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Kredit-Affäre: Bundespräsident Wulff gerät in Erklärungsnot

Kredit-Affäre

Bundespräsident Wulff gerät in Erklärungsnot

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    Bundespräsident Christian Wulff will nicht zurücktreten. Mit der Veröffentlichung einer Reiseliste versucht er, seinen Kritikern Wind aus den Segeln zu nehmen. Foto: Peter Endig dpa
    Bundespräsident Christian Wulff will nicht zurücktreten. Mit der Veröffentlichung einer Reiseliste versucht er, seinen Kritikern Wind aus den Segeln zu nehmen. Foto: Peter Endig dpa

    Wulff wird vorgehalten, dass Carsten Maschmeyer, der Gründer des Finanzdienstleisters AWD, eine Anzeigenkampagne für sein Buch bezahlt hat. Der Vorgang liegt vier Jahre zurück. Wulff soll nach Angaben seines Anwalts nichts davon gewusst haben.

    Dem Ansehen des Bundespräsidenten in der Bevölkerung haben die Vorgänge der vergangenen Tage nicht entscheidend geschadet. Nach dem jüngsten ARD-Deutschlandtrend plädieren 70 Prozent der Deutschen dafür, dass Wulff trotz des umstrittenen 500.000-Euro-Privatkredits der befreundeten Unternehmergattin Edith Geerkens und seiner Beziehungen zu anderen Unternehmern im Amt bleiben soll.

    Maschmeyer räumte über einen Sprecher unumwunden ein, im Herbst 2007 während des niedersächsischen Landtagswahlkampfs rund 42.700 Euro aus seinem Privatvermögen für die Annoncen in vier verschiedenen Zeitungen bezahlt zu haben. Der frühere Geschäftsführer des Verlags Hoffmann und Campe, Manfred Bissinger, hätte den Hannoveraner Unternehmer persönlich darum gebeten, erklärte der Verlag. Wulff war zu dieser Zeit Ministerpräsident in Hannover. In dem Interview-Buch mit dem Titel „Besser die Wahrheit“ beschreibt der heute 52-Jährige sein privates und politisches Leben.

    Wie die Bild-Zeitung berichtete, kaufte die CDU einige Tausend Exemplare und verteilte sie im Wahlkampf. Maschmeyer, der 1998 mit einer Anzeigenkampagne für den damaligen SPD-Ministerpräsidenten Gerhard Schröder („Ein Niedersachse muss Bundeskanzler werden“) für Furore gesorgt hatte, betonte, dass er die Anzeigenkosten „nicht steuerlich geltend gemacht“ habe. 2010 hatte Wulff kurz nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten mit seiner Familie Urlaub in der Maschmeyer-Villa bei Port d’Andratx auf Mallorca gemacht.

    Der Anwalt des Unternehmerpaares Edith und Egon Geerkens, Christian Schertz, hat sich nochmals zu dem umstrittenen Privatkredit für Wulff zu Wort gemeldet. Er betonte, dass die Initiative von Frau Geerkens ausgegangen sei, nachdem ihr Mann ihr von dem geplanten Hauskauf der Eheleute Wulff erzählt habe. Nach einem Bericht der Zeitung Die Welt hat der Anwalt von Bundespräsident Christian Wulff nun bestätigt, dass Egon Geerkens an den Verhandlungen um den umstrittenen Kredit beteiligt war. „Die Modalitäten wurden gemeinsam besprochen, das Darlehen von Frau Edith Geerkens gewährt“, zitiert die Zeitung aus einer Stellungnahme von Wulffs Rechtsanwalt Gernot Lehr. Wulff hatte stets erklärt, dass Edith Geerkens die Kreditgeberin war, sich aber nicht zu der Frage geäußert, inwieweit Egon Geerkens in die Verhandlungen eingebunden war. (mit dpa und afp)

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