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Kommentar von Markus Günther: Selektion von Embryonen ist ein Urteil gegen das Leben

Kommentar von Markus Günther

Selektion von Embryonen ist ein Urteil gegen das Leben

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    Dr. Markus Günther, Chefredakteur Augsburger Allgemeine
    Dr. Markus Günther, Chefredakteur Augsburger Allgemeine Foto: Ulrich Wagner

    Das Urteil des Bundesgerichtshofes, die Selektion von künstlich befruchteten Embryonen zu erlauben, ist eine schlimme Fehlentscheidung.

    Zwar enthält das Urteil zahlreiche Einschränkungen, die etwa sicherstellen sollen, dass nicht das Geschlecht des Wunschkindes ausgesucht wird und dass überhaupt nur "Risikopaare" die Präimplantationsdiagnostik in Anspruch nehmen können. Das ändert aber nichts daran, dass dem Aussortieren möglicherweise kranker oder behinderter Kinder schrittweise der Weg geebnet wird.

    In den Fällen, über die das Gericht entschied, wollten Paare durch künstliche Befruchtung ein Kind bekommen, aber das Risiko bestimmter Erbkrankheiten ausschließen. Der Arzt stellte per Gentest die entsprechenden "Defekte" fest und ließ diese Embryonen absterben, noch bevor sie den Frauen eingepflanzt wurden.

    Den Paaren schlechte Motive zu unterstellen, wäre ganz falsch; viele Menschen wollen nicht nur sich selbst schützen, sondern eben auch dem Kind ein Leben mit Behinderung ersparen. Das ist verständlich. Dennoch setzt sich mit dem BGH-Urteil eine verhängnisvolle Entwicklung fort. Schon jetzt werden in Deutschland 96 Prozent der Kinder, bei denen vor der Geburt das Downsyndrom diagnostiziert wird, abgetrieben. Und das, obwohl moderne Medizin und die gezielte Förderung das Leben der Kinder mit Downsyndrom heute in einer Weise verbessern, auf die man früher nicht zu hoffen gewagt hätte. Aber wer ist noch bereit, zu einem solchen Kind ja zu sagen?

    In einem Land mit der historischen Erfahrung Deutschlands, in dem einst "lebensunwertes Leben" systematisch vernichtet wurde, sollte die Sensibilität größer sein. Die BGH-Entscheidung ist noch kein Dammbruch auf dem Weg zum "Designer-Baby", aber wieder ein Schritt in die falsche Richtung, wieder ein Urteil gegen das Leben. Von

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