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Kommentar: Zwei Jahre Papst Franziskus: Der Jubel lässt nach - und das ist gut

Kommentar

Zwei Jahre Papst Franziskus: Der Jubel lässt nach - und das ist gut

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    Papst Franziskus ist seit zwei Jahren im Amt. Jetzt lässt der Jubel nach.
    Papst Franziskus ist seit zwei Jahren im Amt. Jetzt lässt der Jubel nach. Foto: Angelo Carconi, dpa

    Einmal musste es mit der Jubelei zu Ende sein. Einmal musste jemand sagen, dass auch Papst Franziskus ein Mensch ist mit all seinen Schwächen und Schatten. Insofern tut die Ernüchterung ganz gut, die am zweiten Jahrestag der Wahl des argentinischen Kardinals Jorge Mario Bergoglio auf den Stuhl Petri eingetreten ist.

    Papst Franziskus sucht die Menschen, will sie anfassen

    Er bezaubert ja nach wie vor die Zehntausende, die jede Woche zur Generalaudienz auf dem Petersplatz in Rom zusammenströmen. Franziskus sucht die Menschen, will sie anfassen, die Kinder herzen und die Betrübten trösten. Kein Panzerglas kann diesen spontanen Pontifex einsperren. Und keine Konvention ihn aufhalten.

    In zwei Jahren hat Papst Franziskus vieles getan, was unmöglich zu sein schien. Er zog nicht in den Apostolischen Palast ein, er begnügte sich mit einem Mittelklassewagen, er reiste als Erstes auf die Flüchtlingsinsel Lampedusa und prangerte dort die Globalisierung der Gleichgültigkeit an. Er ließ vor der Bischofssynode weltweit die Katholiken befragen, was sie zu Ehe und Familie denken. Er berief eine internationale Kardinalskommission ein, die ihn über notwendige vatikanische Reformen beraten sollte.

    Viele vermissen bei Papst Franziskus konkrete Ergebnisse

    Das ist Papst Franziskus

    Franziskus, mit bürgerlichem Namen Jorge Mario Bergoglio, wurde am 17. Dezember 1936 als Sohn italienischer Einwanderer in Argentinien geboren.

    Sein Vater war Bahnangestellter in der argentinischen Hauptstadt. Dort ging er auf eine technische Schule, die er als Chemie-Techniker absolvierte.

    Mit 21 Jahren ging Bergoglio ins Priester-Seminar.

    Nach seiner Priesterweihe 1969 folgte Bergoglio Theologiestudien und wurde 1973-1979 zum Provinzial des Jesuitenordens berufen.

    Der Jesuit übernahm 1998 die Erzdiözese von Buenos Aires und wurde 2001 zum Kardinal berufen. 

    2001 wurde Jorge Mario Bergoglio zum Kardinal berufen. 

    In den letzten Jahren kollidierte Bergoglio mehrfach mit den Regierungen von Néstor und Cristina Kirchner. Er kritisierte Korruption und Armut, außerdem wandte er sich gegen die Legalisierung der Homo-Ehe in Argentinien.

    Bergoglio wurde in der Vergangenheit der "Kardinal der Armen" genannt.

    Mit 76 Jahren und seiner etwas gebrechlichen Gesundheit ging Jorge Mario Bergoglio in die neue Papstwahl eher als Außenseiter unter den Favoriten.

    Im fünften Wahlgang wurde Bergoglio dann zum neuen Papst gewählt.

    Bergoglio nennt sich als Papst Franziskus.

    Franziskus ist der erste Südamerikaner an der Spitze der katholischen Kirche.

    Mit dem Namen erinnert der Argentinier an Franz von Assisi (um 1181-1226), einen der meistverehrten Heiligen überhaupt.

    Bereits in den ersten Monaten nach seiner Wahl zeigt sich Franziskus als Reformer. Er will nach eigener Aussage eine Kirche, in der auch die Armen, Schwachen und Unterdrückten Platz haben.

    Und – was ist dabei schon herausgekommen? Nicht nur die Ungeduldigen vermissen bei Papst Franziskus konkrete Ergebnisse. Vieles blieb bislang bei Absichtserklärungen. Franziskus schuf ein Wirtschaftssekretariat, aber er vergaß die Statuten für das neue Amt, sodass sich Chaos breitmachte. Der Neuner-Kreis der Kardinäle zeichnete auf 34 Seiten die Leitlinien für eine Kurienreform vor. Übersichtlicher sollen die Kongregationen und Räte werden, einziehen möge der Geist der Dienstleistung. Hehre Ziele, gegen die sich unter den konservativen Kurienkardinälen allerdings sofort Widerspruch regte.

    Die Nagelprobe dürfte die zweite Runde der Familien-Synode sein. Wie weit wagt sich die katholische Kirche aus ihrer doktrinellen Bastion heraus und stellt sich angstfrei der heutigen Welt? Schon im vergangenen Oktober war zu bemerken, dass sich Papst Franziskus in der zweiten Beratungswoche eher wieder den traditionellen Positionen zuneigte. Er muss bei seinem zukunftszugewandten Aufbruch eben auch diejenigen Kräfte in der Kirche mitnehmen, die lieber alles beim Alten lassen wollen. Sein Programm für mehr Barmherzigkeit gegenüber den Sündern und Gestrauchelten mag noch so sympathisch sein. Als Weltkirche gilt es halt auch, Prinzipien zu wahren.

    Jetzt muss Franziskus liefern

    Papst Franziskus empfängt Bundeskanzlerin Angela Merkel zu einer Privataudienz im Vatikan.
    Papst Franziskus empfängt Bundeskanzlerin Angela Merkel zu einer Privataudienz im Vatikan. Foto: Gregorio Borgia, Archiv (dpa)

    In seinem dritten Amtsjahr muss der 78-jährige Pontifex „liefern“. Aller Voraussicht nach bleibt ihm nicht mehr allzu viel Lebenszeit, um seine Vision einer erneuerten Kirche zu verwirklichen. „Es geht voran“, sagt der Münchner Kardinal und Papstvertraute Reinhard Marx zuversichtlich. „Aber es ist noch längst nicht alles geschafft.“

    Vielleicht positionieren sich deswegen immer vernehmlicher die internen Kritiker von Franziskus, darunter der Präfekt der Glaubenskongregation, der Deutsche Gerhard Ludwig Müller. Der milde Papst kann ja durchaus zulangen und unliebsame Kleriker in die Schranken weisen, auf unbedeutendere Posten versetzen und öffentlich zurechtweisen. Die versammelten Kurialen hat er so vor Weihnachten rundgemacht, indem er diesen Kardinälen die 15 „Krankheiten“ der Kirche vorhielt.

    Am Charme dieses Papstes kratzt dies alles bislang wenig. So leutselig, so unbefangen wie er manchmal plaudert, verzeiht man ihm selbst verbale Ausrutscher wie sein Verständnis für die Züchtigung in der Kindererziehung oder die Ehrverteidigung mittels Faustschlag, wenn jemand die Mama beleidigt. So ist er halt – auch in seiner naiven Rede über den Teufel. Ein Mensch eben, ein sympathischer.

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