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Kommentar zur US-Wahl: Gut, dass diese Schlammschlacht endlich vorüber ist

Kommentar zur US-Wahl

Gut, dass diese Schlammschlacht endlich vorüber ist

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    Der schmutzigste Wahlkampf der US-Geschichte: Hillary Clinton und Donald Trump während einer TV-Debatte.
    Der schmutzigste Wahlkampf der US-Geschichte: Hillary Clinton und Donald Trump während einer TV-Debatte. Foto: Jim Lo Scalzo (dpa)

    Wenn der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika einen Raum betritt, ist es in den USA üblich, sich vom Platz zu erheben. Es ist eine Ehrbezeugung. Zuvor, im Wahlkampf, darf hingegen dieselbe Person kübelweise mit Dreck beworfen werden, dürfen Lügen, haltlose Verdächtigungen und übelste Drohungen ausgestoßen werden.

    So aggressiv war der US-Wahlkampf noch nie

    Das hat es ansatzweise schon bei früheren Auseinandersetzungen um den Einzug ins Weiße Haus gegeben. Aber noch nie war das Niveau über lange Zeit so niedrig, war der Ton so aggressiv und wurde so tief in den Schlamm gefasst wie dieses Mal von einem der Kandidaten.

    Das soll die Führungsmacht der westlichen Welt sein? Das soll das Land sein, das die westlichen Werte anderen Völkern nahebringen, ja manchmal sogar aufzwingen will? Die Schande dieses Wahlkampfes wird das Bild Amerikas in der Welt auf lange Zeit trüben. Tiefer können die USA nur noch sinken, wenn Donald Trump tatsächlich Präsident werden sollte.

    Nun ist Hillary Clinton auch kein leuchtender Stern. Man kann ihr Verbissenheit vorwerfen, die Nähe zum Establishment, undurchsichtige Praktiken im Umgang mit dienstlichen E-Mails – aber sie ist ein politischer Profi, hat sich in Ämtern bewährt und ist geprägt von Verantwortungsbewusstsein. Wenn das 320-Millionen-Volk der Amerikaner schon keine anderen Kandidaten als diese beiden in die Endausscheidung bringen konnte, dann darf nach vernünftigen Maßstäben nur Clinton gewinnen.

    Trump bedient die, die sich bedroht fühlen

    Trump hingegen, der mit Immobiliengeschäften ein Millionenvermögen in ein Milliardenvermögen verwandelt hat, bevor er im vergangenen Jahr überraschend in das Kandidatenrennen der Republikaner einstieg, verfügt über keine politische Erfahrung. Er hat mit Tabubrüchen auf sich aufmerksam gemacht und die Medien dadurch gezwungen, über ihn zu berichten.

    Dass die Sprüche einmal frauenfeindlich, ein anderes Mal rassistisch, dann wieder gegen ethnische oder religiöse Minderheiten gerichtet waren, machte ihn für erstaunlich viele Amerikaner zum Helden. Sie hegen Misstrauen gegenüber „Washington“, lehnen die „politische Korrektheit“ ab, sie wollen ihre Waffen behalten und leben einen Patriotismus, der zum Nationalismus mutiert ist.

    Und viele fühlen sich als Weiße bedroht von einer demografischen Entwicklung, die sie zur Minderheit im eigenen Land macht. All diese Leute hat Trump bedient mit eingängigen Slogans, mit seinen Rüpeleien, mit Hasstiraden auf Hillary Clinton und mit abstrusen Ankündigungen, die niemals einzulösen sind.

    Viele Trump-Unterstützer sind politisch ungebildet, aber man kann sie nicht als dumm abtun. Doch sie haben die kritische Distanz verloren, um den Blender zu durchschauen. Auf ihre Stimmen kann Trump zählen, ebenso auf eingefleischte Republikaner und auf Gegner Hillary Clintons, die ihn als „kleineres Übel“ sehen. Es wird wohl dennoch nicht reichen.

    Keine Krankenversicherung, dafür Waffen

    Denn viel häufiger wird das Argument vom „kleineren Übel“ dazu führen, dass diejenigen, die Trump verhindern wollen, Clinton wählen. Viele haben viel zu verlieren, sollte der Milliardär ans Ruder kommen. Er würde die von Präsident Obama eingeführte Krankenversicherung wieder abschaffen, die Restriktionen im Waffenrecht aufheben und die Investitionen in den Klimaschutz stoppen.

    Hillary Clinton wird viele Stimmen bekommen, die nicht aus Überzeugung für sie abgegeben werden, sondern die Trump stoppen sollen. Aber auch das zählt. Aus europäischer Sicht ist zu wünschen, dass die Mehrheit der Amerikaner Trump das sagt, was er in seiner Fernsehshow „The Apprentice“ den Kandidaten so gerne verkündet hat: „Du bist gefeuert!“

    Bei einem Wahlkampfauftritt deutete Donald Trump am Dienstag an, dass nur Waffenfreunde seine Rivalin Hillary Clinton aufhalten könnten. Das Wahlkampfteam des Republikaners versuchte, diesen Verdacht zu zerstreuen. Trump habe lediglich gesagt, dass die Waffenfreunde in hoher Zahl in November zur Wahl gehen und geschlossen gegen Clinton und für Trump stimmen würden.
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    In Donald Trumps jüngster Äußerung sehen viele einen Gewaltaufruf gegen Hillary Clinton. Es ist aber nicht die erste provokante Äußerung des Republikaners.

    Sagt dieses Mal Amerika zu Trump: „Du bist gefeuert“?

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