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Künftiger Bundespräsident?: Porträt: Das ist Frank-Walter Steinmeier

Künftiger Bundespräsident?

Porträt: Das ist Frank-Walter Steinmeier

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    Außenminister Frank-Walter Steinmeier könnte der nächste Bundespräsident werden.
    Außenminister Frank-Walter Steinmeier könnte der nächste Bundespräsident werden. Foto: Sebastian Gollnow (dpa)

    Wann ist er eigentlich das letzte Mal zu Hause gewesen? Und schläft er überhaupt noch? Außenminister Frank-Walter Steinmeier ist als Chefdiplomat der Nation ständig unterwegs, um sich mit den Wichtigen und Mächtigen zu treffen und die Konflikte dieser Welt zu lösen. Und wie sein legendärer Vorgänger Hans-Dietrich Genscher scheint er dabei die Grenzen von Raum und Zeit zu überwinden. Die Außenpolitik - das ist das Element des 60-jährigen Sozialdemokraten, der nun Bundespräsident werden soll. Als Frank Walter Steinmeier nach der letzten Bundestagswahl im Dezember 2013 an seinen Schreibtisch im Auswärtigen Amt am Werderschen Markt in Berlin-Mitte zurückkehrte, wirkte es, als sei er nie weg gewesen. Schon in der Großen Koalition zwischen 2005 und 2009 hatte er dort seinen Platz. Scheinbar bruchlos knüpfte der aus dem ostwestfälischen Detmold stammende Jurist an seine erste Amtszeit an.

    Geduldiger Moderator, zäher Vermittler

    Die Bundespräsidenten der BRD

    Theodor Heuss (FDP): 1949 - 1959 Er war der erste Bundespräsident der BRD. "Papa Heuss", wie ihn der Volksmund liebevoll nannte, hat das Ansehen Deutschlands im Ausland maßgeblich verbessert. Der einstige FDP-Vorsitzende konnte viele seiner demokratischen Ideale im Grundgesetz verankern.

    Heinrich Lübke (CDU): 1959 - 1969 Seine Nominierung beruhte darauf, dass sich Konrad Adenauer, der eigentlich für das Amt vorgesehen war, zurückgezogen hatte. Die Presse hat ihn vielfach wegen seiner rhetorischen Ausrutscher verspottet. Er hat das Amt vorzeitig niedergelegt, als seine angebliche Nazi-Vergangenheit publik wurde.

    Gustav Heinemann (SPD): 1969 - 1974 Er verstand sich selbst als "Bürgerpräsident" und gab sich volksnah. Ursprünglich gehörte er der CDU an. Heinemann verließ die Christdemokraten, weil sich die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik nicht mit seinen moralischen Überzeugungen verinbaren ließ.

    Walter Scheel (FDP): 1974 - 1979 Der ehemalige Außenminister blieb nur für eine Amtszeit Bundespräsident. Im Rahmen einer Fernsehshow gab er, bevor er sein Amt antrat, eine eigene Interpretation des Volksliedes "Hoch auf dem gelben Wagen" zum Besten. Seine politischen Ambitionen vereitelte der damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt.

    Karl Carstens (CDU): 1979 – 1984 Charakteristisch für den Konservativen aus Norddeutschland war seine ausgeprägte Wanderleidenschaft. Seine Mitgliedschaft bei der NSDAP während der Nazi-Herrschaft hat ihm heftige Kritik eingetragen.

    Richard von Weizsäcker (CDU): 1984 - 1994 Der ehemalige Bürgermeister von Berlin hat vor allem durch seine Reden Akzente gesetzt. Er machte aus dem 8. Mai, dem "Tag der Niederlage", kurzerhand den "Tag der Befreiung". Als "Gewissen der Nation" erinnerte er an die Schuld des deutschen Volkes und kritisierte scharf den Parteienstaat.

    Roman Herzog (CDU): 1994 - 1999 Herzog war vor seiner Amtzeit Präsident des Bundesverfassungsgerichts. Mit seiner berühmten Berliner "Ruck-Rede" versuchte er 1997, das Volk aus seiner Passivität zu befreien. Herzog hat sich sehr für den interkulturellen Dialog eingesetzt.

    Johannes Rau (SPD): 1999 - 2004 Er bemühte sich um die Integration ausländischer Mitbürger und setzte auf das Motto "Versöhnen statt spalten". Seine Bibelfestigkeit trug ihm den Spitznamen "Bruder Johannes" ein. Vor dem israelischen Parlament bat er um Verzeihung für den Holocaust.

    Horst Köhler (CDU): 2004 - 2010 Er war der erste Bundespräsident, der nicht zum politischen Establishment zählte. Köhler kritisierte die internationalen Finanzmärkte und äußerte sich vielfach zu gesellschaftspolitischen Themen. Als er öffentlich eine Notwendigkeit militärischer Einsätze in besonderen Fällen betonte, wurde er heftig kritisiert und trat anschließend von seinem Amt zurück.

    Christian Wulff (CDU): 2010 - 2012 Als er sein Amt als Nachfolger von Horts Köhler antrat, war er mit 51 Jahren der jüngste Bundespräsident in der Geschichte der BRD. Doch dann begann das Schlamassel. Von der Inanspruchnahme eines günstigen Privatkredits über kostenlose Urlaube bei Unternehmern bis zur staatlichen Mitfinanzierung einer umstrittenen Lobby-Veranstaltung: Christian Wulff sah sich über Monate hinweg mit vielen Vorwürfen konfrontiert. Die Staatsanwaltschaft Hannover beantragte am 16. Februar 2012 beim Bundestag die Aufhebung der Immunität Wulffs, um strafrechtliche Ermittlungen einleiten zu können. Einen Tag später erklärte Wulff seinen Rücktritt.

    Joachim Gauck (Parteilos): 2012-2017 Joachim Gauck wurde 1940 in Rostock geboren. Nach dem Abitur studierte er Theologie. Von 1965 bis 1990 stand er im Dienst der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs und arbeitete viele Jahre als Pastor. Am 18. März 2012 wählte die Bundesversammlung Joachim Gauck zum elften Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland.

    Als geduldiger Moderator, zäher Vermittler und ehrlicher Konfliktlöser war Steinmeier gefordert - Ausdruck der gewachsenen Verantwortung Deutschlands in der Welt. Mit seinem Noch-US-Kollegen John Kerry versteht er sich bestens, und auch den Russen Sergej Lawrow kennt er seit vielen Jahren. Mit einem scheinbar grenzenlosen Optimismus und unerschütterlichem Glauben an die Vernunft setzt er wie einst Genscher auf das persönliche Gespräch, die Kraft der Argumente und die Bereitschaft zum Kompromiss. In seinen Worten heißt das: "Wir müssen den ganzen Werkzeugkasten der Diplomatie nutzen, um für eine friedlichere Welt zu arbeiten." Dass dies eine Sisyphusarbeit ist, weiß Steinmeier nur allzu gut. 

    Zunächst machte Frank-Walter Steinmeier an der Seite von Gerhard Schröder Karriere - in der Staatskanzlei in Hannover, als Schröder dort Ministerpräsident war. Nachdem Schröder 1998 die Wahl gewonnen hatte, wechselte er mit ins Kanzleramt - anfangs als Staatssekretär, dann als Chef der Behörde.

    In die erste Reihe rückte er 2005 auf: Steinmeier wurde Außenminister in Angela Merkels erster großer Koalition, später auch Vizekanzler. Bei der Bundestagswahl 2009 machte ihn die SPD zu ihrem Kanzlerkandidaten. Die Wahl im verlor er mit nur 23 Prozent aber klar. Steinmeier wurde anschließend

    Als es zur Wiederauflage der Großen Koalition kam, kehrte Steinmeier ins Auswärtigen Amt zurück. Er ist mit rund 2500 Amtstagen der bundesdeutsche Außenminister mit der drittlängsten Dienstzeit. Lediglich Hans-Dietrich Genscher und Joschka Fischer waren länger im Amt.

    Frank-Walter Steinmeier spendete seiner Frau eine Niere

    Geboren wurde Steinmeier am 5. Januar 1956 in Detmold (Nordrhein-Westfalen). Der Tischlersohn studierte nach der Bundeswehr Jura und Politik in Gießen. Seine Doktorarbeit trägt den Titel "Bürger ohne Obdach". Steinmeier ist mit der Verwaltungsrichterin Elke Büdenbender, verheiratet. Das Paar hat eine erwachsene Tochter, die studiert. Für Aufsehen sorgte 2010 die Entscheidung Steinmeiers, seiner Frau eine Niere zu spenden. Hierfür zoger sich mehrere Wochen aus der AZ/dpa

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