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Landtagswahl in NRW: Pressestimmen: Röttgens Blamage und Krafts Wohlfühl-Wahlkampf

Landtagswahl in NRW

Pressestimmen: Röttgens Blamage und Krafts Wohlfühl-Wahlkampf

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    Historischer Sieg: Hannelore Kraft hat nach der NRW-Wahl gut lachen.
    Historischer Sieg: Hannelore Kraft hat nach der NRW-Wahl gut lachen. Foto: Maurizio Gambarini, dpa

    "Mannheimer Morgen" Die Blamage des Bundesumweltministers ist nur noch vergleichbar mit der schmählichen 2:5-Niederlage der Münchner Bayern gegen Borussia Dortmund. Und Röttgens Mission fällt umso kläglicher aus, als die ebenso sympathische wie bodenständige SPD-Ministerpräsidentin mit ihrem fulminanten rot-grünen Wahlsieg nun alles weit überstrahlt. Sie zielte auf die Herzen der Wähler, ihrem intellektuell blass wirkenden Herausforderer dagegen fehlt völlig das Talent zum Menschenfänger. Doch bevor Sigmar Gabriel seine Partei bereits im Kanzleramt regieren sieht, sollte er bedenken, dass der sozialdemokratische Triumph in Nordrhein-Westfalen einen Namen hat: Hannelore Kraft. Es ist noch lange nicht garantiert, dass es ein Gabriel, Frank-Walter Steinmeier oder Peer Steinbrück ebenso gut machen kann.

    "Mehrheit will einen Staat, der verteilt, auch wenn er das auf Pump tut"

    "Frankfurter Rundschau": Früher war Politik das Versprechen auf eine bessere Zukunft.  Heute übt offenbar das Versprechen, dass es bleiben kann wie es  ist, eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus... An der Ruhr wurde nach dem Krieg der  Wohlstand der Bundesrepublik geschaffen, das Wirtschaftswunder  basierte auf Kohle und Stahl. Die Zeiten sind längst vorbei. Erst  haben die Südländer NRW weit abgehängt, gerade werden die Städte des

    "Kölner Stadt-Anzeiger": Eine Mehrheit der Wähler will ganz offenbar den behütenden und  die Dinge regelnden Staat. Einen starken Staat, der verteilt, auch  wenn er das auf Pump tut und sich eigentlich schwächt. Da passte  es, dass sich Hannelore Kraft, die man auch barsch und streng kennt, geschickt als Landesmutter zu inszenieren wusste. All das  wird Konsequenzen auch für die Politik in Berlin haben. Zum einen wird Kraft, ob sie es will oder nicht, als mögliche  Kanzlerkandidatin gehandelt. Ihr Wohlfühl-Wahlkampf wird uns 2013  wieder begegnen - weil er Erfolg hatte.

    "NRW bedeutet nicht Röttgen wählen"

    "Hannoversche Allgemeine Zeitung": Landesweit gaben drei Viertel der Wähler dem Kürzel NRW eine neue Bedeutung: nicht Röttgen wählen... Zu warnen ist indessen vor bundespolitischen Überhöhungen des NRW-Ergebnisses, wie sie gelegentlich aus der SPD zu hören sind. Übertrieben wäre es beispielsweise, nun Frau Kraft gleich zur neuen potenziellen Kanzlerkandidatin auszurufen. Sie hat, ein bisschen wie weiland Johannes Rau, eine Art "Wir in NRW"-Gefühl geweckt. Aber sie wurde in diesem Wahlkampf gegen den sich selbst nach unten schraubenden

    "Badische Zeitung" (Freiburg): Vor Euphorie in den Berliner Parteizentralen von SPD und Grünen sei gewarnt. Nordrhein-Westfalen war keine kleine Bundestagswahl. Bis zur großen ist noch ein langer Weg, die Parteibindungen der Wähler sind außerordentlich labil und den Genossen fehlt eine unumstrittene Spitzenfigur. Hannelore Kraft wird bei deren Findung nun ein gewichtiges Wort mitreden. Ihren Wahlsieg sollte sie freilich nicht als bundespolitischen Auftrag missverstehen.

    "Die Tage von Minister Rösler dürften gezählt sein"

    "Nordbayerischer Kurier" (Bayreuth): NRW mischt wieder mal den Bund auf; der Kraft-Sieg donnert bis Berlin. Das neue rot-grüne Selbstbewusstsein wird die Kanzlerin sofort zu spüren bekommen. Neue Möglichkeiten zeichnen sich ab. Die FDP ist plötzlich wieder da, aber nicht unbedingt an Merkels Seite. Wolfgang Kubicki, der

    "Flensburger Tageblatt": SPD und Grüne haben Grund zum Jubeln. Aus der Minderheitsregierung In Düsseldorf ist ein Zweier-Koalition mit stabiler Mehrheit geworden. Das Signal für den Bund könnte deutlicher nicht sein: Die Renaissance von Rot-Grün gewinnt an Fahrt. Doch zeigt Nordrhein-Westfalen trotz des CDU-Desasters auch, wo deren Vorsitzende und Kanzlerin Angela Merkel punkten kann. Starke politische Charaktere sind gefragt. Hannelore Kraft hat es an Rhein und Ruhr allen gezeigt.

    "Westfälische Anzeiger" (Hamm): Schwarz-Gelb hat ein weiteres Mal verloren. Da aber auf Bundesebene auch eine rot-grüne Mehrheit nicht in Sicht ist, wächst die Wahrscheinlichkeit einer großen Koalition aus Union und einer etwas kleineren SPD. Auch wenn die Spekulationen gestern neue Nahrung bekamen: NRW-Wahlsiegerin Hannelore Kraft dürfte unter solchen Umständen wenig Interesse haben, im nächsten Jahr als SPD-Kanzlerkandidatin zweite Siegerin zu werden. Vielleicht ist deshalb ihr Bekenntnis zum Heimatland vor allem die Folge einer realistischen Beurteilung der Lage. Klare Verhältnisse hat die Ministerpräsidentin allein in Nordrhein-Westfalen.

    "Hannelore Kraft hatte leichtes Spiel"

    "Emder Zeitung" Das sind bemerkenswerte Ergebnisse, wirklich überraschend ist der Wahlausgang aber nicht. Dass die Wahl für die CDU gewaltig in die Hose geht, war abzusehen. Und das hat sich Norbert Röttgen anzukreiden. Erst das Wischiwaschi um die Frage, ob er im Falle einer Niederlage auch Oppositionsführer werden würde, dann das Ummünzen der Wahl zur Abstimmung über den Merkel-Kurs. Von seinen Inhalten ist dabei wenig hängengeblieben. SPD-Spitzenkandidatin Hannelore Kraft hatte dadurch leichtes Spiel. Die Kanzlerin wird nun in Berlin grübeln, was das Ergebnis für die Bundestagswahl 2013 bedeutet. Und Philipp Rösler kann jubeln, dass Christian Lindner für die Liberalen der Befreiungsschlag gelungen ist.

    "Mindener Tageblatt" Das war kein Wahlsieg, das war ein Triumph für Rot-Grün, vor allem für die SPD. Es gibt sie also doch noch, aller Piraterie und sonstigen Einflüssen zum Trotz: die eigene Mehrheit der Wunschpartner. Dieses Signal aus dem größten Bundesland nur wenig mehr als ein Jahr vor der Bundestagswahl wird in den Berliner Zentralen von SPD und Grüne Zentnerlasten von den Seelen heben - und gleichzeitig die Suche nach den Spitzenkandidaten komplizieren. Denn auch das zeigt dieses Wahlergebnis: wie wichtig Führungspersönlichkeiten mit Ausstrahlung über das eigene Parteimilieu hinaus sind. Hannelore Kraft jedenfalls kann sich den Sieg an ihr persönliches Revers stecken.

    "Merkel verliert eine Machtoption nach der anderen"

    "Main-Post" (Würzburg): Hannelore Kraft hat gezeigt, dass auch im bunter gewordenen Parteiensystem, zweifarbige Mehrheiten noch möglich sind. Damit gibt sie der eigenen Partei enormen Rückenwind fürs Superwahljahr 2013. Angela Merkel hingegen verliert eine Machtoption nach der anderen. Norbert Röttgen wäre der Mann für schwarz-grün gewesen. Er führte einen so katastrophalen Wahlkampf, dass man ihm nicht mal mehr zutraut, die Scherben zusammen zu kehren. Nicht nur in NRW hat seine Karriere ihren Höhepunkt überschritten.

    "Stuttgarter Zeitung": Hannelore Kraft ist es gelungen, in zwei Jahren aus einer  schwierigen Position als Vorsteherin einer rot-grünen  Minderheitsregierung mit Duldung durch die Linkspartei zur  Landesmutter zu werden - 'eine von uns' Rheinländern oder  Westfalen, die unsere Sorgen und Nöte teilt. Frau Kraft hat die  Seele ihrer Bürger mit ihrer 'vorsorgenden Sozialpolitik'  gestreichelt. Dass sie dabei trotz steigender Einnahmen das Defizit  weiter erhöht hat, nahm man ihr nicht übel - im Gegenteil.  Offensichtlich, das ist die Botschaft, die von Düsseldorf nach  Berlin schallt, sind die Bürger den Konsolidierungskurs leid.

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