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Kommentar: Warum Klimakonferenzen wenig bringen, aber nötig sind

Kommentar

Warum Klimakonferenzen wenig bringen, aber nötig sind

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    Auf dem UN-Campus in Bonn findet Mitte November 2017 die Weltklimakonferenz statt.
    Auf dem UN-Campus in Bonn findet Mitte November 2017 die Weltklimakonferenz statt. Foto: Maja Hitij, dpa

    Wer erinnert sich noch an Marrakesch? In der marokkanischen Stadt wurden vor genau einem Jahr die "Festspiele" um die Erderwärmung zelebriert, genannt Weltklimakonferenz. Tausende Teilnehmer debattierten und stritten zwei Wochen lang. Was dabei herauskam? Man solle, so hieß es zum Schluss, früher als im Pariser Klimavertrag von 2015 geplant, bereits 2017 in Bonn mit der Überprüfung der freiwilligen Klimaschutzzusagen der einzelnen Staaten beginnen. Wohlan! Auf der am Montag startenden

    Keiner kann alleine das Klima schützen

    Warum ist die Mega-Konferenz trotzdem wichtig? Weil in einer Welt von mehr als 190 Staaten nur so der Kampf gegen die durch menschliche Aktivitäten ausgelöste Klimaerwärmung am Leben erhalten werden kann. Alle Staaten sind, wenn auch unterschiedlich stark, für den Ausstoß von Kohlendioxid verantwortlich, das die globale Erwärmung mit katastrophalen Klimafolgen auslöst. Keiner kann alleine das Klima schützen. Jeder, ausgenommen die Entwicklungsländer, muss seine Last tragen.

    Im Pariser Klimaabkommen haben die Staaten mehr Eigenverantwortung übernommen. Sie definieren jetzt selbst ihren nationalen Beitrag zum globalen Klimaschutz. Obergrenzen für Kohlendioxid und andere Schadgase, wie sie einst im Kyoto-Protokoll festgelegt waren, gibt es nicht mehr. Deswegen benötigt man nun Instrumente, um die Zusagen vergleichen und bewerten zu können. Diese sollen in Bonn erarbeitet werden.

    Auch wenn Staaten die Akteure im Klimaschutz sind, so geht es dort doch allzu menschlich zu. Keiner will der Dumme sein, der sich über alle Maßen anstrengt, während sein Nachbar die Hände in den Schoß legt. Da Klimaschutz in der Regel Geld kostet, geht es schließlich auch um Vor- und Nachteile im wirtschaftlichen Wettbewerb und um den Lebensstandard der Bürger.

    Europa und China müssen die Führungsrolle übernehmen

    Keine Regierung der Welt will ihrer Bevölkerung Kosten oder Verhaltensänderungen zumuten, wenn es nicht die anderen ebenfalls tun. Am deutlichsten ist das bei der US-Regierung zu sehen, seit Präsident Donald Trump den nationalen Egoismus ("America first") zum obersten Dogma erhoben hat. Trump bezweifelt die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Klimawandel und fürchtet, die USA könnten gegenüber China ins Hintertreffen geraten – daher steigt er aus dem Pariser Vertrag aus.

    Das Ausscheren des amerikanischen Schlachtschiffs hat den internationalen Geleitzug, der sich zum Kampf gegen den Klimawandel aufgemacht hat, erheblich geschwächt. Jetzt müssen Europa und China die Führungsrolle übernehmen. Doch können sie das?

    Wenn Europa vorangehen soll, muss Deutschland seinen Beitrag bringen. Aber es sieht schlecht aus. Die meisten Klimaschutz-Punkte hat die Bundesrepublik, man muss es so hart sagen, mit dem Zusammenbruch der DDR gemacht. Seither läuft nicht mehr viel, sieht man vom Erfolgsprojekt der energiesparenden Haussanierung ab. Der Verkehr wurde nicht gebändigt. Im Energiesektor legten zwar Wind- und Sonnenkraft spektakulär zu, aber es wird auf Jahre hinaus nicht ohne die Kohle gehen. Atom- und Kohle-Ausstieg gleichzeitig, das konnte nicht funktionieren.

    2016 ist, global betrachtet, die Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre so schnell gestiegen wie noch nie – und das nach einem Vierteljahrhundert internationaler Klimaschutzpolitik. Das ist niederschmetternd! Es ist höchste Zeit, das Steuer herumzuwerfen. In Bonn wird das noch nicht gelingen. Aber vielleicht glückt wenigstens eine präzisere Kursbestimmung.

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