Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Landtagswahl 2016: Jörg Meuthen - der gemäßigte AfD-Mann in Baden-Württemberg

Landtagswahl 2016

Jörg Meuthen - der gemäßigte AfD-Mann in Baden-Württemberg

    • |
    Jörg Meuthen, AfD-Spitzenkandidat in Baden-Württemberg.
    Jörg Meuthen, AfD-Spitzenkandidat in Baden-Württemberg. Foto: Kienzle, afp

    Ein Großaufgebot der Polizei schützt das Bürgerhaus in Backnang. Dort im Rems-Murr-Kreis kandidiert AfD-Spitzenkandidat Jörg Meuthen für den baden-württembergischen Landtag. Vor der Halle rufen 600 Demonstranten „Nazis raus, Nazis raus“. Gut 700 Besucher lassen sich dadurch nicht von einem Besuch der großen Wahlparty mit Meuthen und Parteichefin Frauke Petry abhalten. „Die Hütte ist voll. Das ist ein schönes Bild“, jubelt Meuthen.

    Bei der AfD-Versammlung in Backnang hat sich ein Querschnitt der Bevölkerung gesammelt

    Drinnen geben die Besucher bereitwillig Auskunft über ihre Motive. Ein älterer Herr beschimpft die Demonstranten. Eigentlich hat er seine Wahlentscheidung für die AfD schon getroffen. „Ich will wissen, wo ich dran bin“, gibt sich eine ehemalige Apothekerin noch offen und versorgt ihre Sitznachbarn mit zuckerfreien Bonbons. Hier hat sich ein Querschnitt der Bevölkerung versammelt, aber mit einem überdurchschnittlich hohen Anteil älterer Männer.

    Angst vor gesellschaftlicher Ächtung ist nicht zu spüren. Meuthen blickt stolz in den vollen Saal. Während ihn auf Podiumsdiskussionen die politischen Gegner als „Brandstifter“ und „rassistischen Hetzer“ kritisieren, wird seine Rede in Backnang immer wieder von freundlichem Beifall unterbrochen. „Ich bin kein Rassist. Das liegt mir völlig fern“, sagt der Professor. Er stünde „nicht zur Verfügung, wenn die AfD rechtsradikal wäre“. Als gemäßigter Konservativer inszeniert sich Meuthen. Rassistische Ausfälle kommen ihm auch in Backnang nicht über die Lippen.

    Jörg Meuthen schafft Burgfrieden bei der AfD-Versammlung

    Wissenschaftler des Göttinger Instituts für Demokratieforschung sprechen von einer „rechtspopulistischen Doppelstrategie“: In Baden-Württemberg argumentiere die AfD „moderater und weitgehend im rechtskonservativen Rahmen“ – in Sachsen-Anhalt seien die Forderungen „klar völkisch-nationalistisch“. Es gebe aber auch im Südwesten hinter dem „gemäßigt wirkenden Spitzenkandidaten“ unter den Kandidaten „dezidierte Rechtsausleger“.

    Als ein Zuhörer aufsteht und um Verständnis für die Flüchtlinge wirbt, die doch vor Krieg in ihrer Heimat fliehen, eilen Sicherheitsleute herbei und wollen den Zwischenrufer aus dem Saal entfernen. Meuthen schaltet sich von der Bühne aus ein. Der Mann könne bleiben, wenn er sich ruhig verhält, fordert er Zurückhaltung von den Ordnern. Der verordnete Burgfriede hält.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden