksicht auf Verluste alles hinweg, was sich ihm in den Weg stellt. In der Wirtschaft ist die „Disruption“, die Verdrängung einer Technologie, eines Produkts oder einer ganzen Branche durch eine radikale Innovation oder eine revolutionäre Neuentwicklung gang und gäbe. Lang ist die Liste der Verlierer, selbst Marktführer, eben noch erfolgreich, sind davor nicht gefeit.

    Das ist Frank-Walter Steinmeier

    Frank-Walter Steinmeier wird neuer Bundespräsident. Stationen seines Lebens.

    Frank-Walter Steinmeier wurde am 5. Januar 1956 in Detmold-Brakelsiek bei Bielefeld geboren. Er stammte aus einfachen Verhältnissen. Sein Vater war Tischler, die Mutter Forstarbeiterin.

    Am neusprachlichen Gymnasiums in Blomberg hat Steinmeier 1974 sein Abitur gemacht. Ein Jahr später trat er der SPD bei. Er hat Rechts- und Politikwissenschaften an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert und 1982 das Erste Staatsexamen abgelegt. Vier Jahre später dann das Zweite.

    Anschließend arbeitete Frank-Walter Steinmeier als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Öffentliches Recht und Wissenschaft der Universität Gießen, wo er auch promovierte.

    Von 1991 bis 1993 war Frank-Walter Steinmeier Referent für Medienrecht und Medienpolitik in der Niedersächsischen Staatskanzlei in Hannover. Im Anschluss leitete er das Privatbüro von Gerhard Schröder, der zu dieser Zeit niedersächsischer Ministerpräsident war.

    1995 heiratete er die Verwaltungsrichterin Elke Büdenbender. Das Ehepaar hat eine Tochter namens Merit. Die Familie lebt in Berlin-Zehlendorf.

    Nachdem er einige Jahre in der Staatskanzlei des Landes Niedersachsen beschäftigt war, wurde er 1998 Staatssekretär im Bundeskanzleramt. Außerdem war er für die Bundesnachrichtendienste zuständig.

    Am 1. Juli 1999 übernahm er schließlich die Leitung des Bundeskanzleramtes. Für die nächsten sechs Jahre behielt er diese Position. Im November 2005 wurde Frank-Walter Steinmeyer dann zum Bundesaußenminister ernannt.

    Er war stellvertretender Parteivorsitzender und Vizekanzler. 2008 wurde er zum Kanzlerkandidaten der SPD gewählt. Bei der Bundestagswahl 2009 unterlag er jedoch der amtierenden Bundeskanzlerin Angela Merkel.

    Im September 2009 wurde Steinmeier mit deutlicher Mehrheit zum Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion gewählt. Im selben Jahr war sein Buch "Mein Deutschland. Wofür ich stehe" erschienen.

    2010 hat Frank-Walter Steinmeier seiner kranken Ehefrau eine Niere gespendet. Im Anschluss daran zog er sich für einige Zeit aus dem politischen Tagesgeschäft zurück.

    Ab 2013 war Steinmeier wieder Bundesaußenminister.

    Steinmeier ist ein leidenschaftlicher Fan des Fußballvereins FC Schalke 04. Er entspannt sich außerdem bei Jazzmusik und in den Bergen beim Wandern.

    Am 12. Februar 2017 wurde Frank-Walter Steinmeier zum Bundespräsidenten gewählt.

    Nun hat dieser Prozess auch die Politik erreicht. Donald Trump gewann die Wahlen in den USA mit dem Versprechen, das Establishment in Washington zu zertrümmern und die bestehende Ordnung zu beseitigen. Und er meint es ernst – mit unabsehbaren  Folgen für die gesamte Welt. Die Bündnisverpflichtungen im Rahmen der Nato stellt er ebenso in Frage wie die Vereinbarungen zum freien Welthandel. Die alte Ordnung wird zum Einsturz gebracht.

    Und andere wollen seinem Beispiel folgen, Marine Le Pen in Frankreich, Geert Wilders in den Niederlanden, Ukip in Großbritannien oder auch die AfD in Deutschland. Sie sagen dem demokratischen System und dem verhassten Establishment den Kampf an, lehnen die internationalen Verflechtungen und Bündnissysteme ab und fordern eine Re-Nationalisierung der Politik.

    Die Wahl von Frank-Walter Steinmeier ist ein wichtiges Signal

    In dieser angespannten Situation ist die Wahl von Frank-Walter Steinmeier zum neuen Bundespräsidenten (Lesen Sie hier nach, wie die Bundesversammlung Steinmeier wählte: Bundesversammlung wählt Steinmeier zum Bundespräsidenten) ein Signal, das gar nicht wichtig genug ist. Schien die Nominierung des früheren Außenministers vor wenigen Wochen noch wie eine Notlösung zu wirken, weil die Union keinen eigenen Kandidaten fand und die CSU in jedem Fall einen Grünen verhindern wollte, so ist seine Kür nun geradezu richtungsweisend – eine Botschaft an das eigene Land wie an die europäischen Nachbarn und die westliche Welt: An der Spitze Deutschlands steht in den nächsten fünf Jahren geradezu der personifizierte Anti-Trump. Ein Mann, der von allen den Staat tragenden Parteien der Republik getragen wird, CDU,

    Alle Bundespräsidentenwahlen seit 1949 waren – jede auf ihre Art - Richtungsentscheidungen und regierten Seismographen gleich sensibel auf die jeweils herrschende politische Großwetterlage. Frank-Walter Steinmeier ist so gesehen der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Zu seiner Erfahrung im „Maschinenraum“ der Politik, im Kanzleramt, sowie auf der großen Bühne der Weltpolitik als Außenminister gesellen sich hohes Ansehen und Beliebtheit in der Bevölkerung, ein festes Wertegerüst und Reputation im In- wie Ausland.

    Steinmeier setzt auf Kooperation, nicht auf Konfrontation

    In einer Zeit der Unvernunft ist er eine Stimme der Vernunft, in einer Phase, in der Hass, Verleumdung und Verachtung für die etablierten Kräfte dominieren, tritt er rational, besonnen und ausgleichend auf. Ein Diplomat, der auf die Kraft des Arguments setzt, sich der Kooperation verpflichtet fühlt, nicht der Konfrontation.

    Kann er zusammenhalten, was auseinanderstrebt? Versöhnen, was den Streit sucht? Und einbinden, was das Bestehende verdrängen und zerstören will? Ist überhaupt noch der Dialog mit jenen möglich, die sich in die geschlossenen Echo-Räume ihres eigenen Weltbildes zurückgezogen haben? Steinmeier steht vor einer gewaltigen Herausforderung: Als Präsident muss er einer verunsicherten Bevölkerung Halt und Orientierung geben, den Menschen zuhören, sie ernst nehmen und dabei doch mit Herz und Kopf, Gefühl und Verstand die Werte des freiheitlichen und demokratischen Rechtsstaats verteidigen. Eine neue Rolle für Steinmeier: Es geht nicht mehr darum, die Welt zu retten, es reicht, wenn er das eigene Land davor bewahrt, Schaden zu nehmen.

    Lesen Sie dazu auch unser Porträt: Frank-Walter Steinmeier - der beliebte neue Bundespräsident

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