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Kommentar: Warum bei der CDU die Revolution ausbleibt

Kommentar

Warum bei der CDU die Revolution ausbleibt

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    Am Freitag trifft sich die CDU zu ihrem Parteitag in Hamburg.
    Am Freitag trifft sich die CDU zu ihrem Parteitag in Hamburg. Foto: Kay Nietfeld (Symbolbild)

    Man muss sich die CDU gerade als eine glückliche Partei vorstellen. Sie wirkt aufgeweckt, im wahrsten Sinne des Wortes. Noch vor wenigen Monaten, in jener „bleiernen Zeit“ (Annegret Kramp-Karrenbauer), genügte eine Frage, um alle Debatten über das Ende der Ära Merkel verstummen zu lassen: Wer soll es denn dann machen?

    Nun ist es so gekommen, wie es in der Geschichte immer kommt: Wenn ein Großer – oder in diesem Fall eine Große – abtritt, folgen einfach andere. Diesmal sogar drei. Denn ganz gleich wie man den parteiinternen Wahlkampf der vorigen Wochen bewertet: Ein Erfolg ist, dass sich alle Kandidaten nicht desavouiert haben. Keiner von ihnen würde in der Union – oder der Republik – schlaflose Nächte auslösen. Und niemand aus dem Trio wird die Partei so spalten, dass sie erst mühsam wieder zusammen wachsen müsste.

    Kampf um CDU-Vorsitz: Restlos überzeugt hat niemand

    Allerdings, das ist die Kehrseite von so viel Einigkeit: Restlos überzeugt hat auch niemand. Friedrich Merz hatte darauf am meisten gehofft, angesichts der ersten Euphorie nach seiner Rückkehr. Doch diverse Fehltritte haben seiner Bewerbung die Kraft zum Durchmarsch geraubt. Dabei ist seine Wirtschaftsvergangenheit das geringere Problem, zumindest unter den CDU-Delegierten wird dies nicht gegen ihn verwendet (auch wenn Bedenken über eine „Vermittelbarkeit“ bei einer Bundestagswahl durchaus kursieren).

    Schwerer wiegt gegen ihn der latente „Geruch von Gestern“ – und die Kraft des Faktischen. Als Merz etwa vorschlug, die Union solle konservative Positionen wie die Wehrpflicht wieder besetzen, musste er einräumen: Einführen würde auch er diese nicht wieder.

    Merz könnte es dennoch schaffen – Jens Spahn, der junge Außenseiter, wird ihm aller Voraussicht nach im ersten Wahlgang nicht allzu viele Stimmen rauben. Und Generalsekretärin Kramp-Karrenbauer („AKK“) hat zwar Distanz zu Merkel aufgezeigt, etwa in der Flüchtlingspolitik. Aber rhetorisch konnte sie nur selten begeistern.

    Kanzlerin auf Abruf

    Setzt Merz sich nur knapp durch (oder gelingt dies AKK doch), heißt dies aber: Es wird sich zwar Wesentliches ändern, Historisches fast. Denn weder die CDU noch die Republik haben je Vergleichbares erlebt. Merkel hat ja zwar nicht den sofortigen Rücktritt erklärt, aber eine neue Kandidatur ausgeschlossen. Sie ist Kanzlerin auf Abruf. Das gab es so noch nie.

    Doch es wird sich vermutlich nicht rasch alles ändern. Ein gerade so gewählter Parteichef Merz oder eine hauchdünn ernannte Parteivorsitzende Kramp-Karrenbauer werden nicht im Triumph an Merkels Bürotür im Kanzleramt rütteln können. Wahrscheinlicher ist, dass ein mehr oder weniger ungleiches Tandem erst einmal weiterradeln wird. Ein Parteichef Merz hätte so Zeit, sich in die aktuelle Politik einzuarbeiten. Und Kramp-Karrenbauer könnte sogar in Einvernehmen mit Frau Merkel Aufgabenteilung praktizieren - hier eine erfahrene Weltkanzlerin, vor allem außenpolitisch im Einsatz. Und dort eine neue Parteivorsitzende, welche die Innenpolitik aufrollt und zur Kanzlerkandidatin reift.

    Und was ist mit den anderen Parteien?

    Ob sich die anderen Parteien das einfach anschauen werden? Die geschundene SPD dürfte in der Koalition bleiben, so lange es sie nicht zerreißt. Und die CSU ist der Politkämpfe zu Recht müde, sie konzentriert sich gerade voll und ganz auf ihre Erneuerung. Ministerpräsident Markus Söder würde wohl mit Merz wie AKK gut zusammen arbeiten - zumal dann die Parteichefs von

    Es herrschte also zunächst viel Harmonie. Fragt sich nur, ob das auch denen reicht, die eher eine Revolution wollten.

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