Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Kommentar: Zerklüftetes Frankreich: Was das Land nun braucht

Kommentar

Zerklüftetes Frankreich: Was das Land nun braucht

    • |
    Wird es dem Mitte-Links-Kandidaten in den französischen Präsidentschaftswahlen, Emmanuel Macron (Mitte), gelingen, Frankreich wieder zu einen?
    Wird es dem Mitte-Links-Kandidaten in den französischen Präsidentschaftswahlen, Emmanuel Macron (Mitte), gelingen, Frankreich wieder zu einen? Foto: Lionel Bonaventure, dpa

    Emmanuel Macron steht kurz vor dem Ziel. Doch das Schwierigste steht ihm noch bevor: ein Land zu einen, das so gespalten ist wie kaum zuvor. Macron hat kompromisslose, ja hasserfüllte Gegner, die Konfrontation suchen statt den konstruktiven Konsens. Leider bestimmt dieses Verhalten Frankreichs politische Kultur. Le Pens Anhänger lehnen Macron als schnöseligen Vertreter einer abgehobenen Elite ab; jene des Republikaners François Fillon werfen den Medien eine Schmutzkampagne vor und fühlen sich um den Sieg betrogen. Die radikale Linke wiederum brandmarkt eine schrittweise Liberalisierung der Wirtschaft, wie Macron sie plant, als indiskutablen „Neo-Liberalismus“.

    Wahlergebnisse zeigen: Frankreich ist ein zerklüftetes Land

    Ein präziserer Blick auf die Wahlergebnisse verstärkt den Eindruck eines zerklüfteten Landes. So konnte Macron überwiegend in größeren Städten punkten, seine Wähler verfügen meistens über ein Diplom und ein komfortables Gehalt. Le Pen wiederum erhielt viele Stimmen von Arbeitern, Geringverdienern und der Landbevölkerung. Der Konservative Fillon wiederum kam besonders gut bei älteren und gut situierten Franzosen an, während der Linkspopulist Jean-Luc Mélenchon sehr viele Jungwähler begeisterte.

    Emmanuel Macron im Porträt

    Emmanuel Macron ist der Senkrechtstarter der französischen Politik. Einige nennen ihn bereits den "französischen Kennedy".

    In seinem Lager entfacht der zierlich wirkende Mann Begeisterung. Schon vor der Wahl war von "Macromania" die Rede.

    Sein Wahlkampfbuch nannte er schlicht "Révolution".

    Erst vor einem Jahr gründete der frühere Wirtschaftsminister seine Bewegung "En Marche!" (Auf dem Weg).

    Einen klassischen Parteiapparat hat er bis heute nicht. Er spricht Menschen an, die eine Erneuerung wollen, aber Extreme ablehnen.

    Macron führt sein Wahlkampfteam wie ein Start-up-Unternehmen. Er will "neue Gesichter" in die Top-Etage der Macht bringen.

    Falls er gewinnt, soll ein erheblicher Teil der Minister seiner Regierung nicht aus der Politik kommen.

    Der 39-Jährige ist ein Europafreund. "Ich habe Europa im Herzen", lautet sein Motto.

    Das macht ihn zum prominentesten Widersacher der Rechtspopulistin Marine Le Pen, die die Europäische Union bekämpft und in ihrem Land den "neuen Franc" als Währung einführen will.

    Macron gab schon vor langer Zeit sein Parteibuch bei den Sozialisten ab. Er positioniert sich "weder rechts noch links".

    Im Wahlkampf bekannte er, Außenseiter zu sein. In der Tat wurde Macron noch nie in ein Amt gewählt.

    Der ehrgeizige Kandidat war bis 2012 gut bezahlter Investmentbanker bei Rothschild & Cie...

    ... Dann holte ihn der sozialistische Präsident François Hollande in den Élyséepalast. 2014 wurde er Wirtschaftsminister. 

    Macron ist seit 2007 mit der wesentlich älteren Französisch-Lehrerin Brigitte Macron (64) verheiratet, die er seit seiner Schulzeit in Amiens kennt.

    Sie organisiert im Wahlkampf und "coacht" ihren Mann. Das ungewöhnliche Paar könnte im Élyséepalast für richtigen Glamour sorgen.

    Macron wird gut zuhören und die Sorgen ernst nehmen müssen. Das Land benötigt Reformen mit Augenmaß – nur durch einen Aufschwung der Wirtschaft kann das Selbstbewusstsein zurückkommen. Von allen Kandidaten scheint Macron am besten für diese gewaltige Aufgabe gerüstet zu sein. 

    Lesen Sie auch:

    Der kometenhafte Aufstieg des Emmanuel Macron 

    Macron lässt Dax auf Rekordhoch steigen

    Frankreich hat die Wahl zwischen Macron und Le Pen 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden