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Krone: Zum ersten Mal bei den Nachbarn

Krone

Zum ersten Mal bei den Nachbarn

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    Königin Elizabeth II (links) trifft Irlands Präsidentin Mary McAleese.
    Königin Elizabeth II (links) trifft Irlands Präsidentin Mary McAleese. Foto: Foto: dpa

    London Nein, einen Knicks oder eine Verbeugung konnte die Queen gestern in Dublin nicht erwarten. Doch vieles war bei diesem Staatsbesuch anders und einmalig: Allein die Tatsache, dass die Queen irischen Boden betritt, ist ein Novum. Beim letzten Besuch eines Monarchen auf der Insel trug man Zylinder, Federhüte und bodenlange Roben: Es war 1911, vor exakt 100 Jahren, als der Großvater der Queen sich in die irischen Gebiete noch als ihr Herrscher aufmachte.

    Wie wenig alltäglich eine solche Stippvisite in die 45 Minuten entfernte und längst unabhängige Republik für Palastvertreter heute noch ist, zeigen die gewaltsamen Proteste. Dissidenten hatten Sprengstoff in einem Bus deponiert, der in der Nacht vor dem königlichen Besuch in einem Dubliner Vorort entschärft wurde; zwei weitere Bomben stellten sich als Attrappen heraus.

    Jubelszenen wie anderswo gab es also keine; doch die Ressentiments waren zumindest für einen symbolträchtigen Augenblick vergessen, als die Queen in einem smaragdgrünen Kleid aus dem Flieger stieg – der Farbe Irlands, die wie keine andere in diesem Moment eine Geste der Annäherung bedeutete.

    Am Nachmittag legte die 85-Jährige im „Garten der Erinnerung“, einem Nationalheiligtum, an dem die Iren ihrer toten Freiheitskämpfer gedenken, einen Kranz nieder. Nach einem zwanzig Jahre währenden Friedensprozess, dem 800 konfliktreiche, blutige Jahre zwischen den zwei Inseln vorausgegangen sind, war dies für Irland ein historischer Moment. Eine Militärkapelle spielte „God Save The Queen“ und anschließend die irische Nationalhymne.

    Die erhoffte Entschuldigung für zurückliegende Gräueltaten der Briten blieb indessen aus. Auch am heutigen Mittwoch, wenn die Queen ihre einzige Ansprache bei dem dreitägigen Besuch hält, ist laut Diplomaten höchstens damit zu rechnen, dass sie „die bewegte und schwierige, gemeinsame Geschichte beider Länder anerkennt“. Doch ohne „Sorry“ bleibt dieser Staatsbesuch eine reine Zusammenkunft, höchst historisch zwar und demonstrativ zwischen Gleichen, aber eben doch keine Versöhnung. Für viele Iren lässt sich kein neues Kapitel aufschlagen, ohne das alte geschlossen zu wissen. „Schön wäre es, wenn sich die Beziehungen eines Tages so sehr normalisieren, dass der Besuch der Queen die Iren regelrecht langweilt“, sagt der Historiker Sean Duffy.

    An genau diesem Punkt sehen sich viele Iren noch nicht. „Ihr Besuch ist unangemessen“, kritisiert der Dubliner Sinn-Fein-Vertreter Matthew McDonagh. „Die Beziehungen zwischen beiden Ländern mögen gut sein und die Konflikte beigelegt. Aber ohne ein wiedervereinigtes Irland wird sich unser Verhältnis nie vollends normalisieren.“ Eine Ansicht, die nicht nur Hardliner teilen. Der Staatsbesuch sei lediglich „Teil einer Image-Kampagne, um die Windsors neu zu erfinden“, grantelt etwa Rocksänger Morrissey in einem offenen Brief, „die Queen sollte Irland erlauben, eine Nation zu werden“.

    Besuch bei Europas schnellstem Rennpferd

    Premier David Cameron, der morgen in Dublin eintrifft, um die Queen zu treffen, warnte davor, den Besuch der Queen zu unterschätzen: „Dies ist ein großer Schritt in den britisch-irischen Beziehungen“, sagt er. Die Monarchin besucht auf weiteren Stationen ihrer Reise auch ein Guinness-Lagerhaus sowie Markthändler in Cork. Am Donnerstag inspiziert die Pferdenärrin dann berühmte Gestüte, wo sie auch „Sea The Stars“ treffen wird: Europas bestes Rennpferd.

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