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Landtagswahl 2017: "Ausgeschulzt": Pressestimmen zur Wahl in Schleswig-Holstein

Landtagswahl 2017

"Ausgeschulzt": Pressestimmen zur Wahl in Schleswig-Holstein

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    SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz am Sonntag im Willy-Brandt-Haus in Berlin.
    SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz am Sonntag im Willy-Brandt-Haus in Berlin. Foto: Jörg Carstensen, dpa

    Die CDU hat die Landtagswahl in Schleswig-Holstein klar vor der schwachen SPD gewonnen. Torsten Albig wird wohl keine Regierung mehr bilden können, stattdessen tendiert das Land in Richtung Jamaika-Koalition mit hier mehr dazu). Der große Verlierer der Wahl sitzt für die Presse aber in Berlin. Die Stimmen im Überblick.

    Pressestimmen zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein

    "Ausgeschulzt. Die Abstimmung im nördlichsten Bundesland galt als weiterer Test im Superwahljahr, ob der Martin-Schulz-Effekt im Bund auch regional ausstrahlen kann. In Schleswig-Holstein zeigt sich, ähnlich wie im März im Saarland: Das ist nicht der Fall. Im Gegenteil - SPD-Ministerpräsident Torsten Albig wurde klar abgestraft." Spiegel Online

    "Die Wahl von Kiel wird zur Bauchlandung für die SPD, bringt Frühlingsgefühle für die CDU - und eine spannende Herausforderung für Grüne und Liberale: Können sie gemeinsam Macht entfalten?" Süddeutsche Zeitung

    "Kann Schulz die Stimmung noch mal drehen? Und womit? Auf den Schienen der sozialen Gerechtigkeit ist sein Zug nicht weitergekommen als zur Generalüberholung. Eine Woche bleibt ihm nun, um die Leute davon zu überzeugen, dass von ihm noch mehr kommen kann, als die nächste sozialdemokratische Enttäuschung." Die Zeit

    "[..] Mindestens ebenso wichtig war, dass die CDU auf den Themenfeldern Schule, Verkehr und Innere Sicherheit/Flüchtlingspolitik eine programmatische Alternative zu der selbstgefälligen „Küstenkoalition“ bot. Für einen Gerechtigkeitswahlkampf à la Schulz und „Wir-sind-das-Volk“-Rattenfängereien à la AfD taugten die Probleme des Landes nicht. Deswegen wählte der Norden wie eigentlich immer: Das Land zuerst." Frankfurter Allgemeine Zeitung

    "Weil die Landtagswahlen dieses Frühjahrs de facto Vorwahlen für den großen Bundes-Urnengang im Herbst sind, sind sie Stimmungstests. Und für die SPD ein Stimmungskiller. Das allerschlimmste für die Sozialdemokraten ist: Es gibt keine Erklärung und also auch keine Gegenstrategie. Nichts, wo man ansetzen könnte." Mannheimer Morgen

    Albig, Günther und die anderen Spitzenkandidaten im Norden

    Das Land im Norden hat bereits Erfahrung mit einem Sechs-Parteien-Parlament. Das liegt vor allem an einer Sonderregelung für die dänische Minderheit. Die Spitzenkandidaten der führenden Parteien in Schleswig-Holstein im Überblick:

    TORSTEN ALBIG (SPD): Seit 2012 regiert der Mann mit dem markanten Glatzkopf nahezu geräuschlos eine Dreierkoalition. Nach Turbulenzen und personellen Wechseln im Kabinett sieht der 53-Jährige der Wahl zuversichtlich entgegen. Er will das Bündnis mit Grünen und SSW, der Partei der dänischen Minderheit, fortsetzen. Bundespolitische Ambitionen hegt der Jurist nach eigenem Bekunden nicht. Dabei kennt er als ehemaliger Sprecher des früheren Bundesfinanzministers Peer Steinbrück die Berliner Bühne. Heute reicht es ihm, hin und wieder mit Vorstößen wie einem "Schlagloch-Soli" für Überraschung zu sorgen.

    DANIEL GÜNTHER (CDU): Der 43-Jährige ist als Fraktionschef, Landesvorsitzender und Spitzenkandidat neuer starker Mann seiner Partei. Mit der Übernahme des Fraktionsvorsitzes im Oktober 2014 versuchte Günther sofort, sich als Oppositionsführer zu profilieren. Forsch und angriffsmutig attackiert er die Koalition, verrennt sich dabei aber gelegentlich. Forderungen wie nach Schweinefleisch in Kantinen und einer Residenzpflicht für Minister bringen Günther Populismus-Vorwürfe ein, aber wohl auch manche Wählerstimme.

    MONIKA HEINOLD (Grüne): Die Finanzministerin ist neben Umweltminister Robert Habeck die Schlüsselfigur ihrer Partei. Die 58-Jährige gilt als ehrgeizig, durchsetzungsstark, unprätentiös und hat eine gute Portion Überzeugungskraft. Im Ministerium stellt Heinold Kompetenz über alles: Ihr Chefhaushälter ist ein CDU-Mann. Als Finanzexpertin ist Heinold auch beim politischen Gegner anerkannt. CDU und FDP werfen ihr aber vor, sie habe angesichts der Steuereinnahmen in Rekordhöhe den Konsolidierungskurs aufgeweicht und investiere zu wenig.

    WOLFGANG KUBICKI (FDP): Der Bundesvize der Liberalen war zeitweise laut Umfragen der beliebteste Politiker im Bundesland. Er favorisiert ein "Jamaika"-Bündnis mit CDU und Grünen, aber auch eine "Ampel" mit SPD und Grünen wäre ein Option. Sollte die FDP im Herbst den Wiedereinzug in den Bundestag schaffen, will Kubicki (65) den Landtag verlassen und als Bundestagsabgeordneter nach Berlin wechseln. Dem Rechtsanwalt attestieren Freunde wie Gegner Schlagfertigkeit und Eloquenz. Auch deshalb ist Kubicki häufig zu Gast in Talkshows.

    LARS HARMS (SSW): Nach der Landtagswahl könnte die Stunde des großen Friesen schlagen. Ihm winkt bei einer Fortsetzung der Küstenkoalition mit SPD und Grünen ein Ministeramt, denn die langjährige  SSW-Spitzenpolitikerin und bisherige Justizministerin Anke Spoorendonk tritt nicht wieder an. Ob Harms (52) im Fall des Falles tatsächlich Minister wird, ist aber offen. Er sieht die Rolle seiner skandinavisch geprägten Partei als Kompromisspartner.

    JÖRG NOBIS (AfD): Der lange Zeit zerstrittene AfD-Landesverband will mit seinem Spitzenkandidaten Jörg Nobis (41) den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde schaffen. Beobachter sehen ihn nicht am äußersten rechten Rand. Nobis tritt auf Parteitagen der Rechtspopulisten betont seriös auf - oft im blauen Anzug und mit Krawatte. Er betrachtet sich nicht als begabten Redner, sondern als Mann der Zahlen. So listet er im Wahlkampf gern auf, wie hoch die Ausgaben für Flüchtlinge im Vergleich zu Mitteln für die Polizei sind. Sollte die AfD es in den Landtag schaffen, will sich Nobis der Finanzpolitik widmen.

    "Es wird für Schulz und seine Partei extrem schwer, wieder zu CDU-Kanzlerin Angela Merkel aufzuschließen. CDU-Kandidat Daniel Günther indes hat sich in den vergangenen Wochen auf Sachthemen konzentriert und kann aus dem Ergebnis einen klaren Regierungsauftrag ableiten. Und als erster Christdemokrat in Merkels Amtszeit ein Land 'zurückerobern'. Ob es gelingen wird, mit der SPD oder mit Grünen und FDP eine stabile Koalition zu schmieden, wird sich in den kommenden Wochen zeigen." Straubinger Tagblatt

    "Die SPD ist bei der Landtagswahl in Schleswig-Holstein mit ihrem Kernthema Gerechtigkeit gescheitert. Die Menschen im Norden sind mit ihrer wirtschaftlichen Situation offenbar zufriedener als die Sozialdemokraten dachten. Die Umverteilung von Reich zu Arm ist für sie weniger ein Thema. Die Wählerinnen und Wähler sorgen sich stattdessen eher um die Schulen und Straßen im nördlichsten Bundesland. Hier konnte die CDU punkten. " Huffington Post

    "Wieder kein Schulz-Effekt. Mit Schleswig-Holstein hat die SPD nach dem Saarland hat auch die zweite Landtagswahl nach Ernennung ihres Kanzlerkandidaten verloren. Das Ergebnis wird die Alarmglocken auch bei Hannelore Kraft klingeln lassen. Die SPD-Politikerin will kommenden Sonntag ihr Ministerpräsidentenamt in Nordrhein-Westfalen verteidigen. Da sie persönlich aber viel beliebter ist als CDU-Herausforderer Armin Laschet, darf sie weiter auf einen Sieg hoffen." Neue Presse

    "Den Sozialdemokraten gehen langsam die Beschönigungen aus. Wenn es so weiter geht, kommt Angela Merkel auch im Schlafwagen an ihre vierte Amtszeit. Dabei ist sie gerade aufgewacht. Und Martin Schulz kann doch nicht übers Wasser laufen, er strampelt stattdessen schon jetzt gegen den absehbaren Untergang, wie seit 2009 noch alle SPD-Kanzlerkandidaten. Immerhin, die AfD ist schon zum zweiten Mal hintereinander nicht so stark wie gedacht. Es scheint tatsächlich möglich zu sein, sie noch aus dem Bundestag herauszuhalten." Trierischer Volksfreund

    dpa

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