Papst Franziskus hat die Aufnahmezentren für Migranten in Griechenland mit Konzentrationslagern verglichen.
Mit Blick auf die sogenannten Hotspots, etwa auf der Insel Lesbos, sagte er am Samstag in Rom: "Viele Flüchtlingslager sind Konzentrationslager - wegen der Menge an Menschen darin." Seine Worte fielen bei einer Zeremonie zum Gedenken an moderne christliche Märtyrer.
Das Internationale Auschwitz-Komitee (IAK) bezeichnete den Vergleich als legitim. "Ich halte das nicht für empörend", sagte der Exekutiv-Vizepräsident des Zusammenschlusses von Überlebenden des KZ Auschwitz, Christoph Heubner, am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Papst Franziskus habe es in guter Absicht gesagt. "Er überzeichnet, um Herzen in Bewegung zu bringen. Das ist legitim."
Papst Franziskus rügt Flüchtlingspolitik der EU
Der Papst stellte den Vergleich zur Nazi-Zeit an, als er von einem Flüchtling berichtete, den er 2016 auf Lesbos getroffen hatte. Dessen Ehefrau sei wegen ihres christlichen Glaubens vor den Augen ihres Mannes getötet worden.
![Das Flüchtlingslager in Moria auf Lesbos. Das Flüchtlingslager in Moria auf Lesbos.](https://images.mgpd.de/img/100667051/crop/c1_1-w100/1299212628/364981972/das-fluechtlingslager-in-moria-auf-lesbos-foto-thanassis-stavrakisarchiv.jpg)
Die Lage in den griechischen Registrierzentren - die sogenannten Hotspots auf den Ägäis-Inseln - ist angespannt. Die meisten der knapp 14.000 Flüchtlinge und Migranten dort warten bereits seit vielen Monaten auf die Bearbeitung ihrer Asylanträge. Manche Lager sind heillos überfüllt, etwa der Hotspot auf Samos, wo für 1800 Migranten nur 850 Plätze zur Verfügung stehen.
Immer wieder kommt es in den beengten Verhältnissen zu Auseinandersetzungen von Migranten untereinander oder mit der Polizei. Erst am Wochenende traten auf Lesbos zwölf syrische Flüchtlinge in den Hungerstreik; griechische Medien berichteten, die Betreffenden warteten bereits acht Monate auf einen Asylentscheid.
Papst Franziskus: Eckdaten seiner Biografie
17. Dezember 1936 Jorge Mario Bergoglio wird in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires geboren.
1950 bis 1954 Ausbildung zum Chemietechniker
1958 Eintritt in den Jesuitenorden, danach humanistische Studien in Chile
1963 Rückkehr nach Argentinien, Abschluss des Philosophiestudiums
1964 bis 1966 Professor für Literatur und Psychologie, erst in Santa Fe, dann in Buenos Aires
1967 bis 1970 Studium der Theologie
1969 Priesterweihe
1973 bis 1979 Provinzial der Jesuiten in Argentinien
1980 bis 1986 Rektor des Kollegs „San José“ und Tätigkeit als Pfarrer
1986 Aufenthalt in Deutschland, um seine Dissertation fertigzustellen
1992 Ernennung zum Weihbischof von Buenos Aires
1997 Ernennung zum Koadjutor des Erzbischofs von Buenos Aires, Kardinal Quarracino
1998 Erhebung zum Erzbischof von Buenos Aires nach dem Tod des Kardinals
2001 Ernennung zum Kardinal durch Papst Johannes Paul II.
2005 bis 2011 Präsident der argentinischen Bischofskonferenz
13. März 2013 Wahl zum Papst, er wählt den Namen Franziskus
Hilfsorganisationen kritisieren, dass die Menschen auf Basis des Flüchtlingspaktes der EU mit der Türkei auf den Inseln eingekerkert würden. Die meisten Flüchtlinge wollen weiter nach Mitteleuropa reisen oder wenigstens zum griechischen Festland gelangen. Dort leben aktuell knapp 50.000 Flüchtlinge.
Papst Franziskus rügte auch grundsätzlich die Flüchtlingspolitik der Europäischen Union. Einwanderung sei im Interesse Europas, sagte er. Die Europäer bekämen immer weniger Kinder, schlössen aber zugleich die Türen für Migranten. "Das nennt sich Selbstmord", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche. dpa