Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Korea-Konflikt: Südkoreas Präsidentin lässt sich nicht einschüchtern

Korea-Konflikt

Südkoreas Präsidentin lässt sich nicht einschüchtern

    • |
    Südkoreas neue Präsidentin Park Geun Hye, die im Wahlkampf noch versöhnliche Töne gegenüber dem Norden angeschlagen hatte, versuchte am Montag ebenfalls, Stärke zu zeigen.
    Südkoreas neue Präsidentin Park Geun Hye, die im Wahlkampf noch versöhnliche Töne gegenüber dem Norden angeschlagen hatte, versuchte am Montag ebenfalls, Stärke zu zeigen. Foto: Yonhap, afp

    Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel spitzen sich weiter zu. Mit einem schnellen Schlagabtausch von Machtdemonstrationen versuchen Nordkorea auf der einen Seite und Südkorea sowie die USA auf der anderen Seite, einander einzuschüchtern. Pjöngjang hatte am Wochenende den Kriegszustand gegenüber

    USA schicken Tarnkappenbomber

    Die US-Luftwaffe schickte daraufhin Jagdflugzeuge vom Typ F-22 von Japan nach Südkorea. Die „Stealth Fighter“ sind mit ihrer Tarnkappentechnik für gegnerischen Radar nur schwer zu erkennen.

    Südkoreas neue Präsidentin Park Geun Hye, die im Wahlkampf noch versöhnliche Töne gegenüber dem Norden angeschlagen und in den vergangenen Wochen auf harte Rhetorik verzichtet hatte, versuchte am Montag ebenfalls, Stärke zu zeigen. „Wenn es zu Provokationen gegen unsere Bevölkerung oder unser Land käme, sollten wir ohne jede politische Überlegung schon in einem frühen Stadium stark reagieren“, erklärte Park nach einem Treffen mit ihrem Sicherheitsstab.

    Nordkoreas Waffenarsenal

    Nordkorea ist ein hochgerüstetes Land mit einer der größten Armeen der Welt.

    Die nordkoreanische Volksarmee verfügt Schätzungen zufolge über rund 1,2 Millionen aktive Soldaten. Nur China, Indien, die USA und Russland haben ähnlich große Armeen.

    Neben seinen aktiven Soldaten kann Nordkorea über 4,7 Millionen Reservisten mobilmachen

    Umgerechnet auf die Bevölkerungszahl sind etwa 4,5 Prozent der Nordkoreaner Soldaten.

    Die Armee verfügt über rund 4.700 Panzerhaubitzen und Selbstfahrlafetten. Dazu kommen knapp 20.000 Geschütze.

    Nordkoreas Luftwaffe besteht aus etwa 650 Kampfflugzeugen. Die meisten Maschinen stammen aber aus den sechziger und siebziger Jahren.

    Weitgehend veraltet sind auch die rund 6500 Panzer und Kampffahrzeuge des kommunistischen Landes.

    Nordkoreas Marine besteht nach Schätzungen aus etwa 420 Schiffen. Dazu kommt eine U-Boot-Flotte.

    Viel investiert haben die nordkoreanischen Diktatoren in die Raketen-Technologie. Neben ballistischen Raketen und selbstentwickelten Boden-Luft-Raketen wird wohl auch an Interkontinental-Raketen gebaut.

    Die größte Sorge bereitet der Welt das nordkoreanische Atomprogramm. Bereits im Oktober 2006 testete das Regime in Pjöngjang eine Atombombe, weitere Tests folgten.

    Dass Nordkorea in der Lage ist, Raketen im Atomwaffen zu bestücken, gilt aktuell als eher unwahrscheinlich. Das Land dürfte aber daran arbeiten.

    Bisher beschränkt sich der Konflikt allerdings auf militärisches Säbelrasseln. Pjöngjangs dramatische Kriegserklärung hat keine konkreten Auswirkungen, denn formell befinden sich die beiden Koreas ohnehin im Kriegszustand. Seit dem Ende des Korea-Kriegs 1953 gilt ein Waffenstillstandsvertrag. Dessen Aufkündigung hat Nordkorea zwar mehrfach angedroht, bisher aber nicht wahr gemacht.

    Provokationen Kim Jongs Uns sorgen für Beunruhigung

    Trotzdem sorgt die Kriegsrhetorik von Diktator Kim Jong Un in Seoul für Beunruhigung. Verteidigungsminister Kim Kwan Jin erklärte gegenüber koreanischen Medien, eine „bewaffnete Provokation“ des Nordens sei nicht auszuschließen. Man bereite sich auf alle Eventualitäten vor. Das letzte Mal, dass Pjöngjang seinen Drohungen tatsächlich Taten folgen ließ, war im November 2010. Damals nahm Nordkoreas Armee die südkoreanische Insel Yeonpyeong unter Beschuss und tötete vier Menschen.

    Die Spannungen eskalieren, seitdem Pjöngjang im Dezember eine Langstreckenrakete und im Februar zum dritten Mal eine Atombombe getestet hat. Der UN-Sicherheitsrat reagierte darauf mit Sanktionen. Südkorea und die USA hielten gemeinsame Manöver ab.

