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Krawalle bei der EM: Russisches Außenministerium bestellt französischen Botschafter ein

Krawalle bei der EM

Russisches Außenministerium bestellt französischen Botschafter ein

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    Russische Fans hatten in Marseille einen englischen Fan-Block gestürmt.
    Russische Fans hatten in Marseille einen englischen Fan-Block gestürmt. Foto: Guillaume Horcajuelo (dpa)

    Nach den Festnahmen bei den Krawallen russischer Fans bei der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich hat das Außenministerium in Moskau den französischen Botschafter einbestellt. Russlands Außenminister Sergej Lawrow kritisierte am Mittwoch die Festnahme Dutzender russischer Fans als "absolut inakzeptabel". Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) übte hingegen den Schulterschluss mit

    43 russische Fußballfans waren festgenommen worden

    43 russische Fußballfans waren am Dienstag auf dem Weg nach Lille zum nächsten EM-Spiel festgenommen worden. Ihr Bus wurde angehalten, dann wurden sie nach Marseille zurückgebracht. Später kamen elf der 43 Festgenommenen wieder frei, alle anderen blieben in Gewahrsam und sollten weiter befragt werden.

    Lawrow kritisierte die Festnahmen als nicht hinnehmbar. Die französischen Behörden hätten außerdem ihre Pflicht verletzt, die russische Botschaft oder das Konsulat zu informieren. Die russischen Diplomaten hätten von den Festnahmen erst aus sozialen Netzwerken erfahren. Lawrow warnte davor, "die Augen davor zu verschließen", dass es auch Provokationen von Fans anderer Nationen gegeben habe.

    Die Beziehungen zwischen Russland und Frankreich könnten sich verschlechtern

    Das russische Außenministerium erklärte, bei dem Gespräch mit dem französischen Botschafter Jean-Maurice Ripert sei deutlich gemacht worden, dass ein "weiteres Schüren von anti-russischer Stimmung" die "Atmosphäre der russisch-französischen Beziehungen deutlich belasten" könne. Am Montag hatte Frankreichs Sportminister Patrick Kanner Russland mangelnde Kooperationsbereitschaft vorgeworfen. Bis zu 200 russische Hooligans seien bei der EM in Frankreich, die eigentlich nie hätten ausreisen dürfen.

    De Maizière sagte Frankreich "volle Unterstützung" zu. Nach einer Kabinettsitzung im Elysée-Palast hob er hervor, Deutschland und Frankreich arbeiteten "aufs Engste" zusammen, um Ausschreitungen von Hooligans und andere Gewalttaten bei der Europameisterschaft zu verhindern. So habe

    Auch deutsche mutmaßliche Hooligans sind bei der EM vor Ort

    Der Bundesinnenminister verurteilte zudem die Gewalt bei der EM, an der vor allem russische und englische Hooligans beteiligt waren. Allerdings hätten auch Deutsche am Austragungsort Lille "mit dem Zeigen rechtsextremer Symbole den Fußball missbraucht für ihre extremen politischen Auffassungen und für Gewaltanwendung". "Wir werden das nicht dulden", fügte der Minister hinzu. Er traf in Paris auch zur EM entsandte deutsche Polizeibeamte.

    Eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums teilte mit, Deutschland habe 250 Personendaten von Gewalttätern im Sport an Frankreich übermittelt und zunächst etwa zwei Dutzend mutmaßlichen Hooligans die Ausreise untersagt. Regierungssprecher Steffen Seibert kritisierte, von Hooligans werde ein "widerwärtiger Gewaltkult" gepflegt.

    Russland ist nur noch unter Vorbehalt bei der Europameisterschaft dabei

    Rund um die EM-Partie Russland gegen England hatten sich Fußballfans und Hooligans am Samstag in Marseille heftige Straßenschlachten geliefert. Auch im Stadion selbst gab es nach dem Abpfiff Angriffe. Mindestens 35 Menschen wurden verletzt, die meisten von ihnen waren Briten. Die Gewalt ging offenbar vornehmlich von organisierten russischen Hooligans aus.

    Wegen der Ausschreitungen im Stadion wurde Russland vom europäischen Fußballverband Uefa scharf gerügt - die Mannschaft ist nun nur noch unter Vorbehalt bei der EM dabei und muss das Turnier bei erneuten Krawallen russischer Hooligans verlassen. Das gilt aber nur für Vorkommnisse innerhalb eines Stadions.

    Weil die nächsten EM-Spiele Russlands und Englands örtlich und zeitlich nah beieinander liegen, wuchs die Furcht vor neuen Krawallen. In Lille, wo am Mittwochnachmittag das Spiel Russland gegen die Slowakei stattfand, rüsteten sich die Sicherheitskräfte. Am Dienstag sowie in der Nacht zu Mittwoch gab es wegen kleinerer Auseinandersetzungen sieben Festnahmen. afp

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