Wenn Diktatoren nicht weiterwissen, schlagen sie um sich. Offener Terror ist oft das letzte Mittel, wenn Manipulation, Einschüchterung und materielle Lockungen nicht mehr wirken. Zu beobachten ist das derzeit in Belarus. Alexander Lukaschenko war es in 26 Jahren an der Macht gelungen, sich als gelegentlich gütiger, meist aber strafender Landesvater zu inszenieren. Dabei entging ihm, dass immer weniger Menschen etwas mit dem postsowjetischen Patriarchengehabe anfangen konnten. Die Belarussen wollen ihr Leben frei gestalten und über ihr Schicksal mitbestimmen. Nach dem eklatanten Wahlbetrug haben sie endgültig genug davon, sich von ihrem Präsidenten als „Schafe“ beschimpfen und auch so behandeln zu lassen.
Nun also lässt der Diktator erbarmungslos prügeln. Die Sicherheitsorgane hat er auf seiner Seite. Im Hintergrund hält zudem Wladimir Putin seine schützende Hand über ihn. In der EU dagegen fehlt es am Willen und den Fähigkeiten, entscheidenden Druck auszuüben. Die Menschen in Belarus haben deshalb nur eine Chance: zivilen Ungehorsam. Ein Land, das niemand am Laufen hält, lässt sich auch diktatorisch nicht in die Spur zwingen.
Lesen Sie dazu auch den Artikel über die Krawallnacht von Minsk.
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