Der Attentäter von Hanau war offensichtlich psychisch krank, aber genau so ein glasklarer Rassist, Anhänger rechtsextremer Verschwörungstheorien und eindeutig ein Terrorist. Aber wir sollten nach solchen Taten weniger über die Täter reden – besonders wenn sie im Internet narzisstisch in Szene setzen wollen. Viel wichtiger ist es über die Opfer zu reden.
Unter den Ermordeten sind beispielsweise viele Kurden. Vermutlich hatten sie und ihre trauernden Angehörigen in Deutschland auf ein besonders sicheres Leben gehofft, nachdem ihre Volksgruppe in ihrer Heimat oft im Mittelpunkt gewalttätiger Auseinandersetzungen steht – zuletzt auch im Kampf gegen den IS-Terror.
Der rechte Terror zielt auf alle Einwanderer und Minderheiten
Der rechtsextreme Terror in Deutschland – seien es die NSU-Serienmörder, der Attentäter von Halle oder die jüngstausgehobene Terrorzelle – zielt auf alle Einwanderer und ihre deutschen Nachfolgegenerationen. Ebenso auf ganze Religionsgruppen wie Muslime und Juden. Er zielt auf unsere gesamte moderne Gesellschaft. Aber eben auch direkt auf Minderheiten.
Doch schon nach dem NSU-Terror wurde viel zu wenig über die Folgen etwa für die oft tief verunsicherte türkische Gemeinde gesprochen. Wer kennt mehr als einen Namen der Mordopfer? Die Gleichgültigkeit verunsichert auch andere Zuwanderergruppen, die fest zu Deutschland gehören.
Die Terrorzelle unter dem Anführer aus Mickhausen, soll über Massaker an in Moscheen betenden Muslimen angedacht haben. Der Attentäter von Halle war nur eine Holztüre davon entfernt, schutzlos in einer Synagoge betende jüdische Bundesbürger zu ermorden.
Das entscheidende Gegenmittel ist gesellschaftlicher Zusammenhalt
So wichtig es ist, über Ursachen und Motive von Terroristen zu sprechen. Noch wichtiger ist: Jeder in Deutschland sollte sich in die durch Terrorismus immer wieder ausgelösten Ängste und Sorgen all der betroffen Menschen hineinversetzen. Denn die Antwort auf rechtsextremen wie auch auf islamistischen Terror kann nur lauten: Die Gesellschaft muss enger zusammenhalten und zusammenrücken. Dazu gehört eine breite gegenseitige Solidarität mit allen, auf die der Terror zielt. Und dies ist das genaue Gegenteil, was Fanatiker und ihre geistigen Vordenker erreichen wollen.
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