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Konflikt: Die Bundeswehr beteiligt sich am Nato-Einsatz in der Türkei

Konflikt

Die Bundeswehr beteiligt sich am Nato-Einsatz in der Türkei

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    Fahrzeuge und Container einer "Patriot" Einheit der Bundeswehr werden im Hafen von Lübeck-Travemünde für ihren Einsatz in der Türkei verladen.
    Fahrzeuge und Container einer "Patriot" Einheit der Bundeswehr werden im Hafen von Lübeck-Travemünde für ihren Einsatz in der Türkei verladen. Foto: Christian Charisius/ dpa

    Für Deutschland ist es ein Akt der Bündnissolidarität, das syrische Regime spricht von Provokation, und aus dem Iran kam sogar die Warnung vor einem neuen Weltkrieg. Der Bundeswehreinsatz in der Türkei soll der Abschreckung dienen. Ohne Risiko ist er aber nicht.

    Ihren Einsatz in Bosnien hat die Bundeswehr vor wenigen Monaten beendet, der Abzug aus Afghanistan läuft auf Hochtouren, und auch im Kosovo schrumpft die Schutztruppe. Nur noch gut 6000 deutsche Soldaten sind derzeit im Auslandseinsatz. In den nächsten Wochen wird die Zahl zumindest vorübergehend wieder steigen. Am Dienstag brachen die ersten 20 deutschen Soldaten in die Türkei auf. "Active Fence" (Aktive Schranke) heißt ihre Mission, die den Nato-Bündnispartner mit "Patriot"-Abwehrraketen vor Angriffen aus Syrien schützen soll.

    Bundeswehr: 350 deutsche Soldaten unterstützen die internationalen Truppen

    Insgesamt 350 deutsche Soldaten sollen sich zusammen mit amerikanischen und niederländischen Kameraden an der Mission beteiligen. Die Bundesregierung hat von Anfang an keinen Zweifel daran gelassen, dass Deutschland der Türkei zur Seite stehen wird.

    Nato: Die Bundeswehr steht in der Pflicht

    Nach dem Nato-Einsatz in Libyen, bei dem Deutschland nicht mitmachte und deswegen zeitweise sogar Schiffe aus den Nato-Verbänden im Mittelmeer abziehen musste, wäre ein erneutes Ausscheren auch kaum vorstellbar gewesen. "Wir haben die Solidarität der Nato im Kalten Krieg erfahren, und jetzt können wir diese auch der Türkei geben", sagte der Befehlshaber des Bundeswehr-Einsatzführungskommandos, Generalleutnant Rainer Glatz, bei der Verabschiedung seiner Soldaten.

    Am frühen Dienstagmorgen brach das deutsche Vorauskommando zusammen mit 30 niederländischen Kameraden von Eindhoven aus in die Türkei auf. Für viele ist es nicht der erste internationale Einsatz. Die unberechenbare Lage in Syrien verleiht ihm aber eine besondere Brisanz.

    Beunruhigung war unter den Soldaten, die sich auf die sechsstündige Reise zum Luftwaffenstützpunkt Incirlik in der Nähe der südtürkischen Millionenstadt Adana machten, trotzdem nicht zu spüren. "Ich glaube nicht, dass es eine direkte Gefahr gibt, dass das eskalieren könnte", sagt der 39 Jahre alte Hauptmann Rudolf Stegmaier. Zum Abschied prosteten sich die Soldaten mit einem Fingerhut voll Kräuterbitter zu - eine niederländische Tradition.

    Die Bundeswehrsoldaten sind 100 Kilometer vor der syrischen Grenze stationiert

    Der Einsatz der deutschen Soldaten ist rein defensiv. Die "Patriot"-Staffeln der Bundeswehr werden 100 Kilometer von der türkisch-syrischen Grenze entfernt stationiert. Sie können aber nur Ziele in einem Umkreis von 68 Kilometern treffen. Der Abschuss von Flugzeugen oder Raketen über syrischem Gebiet ist also gar nicht möglich. Trotzdem befürchten Kritiker, dass Deutschland in den Syrien-Konflikt hineingezogen werden könnte.

    Das syrische Regime hat den Einsatz als Provokation gewertet, Russland hat vor einer weiteren Eskalation des Konflikts gewarnt, und der iranische Generalstabschef sprach im Zusammenhang mit der "Patriot"-Stationierung sogar vor der Gefahr eines neuen Weltkriegs. Auch der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan übt sich nicht gerade in rhetorischer Zurückhaltung. "Jederzeit sind wir mit allen unseren Möglichkeiten zum Krieg bereit", sagte er laut türkischen Medien in der vergangenen Woche an die Adresse des syrischen Regimes von Baschar al-Assad.

    Bundeswehr: Drei Wochen bis zur vollen Einsatzbereitschaft

    Bisher ist keine einzige syrische Rakete auf türkischem Boden eingeschlagen. Bei Granateneinschlägen in der Türkei gab es allerdings Tote. Und wie sich der Bürgerkrieg in Syrien entwickelt, wenn das Assad-Regime in den letzten Zügen liegt, wagt niemand vorherzusagen.

    Bis die Bundeswehr in der Türkei voll einsatzbereit ist, werden voraussichtlich noch drei Wochen vergehen. Die Ausrüstung des deutschen Kontingents wurde am Dienstag im Hafen von Lübeck-Travemünde auf ein dänisches Schiff verladen. Vor dem Hafenhaus demonstrierte eine kleine Gruppe von Friedensaktivisten. Ob die Türkei die Hilfe der Nato denn tatsächlich benötige, wollte einer der Demonstranten von den

    Die Bundesregierung begründet die Notwendigkeit des Einsatzes unter anderem damit, dass syrische Raketen 700 Kilometer weit reichen, und damit Ziele fast im ganzen türkischen Staatsgebiet treffen könnten. Im Bundestag bekam sie dafür die Rückendeckung aller Fraktionen außer der Linken, die Auslandseinsätze der Bundeswehr grundsätzlich ablehnt. (dpa)

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