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Laszlo Csatary: 98-Jähriger in Ungarn wegen Nazi-Kriegsverbrechen angeklagt

Laszlo Csatary

98-Jähriger in Ungarn wegen Nazi-Kriegsverbrechen angeklagt

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    Laszlo Csatary: Er soll an der Deportation von 15.700 Juden beteiligt gewesen sein.
    Laszlo Csatary: Er soll an der Deportation von 15.700 Juden beteiligt gewesen sein. Foto: Bea Kallos dpa

    Laszlo Csatary ist mittlerweile 98 Jahre alt, vor einer Anklage schützt ihn sein biblischer Alter aber nicht. Er muss sich wegen Beihilfe zur Tötung tausender Juden im Zweiten Weltkrieg verantworten .

    Die ungarische Justiz hat Anklage gegen  den mutmaßlichen Nazi-Kriegsverbrecher erhoben. Da der Fall des 98-Jährigen "außergewöhnlich" sei, müsse nun binnen 90 Tagen ein Prozess gegen ihn beginnen, teilte die Staatsanwaltschaft  am Dienstag mit. Csatary soll in den Jahren 1941 bis 1944 maßgeblich an der Deportation von 15.700 Juden aus dem Ghetto Kaschau (Kosice) in der heutigen Slowakei in Konzentrationslager der Nationalsozialisten mitgewirkt haben.

    Laszlo Csatary soll Gefangene grausam gefoltert haben

    Nach bisherigen Erkenntnissen habe Csatary von Mai bis Juni 1944 im Sammellager Kosice in der heutigen Slowakei Gefangene gefoltert, sagte Staatsanwalt Ibolya weiter. Csatary habe befohlen, dass die Waggons, mit denen die Gefangenen in andere Konzentrationslager transportiert wurden, keine Lüftung haben sollten.

    Die meistgesuchten Nazi-Kriegsverbrecher

    Etliche Nazi-Kriegsverbrecher wurden oder werden bis in die heutige Zeit hinein gesucht.

    Aribert HEIM (Ägypten) - Nach Presseberichten soll der als «Dr. Tod» berüchtigte frühere KZ-Arzt bereits 1992 im Alter von 78 Jahren in Kairo gestorben sein. Das Wiesenthal-Zentrum bezweifelt die Angaben, weil weder der Tod bestätigt noch die sterblichen Überreste gefunden worden sind. Im September 2012 erklärte ihn das Landgericht Baden-Baden aber offiziell für tot.

    Alois BRUNNER (Syrien) - Der wichtigste bislang strafrechtlich nicht verfolgte Nazi-Kriegsverbrecher ist möglicherweise nicht mehr am Leben. Der ehemalige SS-Hauptsturmführer soll als «Ingenieur der Endlösung» für den Tod von etwa 130 000 Juden aus mehreren Ländern verantwortlich sein. Brunner wurde zuletzt 2001 in Damaskus gesehen.

    Michail GORSCHKOW (Estland) - Laut Wiesenthal-Zentrum diente er der Gestapo als Übersetzer und war am Massenmord von Juden in Weißrussland beteiligt.

    Algimantas DAILIDE (Deutschland) - Er soll Juden festgenommen haben, die später von Nationalsozialisten getötet wurden. Von den USA ausgeliefert, wurde er in Litauen verurteilt, musste seine Haft aber wegen seines Gesundheitszustands nicht antreten und lebt heute in Sachsen.

    Ivan (John) KALYMON (USA) - Der gebürtige Ukrainer hat für die deutschen Besatzer in der Ukraine als Hilfspolizist gearbeitet und soll an der Deportation und Ermordung von Juden beteiligt gewesen sein. Er lebt im US-Bundesstaat Michigan.

    Soeren KAM (Deutschland) - Ehemaliges SS-Mitglied, wird beschuldigt, für den Tod eines dänischen Journalisten verantwortlich zu sein. Kam soll das Einwohnerverzeichnis der jüdischen Gemeinde in Dänemark gestohlen und damit die Deportation von dänischen Juden in deutsche Konzentrationslager ermöglicht haben. Dänemark hat 1999 die Ausweisung beantragt.

    Karoly (Charles) ZENTAI (Australien) - Nahm 1944 an der Verfolgung und dem Mord an Juden in Budapest teil. Ungarn hat 2005 die Auslieferung beantragt. Zentais letzter Einspruch wird derzeit vor Gericht in Perth verhandelt.

    Adam NAGORNY (Deutschland) - Als Wärter im Konzentrationslager Treblinka soll er mehrere Gefangene erschossen haben. Die Münchner Staatsanwaltschaft hat zu Beginn des Jahres Ermittlungen aufgenommen.

    Gerhard SOMMER (Deutschland) - Der frühere SS-Untersturmführer soll 1944 an einem Massaker mit 560 Toten in der toskanischen Gemeinde Sant'Anna di Stazzema beteiligt gewesen sein. Im Juni 2005 war er von einem italienischen Gericht zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

    Klaas Carl FABER (Deutschland) - In den Niederlanden für den Tod von Gefangenen im Transitlager Westerbork und dem Gefängnis von Groningen 1944 zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde 1948 in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt. Flucht aus dem Gefängnis 1952. Im Mai 2012 gestorben.

    Milivoj ASNER (Österreich) - Der ehemalige Polizeichef in Kroatien soll an der Verfolgung und Deportation von Serben, Juden sowie Sinti und Roma beteiligt gewesen sein.

    Dies habe fast 12 000 Gefangene betroffen, die binnen jener zwei Monate in vier bis fünf Zügen unter anderem nach Auschwitz gebracht worden seien. Zudem habe Csatary regelmäßig Gefangene mit einer Peitsche geschlagen, ohne Rücksicht auf deren Alter, Geschlecht oder Gesundheitszustand.

    Mutmaßlicher Nazi-Kriegsverbrecher Csatary bestreitet Vorwürfe

    Csatary selbst wies die Anschuldigungen stets von sich. Er habe als Polizeichef während der Nazi-Zeit "nur Befehle erfüllt" und seine "Pflicht getan". Das sagte der 97-Jährige laut Internet-Zeitung "index.hu" bei der Vernehmung durch die Staatsanwaltschaft.

    Nach dem Krieg lebte Csatary unbehelligt unter falschem Namen in  Kanada. Als die Behörden im Jahr 1995 seine wahre Identität  herausfanden, floh er in seine ungarische Heimat. Im Jahr 2011  machte das Simon-Wiesenthal-Zentrum in Jerusalem die ungarischen  Behörden auf seinen mutmaßlichen Aufenthaltsort aufmerksam.

    Laszlo Csatary wurde bereits zum Tode verurteilt

    Im vergangenen Juli wurde Csatary schließlich in der Hauptstadt  Budapest festgenommen und steht seither dort unter Hausarrest.  Csatary war bereits im Jahr 1948 in der damaligen Tschechoslowakei  in Abwesenheit zum Tod verurteilt worden. Im April wandelte die  slowakische Justiz das Todesurteil gegen ihn in eine lebenslange  Haftstrafe um. (AZ/dpa/afp)

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