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Kommentar: Weiß Donald Trump eigentlich, was er sagt?

Kommentar

Weiß Donald Trump eigentlich, was er sagt?

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    Immer wieder fällt Donald Trump durch seine provokanten Sprüche im US-Wahlkampf auf.
    Immer wieder fällt Donald Trump durch seine provokanten Sprüche im US-Wahlkampf auf. Foto: Cristobal Herrera, dpa

    Wollen wir hoffen, dass Paul Ryan recht hat. „Es war ein Scherz“, sagt der ranghöchste Republikaner in den USA, „der daneben ging.“ Gemeint ist eine Bemerkung von Präsidentschaftskandidat Donald Trump, die andere für einen Aufruf zur Gewalt gegen seine Konkurrentin Hillary Clinton halten. Wenn es ein Scherz war, dann war es jedenfalls ein sehr gefährlicher.

    Die Kette der, wohlmeinend formuliert, „missverständlichen“ Äußerungen von Trump wird immer länger. Da war die Diffamierung der Mexikaner, da war die Forderung nach einem Einreiseverbot für Muslime, da war die Bemerkung über die „blutende“ TV-Moderatorin, da war der Streit mit den Eltern eines toten US-Soldaten – alles Vorgänge, die auch in den Reihen der Republikanischen Partei Kopfschütteln bis Entsetzen hervorriefen. Unter den Kommentatoren gibt es zwei Schulen: Die einen meinen, Trump nutze absichtlich das Mittel der Provokation, um größtmögliche Publizität zu erreichen. Die anderen sind überzeugt, der politische Quereinsteiger habe sich schlicht nicht unter Kontrolle.

    Donald Trump spielt mit dem Tabubruch

    Das ist Donald Trump

    Donald Trump ist der aktuelle Präsident der USA. Fakten und Zahlen zu ihm.

    Donald Trump, geboren am 14. Juni 1946, ist das vierte von fünf Kindern des Immobilienunternehmers Frederick Trump Jr. und seiner Frau Mary Anne MacLeod.

    Trumps Großeltern Frederick Trump und Elisabeth Christ stammen aus Kallstadt in der Pfalz und waren nach Amerika ausgewandert.

    Trump studierte Wirtschaftswissenschaft an der Fordham University in New York und an der renommierten Wharton School in Philadelphia.

    Schon als Student machte Trump sich selbstständig, indem er mit einem vom Vater gestellten Startkapital von 200.000 Dollar preiswert marode Häuser erwarb, sanierte und teuer weiter verkaufte.

    1974 übernahm er das Unternehmen des Vaters und realisierte Bau- und Hotelprojekte in den USA und anderen Ländern. Zu den bekanntesten zählen in New York der Trump Tower, der Trump World Tower sowie das Trump Building.

    Die Geschäftsfelder des Donald Trump sind vielfältig: Er investierte in Aktien, besitzt eine Modelagentur und betreibt 18 Golfplätze. Aus dem Geschäft mit Spielbanken und einer eigenen Fluglinie zog er sich dagegen zurück.

    Trump veröffentlicht 16 Bücher, die als Ratgeberliteratur von Verhandlungs- und Geschäftspraxis handeln.

    Trump hatte immer wieder kurze Gastauftritte in Filmen und Fernsehserien, wie in Kevin – Allein in New York, Der Prinz von Bel-Air oder Sex and the City. 2004 und 2015 war Trump Gastgeber der US-amerikanischen Comedy-Show Saturday Night Live des Senders NBC.

    Donald Trump heiratete 1977 das tschechische Model Ivana Marie Zelníčková, mit der er drei Kinder hat. 1992 folgte die Scheidung. Trump war kurzzeitig mit Carla Bruni liiert, der jetzigen Gattin des ehemaligen französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy. Von 1993 bis 1999 hieß Trumps Ehefrau Marla Maples. Mit der Schauspielerin hat er eine Tochter.

    2005 heiratet er das Model Melania Knauss, mit der er einen weiteren Sohn hat. Inzwischen ist er achtfacher Großvater.

    Trump ist ein politisches Chamäleon: 1987 registriert er sich bei den Republikanern, wechselt 1999 zur Independence Party, 2001 zu den Demokraten und 2009 wieder zu den Republikanern.

    Im Wahlkampf um die US-Präsidentschaft im Jahr 2016 provozierte Trump mit rassistischen und sexistischen Aussagen. Er beleidigte Behinderte und drohte, seine Konkurrentin Hillary Clinton ins Gefängnis zu schicken.

    Bei der US-Wahl am 8. November 2016 gelang es ihm dennoch, eine deutliche Mehrheit der Wahlmänner hinter sich zu vereinen.

    Wie verhält es sich nun: Weiß Trump, was er sagt? Bei vielen Statements muss man davon ausgehen, dass er absichtlich das Feld der ihm verhassten „political correctness“ verlässt und mit dem Tabubruch spielt. So etwa, wenn er eine Mutter mit ihrem schreienden Baby aus dem Saal schickt. Er weiß, dass Babys hoch im Kurs stehen – aber er sagt es trotzdem.

    So ist wohl auch die Äußerung über Hillary Clinton einzuordnen. Trump sprach über den zweiten Zusatz zur US-Verfassung aus dem Jahr 1791, der jedem Bürger das Recht gibt, eine Waffe zu tragen. Und er sprach über das Oberste Gericht, das dieses Recht einschränken könnte. Wenn, ja wenn Hillary Clinton neue Richter ernennen würde. Aber, so meinte er dann, die Waffenfreunde könnten ja etwas dagegen unternehmen ...

    Gewalt gegen Hillary Clinton anzuwenden – das schwang als Option bei dieser Bemerkung mit. Er könnte dies dennoch als Scherz gemeint haben. Denn die Waffenfreunde könnten ja auch mit dem Stimmzettel gegen Hillary Clinton „vorgehen“. Explizit zur Gewalt aufgerufen hat er nicht, aber er hat den Tabubruch angedeutet – und damit viel Aufmerksamkeit erzielt.

    Donald Trump in der Rolle des Provokateurs

    Wahlkämpfe brauchen Konflikte, sonst gelingt keine Mobilisierung. Es gibt die Rolle des Provokateurs, die jetzt der exzentrische Immobilienmilliardär Trump spielt. Und es gibt die Rolle des Opfers, das mahnt und warnt. Die fällt nun dem Hillary-Lager zu.

    Auch Deutschland kennt solche Rollenverteilungen. 1980 gab CSU-Chef Franz Josef Strauß als Kanzlerkandidat der Union den Provokateur, gegen den sich sogar eine „Stoppt Strauß“-Bewegung bildete. Sein Gegenkandidat, Bundeskanzler Helmut Schmidt, sagte: „Dieser Mann hat keine Kontrolle über sich. Und deshalb darf er erst recht keine Kontrolle über unseren Staat bekommen.“ Ähnlich hört sich das an, was heute US-Präsident Barack Obama und sogar ehemalige Amtsträger der Republikaner über Trump sagen.

    Hier soll übrigens nicht Strauß mit Trump gleichgesetzt werden. Aber es soll gezeigt werden, welche Mechanismen in Wahlkämpfen ablaufen. Und dass nicht alles für bare Münze zu nehmen ist.

    Bei einem Wahlkampfauftritt deutete Donald Trump am Dienstag an, dass nur Waffenfreunde seine Rivalin Hillary Clinton aufhalten könnten. Das Wahlkampfteam des Republikaners versuchte, diesen Verdacht zu zerstreuen. Trump habe lediglich gesagt, dass die Waffenfreunde in hoher Zahl in November zur Wahl gehen und geschlossen gegen Clinton und für Trump stimmen würden.
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    In Donald Trumps jüngster Äußerung sehen viele einen Gewaltaufruf gegen Hillary Clinton. Es ist aber nicht die erste provokante Äußerung des Republikaners.

    Mehr Sorge bereitet, dass es Trump an elementarer politischer Bildung fehlt (was man über Strauß gewiss nicht sagen konnte). Er soll laut dem Sender MSNBC seine Berater in Bezug auf die IS-Terroristen mehrfach gefragt haben: „Wenn wir Atomwaffen haben, warum setzen wir sie nicht ein?“ Die Antwort der Experten hat er hoffentlich verstanden. Spätestens hier muss Schluss sein mit Scherzen.

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