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Kommentar zu Köln: Wer Probleme verharmlost, hilft den rechten Hetzern

Kommentar zu Köln

Wer Probleme verharmlost, hilft den rechten Hetzern

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    Frauen demonstrieren vor dem Kölner Dom gegen Sexismus. Nach den Übergriffen auf Frauen vor dem Kölner Hauptbahnhof in der Silvesternacht ist zu den Tätern weiterhin wenig bekannt.
    Frauen demonstrieren vor dem Kölner Dom gegen Sexismus. Nach den Übergriffen auf Frauen vor dem Kölner Hauptbahnhof in der Silvesternacht ist zu den Tätern weiterhin wenig bekannt. Foto: Oliver Berg (dpa)

    Die Nacht der Gewalt in Köln ist eine Katastrophe. Für die Frauen, die dort belästigt, beraubt und gedemütigt wurden. Für die überforderte Polizei. Für die Politiker, die erst schwiegen und sich jetzt mit allerlei Forderungen überschlagen. Für uns Journalisten, die wir die Ausschreitungen anfangs falsch eingeschätzt haben. Der Fall ist aber auch eine Katastrophe für all jene friedlichen Flüchtlinge, die sich nichts zuschulden kommen lassen. Der Hass gegen sie wird nun noch größer, die Hetze noch unverhohlener und ekelhafter. Dagegen gibt es nur ein Mittel: Wir müssen aus den Fehlern von Köln lernen.

    Die Geschichte dieser Silvesternacht ist vor allem eine Geschichte von bestätigten Vorurteilen. Junge Männer, offenbar aus Nordafrika oder dem arabischen Raum, tun das, wovor viele Menschen in Deutschland Angst haben: In widerlicher Weise erniedrigen sie Frauen und treten damit unsere Werte mit Füßen. Dafür gibt es keine Entschuldigung. Wer jetzt noch mit „kulturellen Unterschieden“ daherkommt, hat nicht verstanden, worum es geht. Und wenn die Kölner Oberbürgermeisterin jungen Frauen nun rät, lieber „eine Armlänge Abstand“ zu Fremden zu halten, macht sie sich nicht nur zum Gespött der Leute. Sie verstärkt damit auch das Gefühl vieler Bürger, dass die Verantwortlichen vor lauter politischer Korrektheit Probleme verharmlosen. Das ist Gift für unsere Gesellschaft. Schließlich sind es doch die Täter, die sich in Köln falsch verhalten haben, und nicht die Opfer.

    Wer bei uns Zuflucht sucht, muss unsere Regeln akzeptieren – oder wieder gehen. Es gibt gute Gründe dafür, dass ein Land niemanden so einfach in ein Kriegsgebiet abschieben kann. Aber es ist doch absurd, wenn sich Kriminelle, die selbst das Recht brechen, auf das Asylrecht berufen. Der entscheidende Punkt bleibt: Ist der Staat Herr der Lage? Sollten die Kölner Angreifer ungestraft davonkommen, wachsen die Zweifel daran.

    Gegen Gerüchte gibt es nur ein Mittel: Fakten

    Und der Fall hat noch eine zweite Ebene: Viele Menschen fragen sich, warum die Attacken so spät bekannt wurden. Warum meldet die Polizei noch an Neujahr eine ruhige Silvesternacht? Warum berichten so viele Medien erst Tage später? Eine einfache Antwort darauf gibt es nicht. Fakt ist, dass Polizei und viele Journalisten die Geschehnisse unterschätzt haben. Daran ergötzen sich jetzt jene, die so gerne über die „Lügenpresse“ herziehen. Sie sehen sich bestätigt, dass die Medien Nachrichten verschweigen, um die Stimmung gegen Flüchtlinge nicht weiter aufzuheizen. Doch erstens kann es sich in Zeiten des Internets keine Zeitung, keine Nachrichtensendung leisten, solche Informationen bewusst zu unterschlagen, wenn sie nicht ihre Glaubwürdigkeit riskieren will. Und zweitens vergessen die Vereinfacher von Rechtsaußen einen entscheidenden Punkt: Anders als Internet-Hetzer verbreiten seriöse Medien nicht jedes Gerücht ungefiltert weiter. Es gehört zu unserer Arbeit, Informationen zu hinterfragen und vermeintliche Fakten zu überprüfen. Dass dies in Köln viel zu spät geschehen ist, steht trotzdem außer Frage.

    Pegida und Co. sehen damit den Beweis erbracht, dass alle Flüchtlinge Frauen vergewaltigen und alle Medien lügen. Gegen solchen Unsinn hilft nur Transparenz. Und dabei sind Journalisten genauso gefragt wie Polizei und Politiker. Sie alle müssen Gerüchten mit Fakten begegnen. Denn eines hat die Gewalt von Köln brutal gezeigt: Wer in der Flüchtlingsfrage Probleme verharmlost, spielt rechten Hetzern genauso in die Karten wie der, der die Ängste der Menschen bewusst schürt. Beides ist eine Katastrophe – für den inneren Frieden und für unsere offene Gesellschaft.

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