Der südkoreanische Präsident Lee Myung Bak ist am Montag zu einem dreitägigen Besuch in China eingetroffen. Großer Gesprächsbedarf zwischen Peking und Seoul besteht zum Führungswechsel in Nordkorea nach dem Tod des langjährigen Machthabers Kim Jong Il. Bei einem Treffen mit Chinas Präsident Hu Jintao am Montag sei ein "umfassender Meinungsaustausch" geplant, sagte der Vorsitzende des chinesischen Volkskongresses, Wu Bangguo, der Lee empfing. Der Besuch werde den Beziehungen zwischen Seoul und Peking an diesem "historischen Wendepunkt" neuen Schwung verleihen, erklärte er mit Blick auf Nordkorea.
China ist der wichtigste Verbündete Nordkoreas, das wegen seines Atomprogramms international isoliert ist. Peking unterstützte auch die Ernennung des neuen Machthabers Kim Jong Un und sicherte Nordkorea seine Zusammenarbeit zu.
China will Wiederaufnahme der Verhandlungen zum nordkoreanischen Atomprogramm
In den Gesprächen dürfte es auch um die Bemühungen für eine Wiederaufnahme der Verhandlungen zum nordkoreanischen Atomwaffenprogramm gehen. An den Sechser-Gesprächen, die Pjöngjang 2009 abgebrochen hatte, waren die beiden koreanischen Staaten, China, die USA, Japan und Russland beteiligt. Der chinesische Außenamtssprecher Liu Weimin sagte am Montag, Frieden und Stabilität auf der koreanischen Halbinsel seien im Interesse aller Seiten. China hoffe daher, die Gespräche über eine "Entnuklearisierung der koreanischen Halbinsel" und die Wiederaufnahme der Sechser-Gespräche voranzubringen.
Das südkoreanische Präsidialamt erklärte am Montag, bei den Gesprächen in China soll es um einen Ausbau der "strategischen Zusammenarbeit" zwischen beiden Ländern gehen, um für "Frieden und Stabilität" auf der koreanischen Halbinsel zu sorgen. Bei dem dreitägigen Besuch in Peking wird Präsident Lee auch den chinesischen Regierungschef Wen Jiabao treffen. Wie die Zeitung "China Daily" berichtete, wird zudem erwartet, dass Lee und Hu den bevorstehenden Beginn von Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen bekanntgeben werden.
Menschenrechtsgruppen vergleichen Haftbedingungen in Nordkorea mit Sklaverei
Unterdessen appellierten Menschenrechtsgruppen an die neue Führung in Nordkorea, die Menschenrechtslage in dem kommunistischen Land zu verbessern. In einem offenen Brief, der unter anderem von Amnesty International unterzeichnet ist, kritisieren 39 Organisationen, dass in Nordkorea über 200.000 Männer, Frauen und Kinder in Arbeitslagern und Gefängnissen sitzen - oftmals aus politischen Gründen oder weil sie mit einem Beschuldigten verwandt sind. Ihre Haftbedingungen glichen den "schlimmsten Formen von Sklaverei", viele Häftlinge sterben dort an Unterernährung oder mangelnder medizinischer Versorgung. (AFP/AZ)