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Kommentar: Was Laschet von Scholz lernen kann

Kommentar

Was Laschet von Scholz lernen kann

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    Olaf Scholz, Annalena Baerbock und Armin Laschet trafen am Sonntagabend im TV-Triell aufeinander.
    Olaf Scholz, Annalena Baerbock und Armin Laschet trafen am Sonntagabend im TV-Triell aufeinander. Foto: Michael Kappeler/dpa-Pool/dpa

    Wenn der nette Herr Laschet von nebenan plötzlich im Tarnanzug rumläuft, kann ihn das viele Sympathien kosten. Erst recht, wenn er dann auch noch mit den zu großen Kampfstiefeln nach dem seriösen Herrn Scholz tritt. Im zweiten TV-Triell um das Bundeskanzleramt hat der Kandidat von CDU und CSU endgültig in den Krawall-Modus geschaltet, so wie es sich viele seiner Anhänger längst von ihm gewünscht hätten. Doch in den Umfragen nach der Sendung landet Armin Laschet wieder deutlich hinter Olaf Scholz von der SPD. Wer in der Union geglaubt hat, dass ein paar knackige Angriffe auf den Gegner für die Trendwende sorgen würden, sieht sich eines Besseren belehrt. Angriffslust und Durchsetzungsstärke sind in der Spitzenpolitik durchaus hilfreich – doch die Kampfmontur steht nicht allen.

    Laschet im TV-Triell: Verpatzter Auftakt, vertauschte Rollen

    Laschet wurde von den Unions-Strategen bisher ganz anders positioniert: als Mann des Ausgleichs, ruhig und kompromissbereit – wie Angela Merkel, die er beerben will. Im Wahlkampf aber muss die die Erzählung über die Kandidatin oder den Kandidaten stimmig sein, zur Person passen und vor allem ausdauernd wiederholt werden. Schnelle Imagekorrekturen sind kaum möglich. Misslingt der Start so gründlich wie bei der Laschet-Kampagne, wird es elend schwer. Nach der späten Entscheidung zwischen Laschet und seinem Konkurrenten Markus Söder von der CSU, der auch danach noch weiter stichelte, richtete sich das Augenmerk auf Annalena Baerbock als Hauptgegnerin. Die Grüne aber büßte durch eigene Fehler viel Kredit ein, während aus scheinbar aussichtsloser Position Olaf Scholz an die Spitze drängte. Lange unter dem Radar der Union, macht die SPD seit mehr als einem Jahr stoisch ihr Ding, positionierte ihren Kandidaten erfolgreich als wahren Nachfolger Merkels, als virtuellen Titelverteidiger.

    So findet sich Armin Laschet faktisch in der undankbaren Rolle des Herausforderers, die einen gemeinen Spagat erfordert. Er muss weiter angreifen, konsequent die Schwachstellen von Scholz herausarbeiten, dabei auch Baerbock nicht aus dem Auge verlieren. Das muss er aber sachlich tun, ohne Schaum vor dem Mund, sonst wirkt er unsympathisch und berechnend. Gelingt es Laschet zudem, die inhaltlichen Unterschiede zwischen Union und ihrer Konkurrenz deutlicher herausarbeiten, ist die Sache für ihn längst noch nicht gelaufen. Fast zwei Wochen bleiben der Union und viele Wähler sind unentschlossen. Dass es sich lohnt, nicht aufzugeben, wenn die Umfragen zum Heulen sind, hat Olaf Scholz bewiesen.

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