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Korea-Konflikt: Nordkorea: Kim Jong Un auf Entspannungskurs mit dem Süden

Korea-Konflikt

Nordkorea: Kim Jong Un auf Entspannungskurs mit dem Süden

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    Schlägt wieder versöhnliche Töne an: Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un.
    Schlägt wieder versöhnliche Töne an: Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un. Foto: KCNA (dpa)

    Nachdem zeitweise zu befürchten war, der Konflikt zwischen den beiden Koreas würde eskalieren, einigten sich Seoul und Pjöngjang nun auf hochrangige Annäherungsgespräche.

    Nordkorea und Südkorea führen Gespräche auf Regierungsebene

    Das Treffen werde am Mittwoch und Donnerstag dieser Woche in Seoul stattfinden, teilte des südkoreanische Vereinigungsministerium am Montag mit. Es soll unter anderem um die Normalisierung gemeinsamer Wirtschaftsprojekte und humanitäre Fragen gehen. Auf das Treffen einigten sich beide Länder nach 17-stündigen Marathonverhandlungen auf Arbeitsebene im Grenzort Panmunjom.

    Die Kim-Dynastie in Nordkorea

    Seit fast 70 Jahren herrscht die Familie Kim über das international weitgehend isolierte Nordkorea.

    KIM IL SUNG: Der zum «Großen Führer» aufgestiegene Bauernsohn wurde 1912 geboren. Nach der Besetzung des Nordens von Korea durch sowjetische Truppen 1945 wurde Kim dort Stalins Mann. Als 1948 die Demokratische Volksrepublik Korea ausgerufen wurde, ließ er sich zum Regierungschef ernennen. Er herrschte über den abgeschotteten Staat mit eiserner Hand bis zu seinem Tod 1994. Der bis heute gottgleich verehrte Kim Il Sung trägt den ihm vorbehaltenen Titel «Ewiger Präsident».

    KIM JONG IL: Sein Sohn wurde 1942 (oder 1941) in einem Ausbildungslager in der Sowjetunion geboren. Die Propaganda verlegte die Geburt in ein Widerstandscamp am mythischen Berg Paektu in Korea während der japanischen Besatzung. Der «Geliebte Führer» setzte den despotischen Kurs seines Vaters fort. In seine Herrschaftszeit fällt der vollständige Zusammenbruch der Wirtschaft mit Hungersnöten. 2008 erlitt er vermutlich einen Schlaganfall und war bis zu seinem Tod am 17. Dezember 2011 gesundheitlich angeschlagen.

    KIM JONG UN: Der jüngste seiner drei bekannten Söhne kam Anfang der 1980er Jahre zur Welt, das exakte Geburtsjahr ist umstritten. Er soll eine Schule in der Schweiz besucht haben. Kim Jong Il erhob ihn 2010 zum General. Ende 2011 wurde Kim Jong Un Oberbefehlshaber der Streitkräfte, im April 2012 auch Erster Vorsitzender der Zentralen Verteidigungskommission und damit laut Verfassung «Oberster Führer» des Landes.

    Dort hatten die Gespräche auf Arbeitsebene am Sonntag im begonnen. Nach langen Verhandlungen einigten sich die Vertreter beider Seiten dann auf den Rahmen der nun angekündigten ranghohen Gespräche. Dabei hatte Seoul nach Angaben aus Verhandlungskreisen  zunächst ein Treffen auf Ministerebene festschreiben wollen, was  die Vertreter des kommunistischen Nordens jedoch ablehnten. Letztlich hieß die Kompromissformel "Gespräche auf Regierungsebene", die nun Mitte der Woche in Südkoreas Hauptstadt stattfinden sollen.

    Letzte Gespräche liegen sechs Jahre zurück

    Unklar war jedoch zunächst noch, wen Nordkorea schicken werde, sagte eine Sprecherin des Ministeriums. Seoul werde voraussichtlich durch Vereinigungsminister Ryoo Kihl Jae vertreten sein. Die bisher letzten Gespräche zwischen Ministern beider Länder liegen schon sechs Jahre zurück.

    Auch habe es Differenzen bei der Abstimmung der spezifischen Themen für das hochrangige Treffen gegeben, sagte die Sprecherin in Seoul. Die nordkoreanische Seite wolle unter anderem auch gemeinsame Feierlichkeiten zum Jahrestag der Erklärung des ersten Gipfeltreffens zwischen beiden Staaten am 15. Juni 2000 in Pjöngjang besprechen. "Weitere Einzelheiten sollen vor dem Treffen am Mittwoch noch ausgehandelt werden."

    Korea-Konflikt: Lage in Kaesong normalisiert sich

    Die Kehrtwende des kommunistischen Regimes in Pjöngjang war kurz vor einem Treffen zwischen US-Präsident Barack Obama und dem chinesischen Staatschef Xi Jinping am Freitag und Samstag in Kalifornien gekommen. Beide Präsidenten vereinbarten dabei, im Streit um das nordkoreanische Atomprogramm zusammenzuarbeiten. Außerdem hatten beide Länder erklärt, über die Normalisierung gemeinsamer Wirtschaftsprojekte einschließlich des grenznahen Industrieparks im nordkoreanischen Kaesong sprechen zu wollen. Dort steht der Betrieb seit zwei Monaten still.

    Nordkoreas Waffenarsenal

    Nordkorea ist ein hochgerüstetes Land mit einer der größten Armeen der Welt.

    Die nordkoreanische Volksarmee verfügt Schätzungen zufolge über rund 1,2 Millionen aktive Soldaten. Nur China, Indien, die USA und Russland haben ähnlich große Armeen.

    Neben seinen aktiven Soldaten kann Nordkorea über 4,7 Millionen Reservisten mobilmachen

    Umgerechnet auf die Bevölkerungszahl sind etwa 4,5 Prozent der Nordkoreaner Soldaten.

    Die Armee verfügt über rund 4.700 Panzerhaubitzen und Selbstfahrlafetten. Dazu kommen knapp 20.000 Geschütze.

    Nordkoreas Luftwaffe besteht aus etwa 650 Kampfflugzeugen. Die meisten Maschinen stammen aber aus den sechziger und siebziger Jahren.

    Weitgehend veraltet sind auch die rund 6500 Panzer und Kampffahrzeuge des kommunistischen Landes.

    Nordkoreas Marine besteht nach Schätzungen aus etwa 420 Schiffen. Dazu kommt eine U-Boot-Flotte.

    Viel investiert haben die nordkoreanischen Diktatoren in die Raketen-Technologie. Neben ballistischen Raketen und selbstentwickelten Boden-Luft-Raketen wird wohl auch an Interkontinental-Raketen gebaut.

    Die größte Sorge bereitet der Welt das nordkoreanische Atomprogramm. Bereits im Oktober 2006 testete das Regime in Pjöngjang eine Atombombe, weitere Tests folgten.

    Dass Nordkorea in der Lage ist, Raketen im Atomwaffen zu bestücken, gilt aktuell als eher unwahrscheinlich. Das Land dürfte aber daran arbeiten.

    Auch neue Treffen zwischen getrennt lebenden Angehörigen koreanischer Familien sollen erörtert werden. Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hatte noch im Mai einen hochrangigen Militär als Gesandten nach Peking geschickt, um die wegen des Atomstreits gestörten Beziehungen mit dem traditionellen Verbündeten China zu verbessern.

    Nach dem dritten nordkoreanischen Nukleartest im Februar hatte sich der Streit um das nordkoreanische Atomprogramm zugespitzt. Pjöngjang hatte angesichts der Ausweitung von UN-Sanktionen und gemeinsamer Militärübungen Südkoreas und der USA mehrfach Kriegsdrohungen gegen die beiden Länder ausgestoßen. Die Drohungen waren aber schon in den vergangen Wochen spürbar abgeflaut. (AZ/dpa/afp)

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