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Konflikte: Kampf um Kobane: Hoffnung auf IS-Rückzug nach Luftangriffen

Konflikte

Kampf um Kobane: Hoffnung auf IS-Rückzug nach Luftangriffen

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    Türkische Panzer unweit der Grenze zu Syrien. Die Kurden in Kobane fühlen sich im Stich gelassen.
    Türkische Panzer unweit der Grenze zu Syrien. Die Kurden in Kobane fühlen sich im Stich gelassen. Foto: Sedat Suna (dpa)

    Fällt Kobane wieder zurück in kurdische Hand? Neue Luftangriffe auf IS-Stellungen in der nordsyrischen Stadt

    "Die Lage hat sich seit Dienstag geändert", berichtete der kurdische Behördenvertreter Idris Nahsen aus Kobane, Kurdenkämpfer hätten "die IS-Milizen zurückgedrängt". Grund dafür seien neue Luftangriffe der US-geführten Militärallianz, zu der auch arabische Staaten gehören.

    Hoffnung in Kobane: Luftangriffe zwingen Dschihadisten zum Rückzug

    Laut den US-Streitkräften wurden bei den Luftangriffen unter anderem südlich von Kobane, das auf Arabisch Ain al-Arab heißt, mehrere Fahrzeuge und ein Artillerie-Geschütz der Dschihadisten vernichtet. Außerdem seien gleichartige IS-Ziele südwestlich von Kobane und am Südrand der Stadt zerstört worden. Weiterhin griff das Luftwaffenbündnis weiter östlich ein Ausbildungslager nahe der IS-Hochburg Rakka sowie einen Panzer bei Deir Essor an.

    Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, die sich auf ein Netzwerk von Beobachtern in Syrien stützt, verließ der IS wegen der Luftangriffe mehrere Stadtviertel im Osten und am Südwestrand Kobanes. Im Osten hätten die Dschihadisten später aber erneut angegriffen, um verlorene Straßenzüge zurückzuerobern. Am Mittwoch lieferten sie sich weiterhin erbitterte Häuserkämpfe mit den zahlenmäßig und ausrüstungstechnisch unterlegenen Kurdenkämpfern.

    Verluste gab es laut der Beobachtungsstelle auf beiden Seiten. Der kurdische Aktivist und Journalist Mustapha Ebdi berichtete, die Straßen des Maktala-Viertels im Südosten Kobanes seien "voller Leichen" von IS-Kämpfern.

    Kampf um Kobane forderte bisher mehr als 400 Tote

    Die Beobachtungsstelle bezifferte die Zahl der Todesopfer seit Beginn der Kämpfe am 16. September auf mehr als 400. Da die für ihre Gräueltaten bekannten Islamisten zu Wochenbeginn in einzelne Stadtviertel vorgerückt waren, war befürchtet worden, dass sie Kobane bald ganz einnehmen könnten.

    Laut US-Generalstabschef Martin Dempsey stellt sich der IS zudem inzwischen "bei der Nutzung elektronischer Geräte geschickter an", so dass die Kämpfer schwieriger aus der Luft zu orten seien. "Sie hängen auch keine Flaggen mehr auf, fahren nicht mehr in langen Konvois und machen ihre Hauptquartiere nicht mehr weithin sichtbar", sagte Dempsey dem Sender ABC News.

    Das ist die Organisation IS

    IS ist eine islamistische Organisation. Sie hat das Ziel, einen Islamischen Staat zu errichten. Dieses Kalifat soll die Länder Syrien und Irak, aber auch den Libanon, Israel und Jordanien miteinander vereinen.

    IS steht für Islamischer Staat. Gebräuchlich ist auch die Abkürzung ISIL, das steht für Islamischer Staat im Irak und in der Levante oder ISIS für Islamischer Staat im Irak und in Syrien.

    Ihr Ziel verfolgen die Anhänger der Organisation mit militärischen Mitteln und brutalster Gewalt, darunter Bombenattentate, Folter, und Hinrichtungen von Zivilisten.

    IS kämpft an vielen Fronten. Die Terrorgruppe geht bewaffnet gegen die Regierungen in Syrien und im Irak vor, führt Krieg gegen schiitische Gläubige und vermeintliche sunnitische Kollaborateure.

    Die IS hat ihre Wurzeln in der Widerstandsbewegung gegen die Besetzung des Iraks nach dem Irakkrieg 2003.

    Die Gruppe profitierte 2013 vom Machtkampf der von Schiiten dominierten Regierung in Bagdad mit Sunniten und beherrscht inzwischen weite Teile des Iraks.

    Im syrischen Bürgerkrieg hat Isis vor allem im Nordosten des Landes die Kontrolle erlangt. Dort griff die Gruppe kurdische Städte an und massakrierten Zivilisten.

    In den besetzten Gebieten verordnen die Dschihadisten der Bevölkerung strenge Regeln. So sollen Frauen die Häuser nur noch verlassen, wenn es unbedingt notwendig ist. Alkohol und Rauchen ist verboten, ebenso Veranstaltungen und freie Presse.

    Im April 2014 sagte sich IS von Al-Kaida los. Deren Führung habe sich von den Grundsätzen des "Heiligen Krieges" entfernt, hieß es.

    Wie viele Menschen sich IS angeschlossen haben, ist unklar. Schätzungen sprechen von bis zu 15.000 Kämpfern.

    Anführer der Bewegung ist seit Mai 2010 Abu Bakr al-Baghdadi. Die USA führt ihn als einen der meistgesuchten Terroristen der Welt.

    IS wirbt im Internet aktiv um Kämpfer aus Europa. «Isis macht eine sehr gute Öffentlichkeitsarbeit», sagte der EU-Koordinator für Terrorismusbekämpfung, Gilles de Kerchove. Die Islamisten hätten sogar Kameras auf ihre Kalaschnikows geschraubt, um ihre Operationen in Echtzeit im Internet zu übertragen.

    Finanziert wurde IS zu Beginn von saudischen und katarischen Gönnern. Mittlerweile hat die Organisation mit mafiösen Methoden eigene Einnahmequellen erzeugt, etwa mit dem Schmuggel von Öl.

    Längst hat der Konflikt im benachbarten Syrien auch die Türkei erfasst, wo am Dienstag bei landesweiten Kurdenprotesten mindestens 18 Menschen getötet wurden. Nach den Zusammenstößen mit Sicherheitskräften und islamistischen Kräften setzte die Armee erstmals seit den 90er Jahren eine Ausgangssperre in sechs östlichen Großstädten durch. Dennoch kam es auch am Mittwoch wieder zu Krawallen in der Millionenstadt Diyarbakir und in Van, wo die Polizei mit Tränengas und Wasserwerfern gegen prokurdische Steinewerfer vorging.

    Kurdenproteste in Türkei: 18 Menschen sterben bei Auseinandersetzungen

    Die Demonstranten werfen Ankara vor, dem drohenden Fall Kobanes an den IS tatenlos zuzusehen. Zwar billigte das türkische Parlament jüngst einen möglichen Einsatz der Armee in Syrien und dem Irak, bislang jedoch hat die Regierung in

    Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte sich für die Errichtung einer Pufferzone in den Kurdengebieten an der türkischen Grenze zu Syrien ausgesprochen. Während Kritiker argwöhnen, dass die Türkei dadurch den kurdischen Einflussbereich beschneiden wolle, befürchtet Ankara ein länderübergreifendes Bündnis zwischen der in der Türkei verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und den vor allem in Syrien aktiven kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG). Die türkischen Behörden nahmen deshalb nach eigenen Angaben mehr als 260 aus Syrien eingereiste Kurden an der Grenze fest, um militante Kurdenaktivisten "aus Sicherheitsgründen" auszufiltern. afp

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