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Leitartikel: Die schreckliche neue Welt der IS-Terroristen

Leitartikel

Die schreckliche neue Welt der IS-Terroristen

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    Der Kampf gegen den IS brachte erste Erfolge. Doch das genügt nicht.
    Der Kampf gegen den IS brachte erste Erfolge. Doch das genügt nicht. Foto: Sebastian Backhaus/Archiv (dpa)

    Wenn die Terroristen des Islamischen Staates gestern nicht im Norden Syriens die kurdische Stadt Kobane angegriffen hätten, wäre ein in höchstem Maße unerfreulicher Jahrestag kaum beachtet worden: Seit Juni 2014 nehmen die religiösen Fanatiker und Gewalttäter den Namen „Islamischer Staat“ (IS) für sich in Anspruch. Damit fordern die Dschihadisten offen die ganze Welt heraus. Zuvor hatten sie sich nur für den Irak und Syrien zuständig erklärt.

    Mit spektakulären militärischen Erfolgen schienen sie eine Zeit lang auf der Siegerstraße zu sein. So beherrschen die Milizionäre, die mit dem Salafismus einer altertümlichen Auslegung des Islam huldigen, seit gut einem Jahr auch Mossul, die zweitgrößte Stadt des Irak, die bis dahin knapp drei Millionen Einwohner hatte. Doch in Kobane kam die Wende. Die Dschihadisten belagerten monatelang die von kurdischen Kämpfern verteidigte Stadt, mussten im Januar aber geschlagen abziehen. Manche Kommentatoren sprachen bereits vom „Stalingrad des IS“. Aber für Triumphgefühle war es zu früh, wie sich am gestrigen Tag erneut gezeigt hat. Trotz einer Schwächung durch die Luftangriffe, die die Amerikaner und ihre Verbündeten gegen die Milizionäre fliegen, sind sie weiter brandgefährlich. Um Kobane wird abermals gekämpft, und vor kurzem gelangen dem IS sogar neue Landgewinne: Das syrische Palmyra und das irakische Ramadi wurden erobert.

    Für die Bewohner der Landstriche, die unter die Kontrolle der Dschihadisten geraten, beginnt ein Martyrium. Wie Überlebende berichten, werden vom IS Vertreter der alten Obrigkeit wie Beamte und Soldaten, aber auch Andersgläubige in großer Zahl hingerichtet, wobei die Kämpfer vor schlimmsten Verbrechen nicht zurückschrecken. So wurden ihre Opfer teilweise gefoltert, gekreuzigt, enthauptet oder bei lebendigem Leib verbrannt. Einwohner, die sich unterwerfen, werden dagegen mit sozialen Wohltaten geködert. Doch wehe, wenn sie sich auflehnen. Eine religiöse Polizei kontrolliert die Einhaltung der rigiden salafistischen Glaubensvorschriften.

    Erste Erfolge gegen den IS

    Der militärische Kampf gegen den IS hat erste Erfolge gebracht: Vor allem die Kurden im Nordirak konnten Gebiete zurückerobern. Geholfen haben ihnen dabei auch Waffen, die Deutschland geliefert hat. Am wirksamsten waren indes die Luftschläge sowie Landoperationen der irakischen Armee und verbündeter Stammesverbände. Nach Angaben von US-Vizeaußenminister Antony Blinken sind bisher 25 Prozent der von den Dschihadisten besetzten Gebiete befreit und 10000 Milizionäre getötet worden. Da die Miliz aber wohl über 100000 Kämpfer verfügt, ist sie damit nicht vernichtend geschlagen.

    Profitiert hat der IS vom Glaubenskrieg innerhalb des Islam zwischen Sunniten und Schiiten sowie vom damit verbundenen Hegemonialkonflikt zwischen dem sunnitischen Saudi-Arabien und dem schiitischen Iran. Daneben half die Schwächung und Beseitigung autoritärer Regime den Terroristen. In Syrien profitieren sie vom Bürgerkrieg zwischen dem Assad-Regime und der Opposition, der beide Lager schwächte. Im Irak wird der IS von ehemaligen Offizieren des Saddam-Regimes unterstützt, das 2003 durch die US-Intervention gestürzt wurde, sowie von

    Solche Konflikte müssen dringend gelöst werden. Im „befreiten“ Irak muss endlich eine richtige Demokratie entstehen, der Staat muss alle Volksgruppen repräsentieren. Sonst können auch Luftschläge und Waffenlieferungen das Blatt nicht wenden.

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