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Korea-Konflikt: Nordkorea und Südkorea reichen sich die Hand

Korea-Konflikt

Nordkorea und Südkorea reichen sich die Hand

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    Südkoreas Vereinigungsminister und Delegationsleiter Cho Myoung Gyon (rechts) und sein nordkoreanischer Amtskollege Ri Son Gwon geben sich in Panmunjom, Südkorea, die Hand.
    Südkoreas Vereinigungsminister und Delegationsleiter Cho Myoung Gyon (rechts) und sein nordkoreanischer Amtskollege Ri Son Gwon geben sich in Panmunjom, Südkorea, die Hand. Foto: YNA, dpa

    Es ist ein Durchbruch in der koreanischen Atomkrise: Nordkorea nimmt mit einer Mannschaft an den Olympischen Winterspielen in Südkorea teil. "Wir hoffen, dass die Gespräche nun in einem versöhnlichen Geist weitergehen", sagte Südkoreas Wiedervereinigungsminister Cho Myoung Gyon. "Frisch gewagt ist halb gewonnen." Er schlug vor, die Mannschaften beider Länder zusammen ins Stadion einmarschieren zu lassen.

    Am Dienstag begannen mit diesem Erfolg nach einer zweijährigen Eiszeit erste Gespräche zwischen Nord- und Südkorea. Bei seiner Neujahrsansprache hatte Machthaber Kim Jong Un von Provokationen auf sanfte Töne umgeschaltet. Anfängliche Befürchtungen, Kim könnte die mögliche Olympia-Teilnahme an dreiste Bedingungen knüpfen, zerschlugen sich bei den Gesprächen. Nordkorea zeigte sich verblüffend umgänglich.

    In der militärischen Grenzsiedlung Panmunjeom trafen sich je fünf hochrangige Vertreter beider Seiten in einem schmalen Konferenzraum. Die nordkoreanische Delegation leitet Ri Son Gwon, der Vorsitzende des Komitees für friedliche Wiedervereinigung. Der Staatssekretär des Sportministeriums war ebenfalls dabei. Südkorea schickte Cho und seinen Stellvertreter.

    Weitere Familienzusammenführungen möglich

    Südkorea preschte gleich bei dem ersten Treffen mit weiteren Vorschlägen vor, die über die Organisation des Sportereignisses hinausgingen. Cho sprach sich für Abrüstungsgespräche aus. Er bot zudem eine neue Runde von Familienzusammenführungen an. Dabei treffen sich Geschwisterpaare, die sich bei der Teilung des Landes Ende der vierziger Jahre auf unterschiedlichen Seiten der Grenze wiedergefunden haben. In einer gemeinsamen Mitteilung erklärten beide Staaten, sie wollten die "aktuellen militärischen Spannungen entschärfen" und Militärgespräche führen.

    Die wichtigsten Akteure im Nordkorea-Konflikt

    Nordkorea: Der junge Machthaber Kim Jong Un sieht in der Entwicklung von Atomwaffen und Raketen eine Überlebensgarantie. Hatte sich sein 2011 gestorbener Vater und Vorgänger Kim Jong Il anfangs noch auf Verhandlungen eingelassen, lehnt Kim Jong Un dies ab. Der stark abgeschottete kommunistische Staat sieht sich von den USA und Südkorea bedroht. Mit dem äußeren Feind rechtfertigt Kim sein repressives System und erklärt Armut und Hunger im Land.

    Südkorea: Das demokratische Südkorea schwankt zwischen Aussöhnung mit dem Norden und einer harten Linie. Da der Ballungsraum Seoul mit 25 Millionen Menschen nur 50 Kilometer von der Grenze in Reichweite der nordkoreanischen Artilleriebatterien liegt, wäre ein Krieg verheerend für Südkorea. Das Bündnis mit der Atom-Supermacht USA, die 28 500 Soldaten in Südkorea stationiert haben, soll Nordkorea abschrecken. Außerdem möchte Seoul seine eigenen Raketen perfektionieren. Gleichzeitig versucht der neue Präsident Moon Jae In, über Dialog mit dem Norden die Spannungen abzubauen. 

    USA: Nordkorea stellt die USA als Ursache allen Übels dar und droht der Weltmacht offen mit Atomangriffen. US-Präsident Donald Trump hat die Phase der «strategischen Geduld» für beendet erklärt. Als erster US-Präsident drohte Trump ebenfalls offen Militärschläge an, was aber folgenlos blieb. Daneben bemühen sich die USA, Nordkorea politisch und wirtschaftlich unter Druck zu setzen und dafür stärker Nordkoreas Nachbarn China und Russland zu gewinnen. Pjöngjang soll der Zugang zu Devisen genommen werden. Washington macht auch Druck auf Länder, die Gastarbeiter aus Nordkorea beschäftigen. 

    China: China hatte im Koreakrieg (1950-53) an der Seite Nordkoreas gegen Südkorea und die USA gekämpft, aber die Waffenbruderschaft ist längst Vergangenheit. Nie war das Verhältnis zu Pjöngjang so schlecht wie heute. China versucht, Nordkorea und die USA zu Verhandlungen zu bewegen. Rund 90 Prozent des nordkoreanischen Handels fließen über China, das die Sanktionen mitträgt, aber den Schmuggel nicht völlig im Griff hat und auch einen Kollaps des Nachbarn fürchtet. Es wird befürchtet, dass wie bei einem Krieg Millionen Flüchtlinge über die Grenze strömen. Sollte ein Zusammenbruch Nordkoreas zur Wiedervereinigung mit Südkorea führen, könnten US-Truppen an Chinas Grenze stehen. Da bevorzugt China den Status quo. 

    Japan: Wie Südkorea ist Japan mit den USA militärisch verbündet und sieht Nordkorea als große Bedrohung. Mehrmals flogen nordkoreanische Raketen bei Tests bis in japanische Gewässer oder über Japan hinweg wie zuletzt vergangenen Dienstag eine Mittelstreckenrakete. Mit Raketenabwehrsystemen will sich Japan schützen. Zudem nimmt der rechtskonservative Ministerpräsident Shinzo Abe Nordkorea zum Anlass, um von der rein defensiven Militärdoktrin des Landes abzurücken.  

    Russland: Knapp 20 Kilometer gemeinsame Grenze machen Russland und Nordkorea zu Nachbarn, eine Bahnlinie verbindet beide Länder. Moskau verurteilt die nukleare Aufrüstung Pjöngjangs und trägt Sanktionen der UN mit. Doch die UN-Vetomacht lehnt jedwede gewaltsame Lösung des Konflikts ab und fordert Gespräche der USA mit Nordkorea. Moskau ist auch das US-Militär in Südkorea ein Dorn im Auge, das mit dem Ausbau seiner Raketenabwehr gegen Nordkorea auch die russische strategische Position schwächt. Auf die brutale Diktatur Nordkoreas wirkt Moskau nicht ein. (dpa)

    Nord- und Südkorea stehen sich seit sieben Jahrzehnten im Kriegszustand gegenüber. Auch heute gilt offiziell nur ein Waffenstillstand. Der Norden hatte damals Unterstützung der Sowjetunion und Chinas erhalten, während Amerika versuchte, den Süden zu verteidigen. In den vergangenen Monaten hatte Kim die Welt mit einer raschen Folge von Waffentests verunsichert. Er hat die Funktionsfähigkeit seiner Atombomben und der passenden Interkontinentalraketen gezeigt. Experten bezweifeln aber, dass die Systeme zuverlässig arbeiten – doch die Drohung ist eindeutig.

    Wiederkehrendes Muster

    Das Regime in Nordkorea zeigt im Umgang mit dem Rest der Welt ein wiederkehrendes Muster. Auf Phasen der Provokation folgen Phasen der Öffnung. Das hat regelmäßig ganz im Sinne Pjöngjangs funktioniert. Die Aufrüstung hat die Nachbarn so in Furcht versetzt, dass sie zu Zugeständnissen und Wirtschaftshilfe bereit waren.

    In den ruhigeren Phasen hat Nordkorea sein Waffenarsenal dann jedoch mitnichten abgebaut. Das Regime hat lediglich die Tests ausgesetzt. Wenn sich Südkorea dann gerade wieder etwas in Sicherheit wiegen konnte, gingen die Aggressionen erneut los. Derzeit wechselt der Kreislauf des Verhaltens Nordkoreas von seinem aggressiven Abschnitt in die friedfertigere Phase.

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