    Nordkoreas Drohungen

    25. August 2016: "Nordkorea hat sich damit «n die erste Reihe der Militärmächte eingefügt, die die volle Fähigkeit für einen Atomangriff haben." (Kim Jong Un laut Staatsmedien)

    31. März 2013: «Die Atomstreitmacht der Volksrepublik stellt das Leben der Nation dar.» Das Atomwaffenarsenal solle erweitert werden, «solange die Imperialisten und Nukleardrohungen auf der Welt existieren». (Kim Jong Un laut Staatsmedien)

    30. März 2013: «Von diesem Moment an werden die Nord-Süd-Beziehungen in einen Kriegszustand versetzt und alle Angelegenheiten zwischen beiden werden gemäß den Vorschriften für Kriegszeiten erledigt.» (Regierungserklärung)

    29. März 2013: «Es ist angesichts der bestehenden Lage an der Zeit, eine Rechnung mit den US-Imperialisten zu begleichen.» (Machthaber Kim Jong Un laut Staatsmedien)

    27. März 2013: «In der Situation, in der jeden Moment ein Krieg ausbrechen kann, ist die Nord-Süd-Kommunikation nicht mehr nötig.» (Delegationsleiter für die Militärgespräche mit Südkorea kündigt Kappung der militärischen Telefonleitung zum Süden an.)

    7. März 2013: «Weil die USA einen Atomkrieg entfachen wollen, werden wir unser Recht auf einen nuklearen Präventivschlag gegen das Hauptquartier der Aggressoren wahrnehmen.» (Ein Sprecher des Außenministeriums)

    5. März 2013: «Wenn die Übungen nach dem 11. März in ihre Hauptphase treten, wird der Waffenstillstandsvertrag, der nur dem Namen nach bestanden hat, beendet sein.» (Reaktion der Streitkräfte auf südkoreanisch-amerikanische Militärübungen)

    23. April 2012: «Sie (die Truppen) werden die rattenähnliche Gruppe und die Stützpunkte der Provokationen in drei bis vier Minuten in Asche legen.» (Nordkoreas Streitkräfte drohen mit «Spezialaktionen» gegen die südkoreanische Hauptstadt Seoul.)

    23. März 2011: «Unserer Truppen sind bereit, jederzeit auf die Festen der psychologischen Kriegsführung zu zielen und zu schießen und in reale Kampfaktionen überzugehen, wenn wir das wollen.» (Warnung eines Befehlshabers der Streitkräfte gegen anti-nordkoreanische Flugblattaktionen aus Südkorea)

    23. Dezember 2010: «Die revolutionären Streitkräfte der Volksrepublik (Nordkorea) werden vollständig vorbereitet sein, nötigenfalls zu jeder Zeit einen Heiligen Krieg der Gerechtigkeit im koreanischen Stil auf der Basis der atomaren Abschreckung zu starten.» (Minister der Streitkräfte, Kim Yong Chun) (Quelle: dpa)

    Um zu beurteilen, wie ernst Pjöngjangs Drohungen zu nehmen sind, beobachten Südkoreas Medien die Aktivitäten in der gemeinsamen Industriezone Kaesong, die für Nordkorea eine wichtige Devisenquelle ist. Die Produktion sei von den Spannungen bisher nicht beeinträchtigt, hieß es in Seoul. Der nordkoreanische Ministerpräsident Choe Yong Rim wurde am Montag seines Postens enthoben. Sein Nachfolger ist nach Berichten der Staatsmedien Pak Pong Ju, der das Amt bereits von 2003 bis 2007 innehatte. Mit der Ernennung Paks, dem 2002 eine wichtige Rolle bei Reformversuchen zugeschrieben wurde, könnte Kim Jong Un signalisieren, sich stärker der Wirtschaft zuwenden zu wollen.

    Kann Pjöngjang inzwischen selbst Uran anreichern?

    In den USA wird darüber spekuliert, ob Nordkorea bei seinem jüngsten Atomtest erstmals eine Atombombe mit hoch angereichertem Uran gezündet haben könnte. Einem Bericht der Washington Post zufolge haben Experten bisher vergeblich versucht, genügend radioaktive Partikel in der Atmosphäre einzusammeln, um eindeutige Aussagen über die Beschaffenheit der Bombe zu treffen.

    Nordkorea - Zehn Fakten zum kommunistisch besetzten Land

    Nordkorea heißt ausführlich Demokratische Volksrepublik Korea.

    Nordkorea ist einer der wenigen letzten stalinistischen Staaten.

    Hauptstadt von Nordkorea ist Pjönjang.

    Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Korea aufgeteilt in eine US-amerikanische und sowjetische Besatzungszone.

    Der Korea-Krieg zwischen 1950 und 1953 zementierte die Spaltung zwischen dem Norden und Südkorea.

    Die drei bisherigen Staatsführer Nordkoreas heißen: Kim Il-Sung, Kim Jong-Il und Kim Jong-Un.

    Das Land hat etwa 24 Millionen Einwohner, die auf einer Fläche von 122.762 Quadratkilometern leben.

    Nordkorea grenzt an Südkorea, China und auf wenigen Kilometern Länge auch an Russland.

    Die Nordkoreaner sind traditionell Buddhisten und Konfuzianisten. Mittlerweile dürfte aber ein großer Teil durch den Stalinismus konfessionslos sein.

    Die Flagge des kommunistischen Landes ist blau, rot und weiß mit einem Roten Stern.

    Dies weist auf eine außerordentlich gute Abdämmung des unterirdischen Versuchstunnels hin, und damit auf besondere Geheimhaltung. Die Aussicht, dass Pjöngjangs Physikern der Bau einer Uranbombe gelungen sein könnte, schüre bei Sicherheitspolitikern Sorgen vor einer möglichen Nuklearkooperation zwischen Nordkorea und dem Iran, so die Washington Post.

    Andererseits könnte Nordkorea inzwischen auch selbst über die Technik der Urananreicherung verfügen. Dies würde bedeuten, dass das kommunistische Regime dank seiner reichen Uranvorkommen unbehelligt von internationalen Sanktionen ein beträchtliches Atomwaffenarsenal aufbauen könnte. Pjöngjangs Plutoniumvorräte dürften dagegen nur für den Bau von zehn bis zwanzig Bomben reichen und schrumpfen mit jedem Test.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden