Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Landwirtschaft: Schon wieder fällt die Ernte schlecht aus - aber nicht überall

Landwirtschaft

Schon wieder fällt die Ernte schlecht aus - aber nicht überall

    • |
    Schon seit mehreren Jahren haben die Landwirte mit schlechten Ernteerträgen wegen des Wetters zu kämpfen.
    Schon seit mehreren Jahren haben die Landwirte mit schlechten Ernteerträgen wegen des Wetters zu kämpfen. Foto: Soeren Stache, dpa

    Erneut blicken die deutschen Landwirte mit Sorge auf die Bilanz ihres Arbeitsjahres: Der Klimawandel, die niedrigen Preise und die Folgen der Corona-Pandemie setzen der Branche zu. Erneut fällt die Ernte in diesem Jahr schwach aus – zumindest im Schnitt. "Bei manchen Landwirten ist das das dritte Jahr mit einer deutlich unterdurchschnittlichen Ernte", sagte der Präsident des Deutschen Bauernverbands, Joachim Ruckwied. "Es war ein anspruchsvolles Anbaujahr." Auffällig sind, wie schon in den Vorjahren, die extremen regionalen Unterschiede – manchmal sogar innerhalb einer Gemarkung –, die durch Wetter-Extreme entstehen.

    Bauern in Franken leiden unter der Trockenheit

    In Nordbayern etwa hat eine kalte Mainacht genügt, um schwere Schäden an der zu diesem Zeitpunkt blühenden Wintergerste anzurichten. Hinzu kam in dieser Region die anhaltende Trockenheit – Franken gilt seit vielen Jahren als niederschlagärmste Gegend in Bayern. Für die Bauern bedeutete dies teilweise den Totalausfall. "Was wir als Landwirte feststellen müssen: Der Klimawandel manifestiert sich", sagte Joachim Ruckwied. "Wir dreschen deutlich früher, wir haben nicht mehr die Stabilität der Ernteerträge, die wir vor 10, 15 Jahren noch hatten."

    Was für die Verbraucher eine gute, für die Landwirte eine schlechte Nachricht ist: Trotz der zurückgehenden Erträge ziehen die Preise für Lebensmittel nicht an, vielfach bleiben sie sogar unter dem Niveau der Vorjahre. Das habe Folgen für die Betriebe: Viele könnten nicht mehr kostendeckend arbeiten. "Die Situation ist angespannt", sagte Ruckwied. Erklären lässt sich das Paradox durch den Weltmarkt. Der ist gut gefüllt mit Weizen aus Russland und der Ukraine, den beiden Kornkammern im Osten.

    Ernte 2020: Im Süden Bayerns ist die Lage besser

    Deutlich besser ist die Lage im Süden Bayerns. "Hier haben wir keinen Grund zum Jammern", sagt Anton Huber vom bayerischen Bauernverband. Vor allem der Regen habe den Unterschied gemacht, die Wasservorräte in den tieferen Schichten seien weitgehend aufgefüllt. Trotzdem hofft auch Huber darauf, über neue Zuchtmethoden Pflanzen heranzuziehen, die weniger empfindlich auf Trockenperioden reagieren. "Allerdings dürfen die bei uns nicht angewandt werden, sie gelten als Gentechnik", sagt Huber. Schon heute versucht die Landwirtschaft, auf die Witterungsverhältnisse zu reagieren. Eine Pflanze, die trockenere Zeiten aushält und dann bei Regen wieder aufholt, ist der Mais. "Das ist auch ein Grund, weshalb der Maisanbau zunimmt", sagt Huber. Inzwischen wird auf über einem Viertel der bayerischen Ackerfläche Mais kultiviert.

    Doch die Landwirte hoffen auch auf politische Unterstützung samt Milliardenhilfen. Bauernpräsident Ruckwied forderte die Einführung einer sogenannten Mehrgefahrenversicherung, damit sich Landwirte gegen die Folgen des Klimawandels absichern können. Dafür brauche es eine Anschubfinanzierung von Bund und Ländern, und zwar jährlich 400 Millionen bis 500 Millionen Euro mindestens für die ersten drei Jahre. Die Versicherung solle es den Landwirten ermöglichen, das Risiko etwa extremer Wetterlagen selbst zu reduzieren. Den Aufbau einer solchen Versicherung könne die Landwirtschaft alleine nicht stemmen.

    Landwirtschaftsministerium appelliert an Unternehmer-Pflichten der Bauern

    Das Bundeslandwirtschaftsministerium reagierte zurückhaltend. "Was die Vorsorge angeht, so sind die Landwirte in der Pflicht, selbst Risikomanagement gegen Wetterextreme zu betreiben, etwa durch Anpassung ihrer Wirtschaftsweisen – sie sind Unternehmer", teilte eine Sprecherin mit. Eine solche Versicherung über das Programm Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) zu fördern, wie der Bauernverband vorschlägt, halte man für "schwierig".

    Lesen Sie dazu auch:

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden