Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

"Kuchenminister": Karl-Theodor zu Guttenberg im Visier von Hackern

"Kuchenminister"

Karl-Theodor zu Guttenberg im Visier von Hackern

    • |
    Hacker verunstalteten am Sonntag die Webseite von Karl-Theodor zu Guttenberg. Die Angreifer ernannten den CSU-Politiker zum "Kuchenminister".
    Hacker verunstalteten am Sonntag die Webseite von Karl-Theodor zu Guttenberg. Die Angreifer ernannten den CSU-Politiker zum "Kuchenminister". Foto: AZ/Screenshot

    Zu Guttenberg präsentiert sich auf seiner Webseite www.zuguttenberg.de gewöhnlich höchst professionell. Doch am Sonntagvormittag war das etwas anders. Da wurden Internetbesucher des früheren Verteidigungsministers und jetzigen EU-Beraters von einer weißen Seite begrüßt. Darauf: Ein Porträtbild des CSU-Politikers. Den Kopf zu Guttenbergs krönten eine Torte und eine brennende Kerze.

    Tatsächlich hatten Unbekannte die Seite offensichtlich gehackt und anschließend verunstaltet. "Mit Freude geben wir bekannt, dass Karl-Theodor zu Guttenberg am heutigen Tag zum Bundeskuchenminister ernannt wurde", hieß es in einem Text auf der Webseite. In seiner Antrittsrede habe der Politiker erklärt: "Als Bundeskuchenminister ist es meine Aufgabe, die Kuchengesetze der Bundesrepublik Deutschland zu wahren und dafür zu sorgen, dass wir auch weiterhin in Frieden essen können".

    Neuer Job als EU-Berater für Internetfragen

    Karl-Theodor zu Guttenberg war vergangenes Jahr als Bundesverteidigungsminister zurückgetreten, nachdem ihm etliche Plagiate in seiner Doktorarbeit nachgewiesen worden waren. Er verlor den Doktortitel und zog zunächst in die USA. Dann übernahm er eine neue Aufgabe als Berater der EU für Internetfragen. Seine Frau  Stephanie zu Guttenberg sorgte für Aufsehen, als sie für den Sender RTL2 mit umstrittenen Methoden auf Pädophilenjagd im Internet ging.

    Zu Guttenberg bekam eine Torte ins Gesicht

    Das ist Karl-Theodor zu Guttenberg

    Karl-Theodor zu Guttenberg hat eine steile Karriere hinter sich. Dann brachte ihn die eigene Eitelkeit zu Fall - vorläufig

    Sein voller Name lautet Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg. Er wurde am 5. Dezember 1971 in München geboren.

    Nachdem er den Grundwehrdienst bei den Gebirgsjägern in Mittenwald absolviert hatte, diente er freiwillig für weitere drei Monate. Guttenberg verließ die Bundeswehr als Stabsunteroffizier auf Reserve.

    Von 1992 - 1999 studierte er Jura an der Universität Bayreuth. Das erste Staatsexamen bestand er mit 6,8 Punkten (befriedigend). Sein zweites Staatsexamen steht bis heute aus. Parallel dazu studierte er Politikwissenschaft in München

    Guttenberg promovierte bei dem Juristen Dr. Peter Häberle. Das Thema seiner Doktorarbeit lautete: "Verfassung und Verfassungsvertrag. Konstitutionelle Entwicklungsstufen in den USA und der EU." Als sich die Plagiatsvorwürfe bestätigten, wurde ihm der Doktortitel am 23. Februar 2011 wieder aberkannt.

    2002 heiratete er Gräfin Stefanie von Bismarck-Schönhausen. Sie ist eine Ururenkelin von Reichskanzler Otto von Bismarck. Die Guttenbergs haben zwei Töchter.

    2002 ging Karl-Theodor zu Guttenberg auch in die Politik. Er war Vorsitzender im CSU-Verband der Gemeinde Guttenberg, später auch im CSU-Bezirksverband Oberfranken. Ab 2002 war er gewähltes Bundestagsmitglied.

    Am 9. Februar 2009 übernahm er in Merkels Kabinett das Amt des Ministers für Wirtschaft und Technologie. Mit 37 war er damit der jüngste Wirtschaftsminister, den Deutschland jemals hatte.

    Im Oktober 2009 wurde er deutscher Verteidigungsminister. Wieder stellte er einen Rekord auf. Vor ihm hatte es nie einen jüngeren Amtsinhaber gegeben. Ein Luftangriff bei Kunduz, bei dem auch Zivilisten getötet wurden, brachte ihn gleich zu Beginn seiner Amtszeit in eine schwierige Lage.

    Die Plagiatsaffäre kostete zu Guttenberg 2010 das Vertrauen vieler Anhänger. Es wird bekannt, dass weite Teile seiner Doktorarbeit Plagiate, also ohne klare Quellenangaben abgeschrieben waren. Wenig später legte er alle seine Ämter nieder. Die Ermittlungen in der Affäre wurden später gegen Geldauflage eingestellt.

    Im Juli 2011 kündigten die Guttenbergs an, Anfang September für einige Zeit nach Connecticut (USA) zu ziehen, um dort eine Auszeit zu nehmen.

    Vier Monate später, im November 2011, ist zu Guttenberg plötzlich wieder da - mit einem ausführlichen Interview in der "Zeit" und einem Buch namens "Vorläufig gescheitert". Darin greift der Ex-Minister seine Partei CSU an und bestreitet weiter, vorsätzlich bei seiner Doktorarbeit betrogen zu haben.

    Dezember 2011: Der Ex-Verteidigungsminister soll für die EU-Kommission als Berater in Sachen Internetsicherheit tätig werden. Er soll dabei helfen, Internetnutzer, Blogger und Cyber-Aktivisten in autoritären Regimen kontinuierlich zu unterstützen.

    Wer für die heutige Veränderung der Webseite - im Fachjargon spricht man von einem Defacement - verantwortlich ist, blieb zunächst unklar. Fakt ist allerdings, dass sich zu Guttenberg mit seinem neuen Job als "Internet-Experte" der EU nicht nur Freunde unter Netzaktivisten gemacht hat. Das bekam der einstige Shootingstar auch vergangene Woche zu spüren. Als er sich in Berlin mit dem Piraten-Politiker und Netzaktivisten Stephan Urbach in einem Café traf, drückten ihm Unbekannte eine Sahnetorte ins Gesicht gedrückt.

    Christian Wulffs Kredit-Affäre und der legendäre Anruf: Bundespräsident Wulff gerät wegen eines verheimlichten Privatkredits Ende 2011 in die Schlagzeilen. Anfang 2012 wird bekannt, dass Wulff mehrere Reportern mit "Krieg" gedroht habe, sollten sie über die Affäre berichten. Sein wütender Anruf bei Bild-Chaf Kai Diekmann wurde nicht nur zum Politikum, sondern auch zum Ziel von Häme und Spott.
    Icon Galerie
    22 Bilder

    Zu Guttenberg nahm die Torten-Attacke mit Humor. Was er zum jetzigen Angriff auf seine Webseite sagt, ist nicht bekannt. Am Sonntagnachmittag war die - veränderte - Seite vorerst abgeschaltet. 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden