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Kramp-Karrenbauer: Diese Frau soll das Image der CDU aufpolieren

Kramp-Karrenbauer

Diese Frau soll das Image der CDU aufpolieren

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    Kann über sich selbst lachen: Annegret Kramp-Karrenbauer in ihrer Rolle als „Putzfrau Gretel“ in der Fastnacht.
    Kann über sich selbst lachen: Annegret Kramp-Karrenbauer in ihrer Rolle als „Putzfrau Gretel“ in der Fastnacht. Foto: Oliver Dietze, dpa (Archiv)

    Eine unaufgeregte Frau, deren Talent eher das Lösen von Problemen ist als politische Visionen. Eine Pragmatikerin, die einen neuen Anfang verspricht, aber keine Revolution. So beschreiben die Zeitungen Angela Merkel, als sie 1998 Generalsekretärin der CDU wird. 20 Jahre später passen diese Zeilen genauso gut zu Annegret Kramp-Karrenbauer. Ist AKK, wie sie wegen ihres phonetisch anspruchsvollen Namens gerne genannt wird, eine Art „Merkel reloaded“ – nur ohne Hosenanzug?

    Dass die Karriere der 55-Jährigen nicht im Saarland enden wird, ist jedenfalls schon lange klar. Nur zwei Fragen blieben bislang offen: Wann geht sie nach Berlin und was kann sie dort werden? Beide hat AKK am Montag beantwortet. Sie tritt als saarländische Ministerpräsidentin zurück und übernimmt das Amt der CDU-Generalsekretärin. Jenes Amt also, in dem Merkel einst angetreten war, um die von der Ära Kohl ausgezehrte Partei neu aufzustellen. Und nun soll Kramp-Karrenbauer die Merkel-müde Partei aus ihrer Lethargie befreien.

    Kramp-Karrenbauer gilt in der CDU als "Kronprinzessin"

    Doch bei allen Parallelen gibt es einen entscheidenden Unterschied: Während Merkels Anfang damals mit der Abnabelung von ihrem Entdecker Helmut Kohl begann, soll AKK die CDU gemeinsam mit der angeschlagenen Chefin aus der Tristesse führen. Die Saarländerin weiß, dass sie damit auf einem schmalen Grat unterwegs ist. In den Augen vieler Parteifreunde ist schließlich gerade Merkel das größte Problem der CDU. Trotzdem hat sich Kramp-Karrenbauer selbst für den Job angeboten. Wohl auch, weil sie sich damit – anders als in einem Ministeramt – keiner Kabinettsdisziplin unterordnen muss.

    Spätestens seit ihrem furiosen Sieg bei der Landtagswahl im vergangenen Frühjahr gilt AKK als „Kronprinzessin“. Wenn es ihr nun gelingt, dem verschwommenen Profil der CDU neue (oder alte?) Konturen zu geben, wird sie damit auch ihr eigenes Profil schärfen. Ist im Kampf um die Merkel-Nachfolge damit also schon eine Vorentscheidung gefallen?

    Die dreifache Mutter ist zwar keine Karriere-Politikerin, die um jeden Preis nach oben strebt. Doch am Willen zur Macht und an Mut fehlt es ihr nicht. Das beweist sie schon früh: Ein halbes Jahr ist sie erst Ministerpräsidentin, als AKK die Jamaika-Koalition in Saarbrücken platzen lässt. Die FDP ist für sie wegen interer Querelen kein verlässlicher Partner mehr. Es ist ein riskantes Manöver, denn sie kann sich keineswegs sicher sein, die von ihr provozierten Neuwahlen gegen den SPD-Kandidaten Heiko Maas zu gewinnen. Am Ende siegt sie klar, wird Chefin einer Großen Koalition – und fortan hört man ihren komplizierten Namen öfter, wenn es um die Zeit nach Merkel geht.

    Trotz des Erfolgs ist Kramp-Karrenbauer nicht abgehoben

    Trotz ihrer Erfolge neigt Kramp-Karrenbauer nicht zum Abheben. Sie wird als Tochter eines Sonderschulrektors und einer Hausfrau in der Kohle- und Stahlstadt Völklingen geboren. Ihr Mann ist Bergbauingenieur und arbeitet in Teilzeit, um sich um die Kinder zu kümmern. Mehr Bodenständigkeit kann ein Lebenslauf kaum hergeben. Dass die engagierte Katholikin auch über sich selbst lachen kann, beweist sie in der Fastnacht. Ihre Rolle als „Putzfrau Gretel“, die im Landtag aufräumt, ist legendär.

    Und nun soll AKK also das Image der ramponierten Volkspartei aufpolieren. Dass die Kanzlerin dafür ausgerechnet eine Vertraute in Position bringt, die zumindest auf den ersten Blick wie „Merkel 2“ daherkommt, empfinden viele CDU-Leute als Provokation. Doch wer glaubt, Kramp-Karrenbauer kommt nur als „Merkels Mädchen“, könnte sich täuschen. Schon als Ministerpräsidentin gönnte sie sich eine eigene Meinung. Sie argumentierte zum Beispiel schon für den Mindestlohn, als ihre Partei noch dagegen war, und sprach sich noch gegen die „Ehe für alle“ aus, als der Widerstand in der Union längst gebrochen war.

    Nun ist klar: Wer in der Union etwas werden will, muss an AKK vorbei. Angela Merkel wird übrigens nur eineinhalb Jahre nach ihrer Wahl zur Generalsekretärin CDU-Chefin. Fünf weitere Jahre später ist sie Bundeskanzlerin.

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