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Kredit-Affäre: Christian Wulff: Eine Weihnachtsansprache ohne Reibungsflächen

Kredit-Affäre

Christian Wulff: Eine Weihnachtsansprache ohne Reibungsflächen

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    Bundespräsident Christian Wulff am 21.12.2010 im Schloss Bellevue in Berlin bei der Aufzeichnung der Weihnachtsansprache.
    Bundespräsident Christian Wulff am 21.12.2010 im Schloss Bellevue in Berlin bei der Aufzeichnung der Weihnachtsansprache. Foto: dpa

    Es wird ruhiger in Berlin. Die meisten Abgeordneten haben sich in die Ferien verabschiedet, das Kabinett tagt erst wieder im neuen Jahr – auch Christian Wulff hat vor Heiligabend nur noch einen Termin. Morgen fliegt der Bundespräsident zur Trauerfeier für Václav Havel nach Prag. Die traditionelle Weihnachtsansprache, auf die viele seiner Kritiker diesmal gespannt warten, hat er gestern am späten Nachmittag aufgezeichnet: In ihr wird es vor allem um den Zusammenhalt in der Gesellschaft gehen, um das solidarische Miteinander in Deutschland, aber auch um den Terror von Rechts. Ein persönliches Wort zu seinen persönlichen Angelegenheiten hat Christian Wulff sich verkniffen.

    Bis zuletzt, sagt sein Sprecher Olaf Glaeseker, sei im Amt an der Rede gefeilt worden. „Auch von ihm selbst.“ Den Versuch, das weihnachtliche Ritual zu einer Art Ehrenerklärung in eigener Sache umzufunktionieren, wird der Bundespräsident danach nicht unternehmen. Für seine Ansprache hat Wulff einen ähnlichen Rahmen gewählt wie im vergangenen Jahr und Menschen ins Schloss Bellevue eingeladen, die ihn und seine Frau Bettina besonders beeindruckt haben: Rettungssanitäter und Feuerwehrleute, neu eingebürgerte Deutsche, Mitarbeiter der Telefonseelsorge, Teilnehmer des deutsch-israelischen Jugendaustausches und einige Kinder, für die Präsident Wulff die Patenschaft übernommen hat.

    Wulff will nicht über den Kredit oder seine Urlaube reden

    Vor diesem Publikum will der erste Mann im Staate nicht über Kreditkonditionen oder seine Urlaubsdomizile reden. Die persönliche Erklärung zu den Vorwürfen, die der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) von ihm fordert, wird es so schnell wohl nicht geben – auch wenn eine Woche nach den ersten Berichten über sein privates Immobiliendarlehen noch immer kaum ein Tag vergeht, an dem nicht eine neue Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft eingeht oder neue Details bekannt werden.

    So hat Wulffs Freund, der Unternehmer Egon Geerkens, bei der Vergabe des Kredites womöglich doch eine etwas aktivere Rolle gespielt als bislang bekannt. Nach Auskunft von Wulffs Anwalt Gernot Lehr, dem Sohn der früheren Familienministerin Ursula Lehr, hat Geerkens der Familie Wulff „aufgrund seines besonderen Sachverstandes und der freundschaftlichen Beziehungen“ auch bei der Suche nach ihrer Immobilie geholfen. „In diesem Zusammenhang“, heißt es in einer Erklärung der Bonner Kanzlei, „ging die Initiative für ein Privatdarlehen von Frau Edith Geerkens aus. Die Modalitäten wurden gemeinsam besprochen, das Darlehen von Frau Edith Geerkens gewährt.“

    Privatkredit soll nicht deutlich günstiger gewesen sein als einer von der Bank

    Den Vorwurf, es sei für Wulff und seine Frau mit einem Zinssatz von vier Prozent deutlich günstiger gewesen als ein Bankkredit, bestreitet Lehr. Im fraglichen Zeitraum, betont er auf Anfrage unserer Zeitung, hätten deren Sätze nachweislich zwischen 3,27 und 4,05 Prozent gelegen. Deshalb seien auch die ursprünglich vereinbarten 4,5 Prozent „auf mündliche Verabredung zwischen Frau Geerkens und den Eheleuten Wulff“ handschriftlich noch auf 4,0 Prozent gesenkt worden.

    Die Modalitäten gemeinsam besprochen? Wer es nicht gut meint mit Wulff, liest aus dieser Formulierung heraus, dass Edith Geerkens nur eine Strohfrau war. Weniger aufgeregte Naturen wie Verteidigungsminister Thomas de Maizière können an solchen Meldungen nichts Schlimmes finden: „Es handelt sich eher um Stilfragen. Und da hat die Debatte etwas Pharisäerhaftes. Man sitzt in der Galerie und senkt oder hebt den Daumen.“ Hermann Kues, der stellvertretende Vorsitzende der niedersächsischen CDU und im Hauptberuf Staatssekretär im Familienministerium, hält die Kritik gar für scheinheilig. Ja, sagt er, Wulff habe Fehler gemacht. Nun aber werde der Präsident mit einer Inflation an Vorwürfen „systematisch schlechtgeredet“. Das habe er nicht verdient.

    Christian Wulff selbst hat die Latte allerdings schon kurz nach seinem Amtsantritt sehr hoch gelegt. Als bekannt wurde, dass er und seine Familie von einer Fluggesellschaft kostenlos auf bessere Plätze für einen Flug in die USA umgebucht worden waren, zahlte der Präsident die Differenz nach und gab den reuigen Sünder: „Ein Politiker muss jeden Anschein einer Besserstellung vermeiden.“

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