Die SPD-Führung erhöht den Druck auf Bundespräsident Christian Wulff, Klarheit über die Finanzierung seines Hauses zu schaffen. SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles sagte der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", wenn Wulff das höchste Staatsamt nicht beschädigen wolle, müsse er "jetzt endlich reinen Tisch machen". "Ein Bedauern reicht nicht, wenn Vorwürfe, wie sie jetzt in den Medien erhoben werden, im Raum stehen", sagte Nahles zu den Darstellungen über den Privatkredit. Wulff entschuldigte sich derweil nach "Focus"-Informationen bei dem Osnabrücker Unternehmer Geerkens für den Wirbel um den umstrittenen Privatkredit.
Erste Rücktrittsforderung an Christian Wulff
Angesichts des Wirbels um einen Privatkredit von Bundespräsident Christian Wulff fordert der FDP-Bundestagsabgeordnete Erwin Lotter den Rücktritt des Staatsoberhauptes. "Statt mit präsidialem Glaubwürdigkeitskredit den Menschen in turbulenter Zeit Orientierung zu geben, ist der Bundespräsident gefangen im spitzfindigen Formulierungskampf um seinen Hauskredit", sagte Lotter am Samstag der Nachrichtenagentur dpa in Berlin. "Der umgehende Rücktritt ist ein Gebot des Anstands und der Verantwortung.".
Opposition vermeidet bislang Rücktrittsforderungen
Oppositionsvertreter verschärften ihre Kritik an Wulff zwar ebenfalls, vermieden bislang aber offene Rücktrittsforderungen. Laut Nahles ist es "unerträglich, dass ausgerechnet der Bundespräsident durch sein Verhalten die Politikverdrossenheit in unserem Land spürbar vorantreibt."
Schleswig-Holsteins SPD-Chef Ralf Stegner warf die Frage nach persönlichen Konsequenzen auf. "Wenn der Herr Bundespräsident nicht alle neuen Vorwürfe eindeutig, unzweifelhaft und unmittelbar ausräumen kann, wird er der Frage persönlicher Konsequenzen nicht länger ausweichen können", sagte Stegner der "Welt am Sonntag". In der Affäre sei ein "kritischer Punkt erreicht, der keine weitere Hängepartie erlaubt".
Wulff hatte am Donnerstag wegen der Vorgänge um den Privatkredit zum Kauf eines Eigenheims sein Bedauern ausgedrückt. Am Freitag waren neue Fragen laut geworden. Nach einem Bericht des "Spiegel" kam der Immobilien-Kredit entgegen Wulffs Angaben doch vom Unternehmer Egon Geerkens selbst. Wulffs und Geerkens' Anwälte bekräftigten dagegen, der Kreditvertrag sei mit Geerkens' Frau Edith geschlossen worden, alle Zahlungen seien über ihr Konto erfolgt. dpa, dapd, AZ