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Kommentar: Warum Bundeskanzlerin Angela Merkel auch 2017 gute Chancen hat

Kommentar

Warum Bundeskanzlerin Angela Merkel auch 2017 gute Chancen hat

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    Tritt Angela Merkel noch einmal als Bundeskanzlerin an?
    Tritt Angela Merkel noch einmal als Bundeskanzlerin an? Foto: Kay Nietfeld (dpa)

    Aus freien Stücken ist noch nie ein Bundeskanzler gegangen. Ob Adenauer, Schmidt, Schröder oder Kohl: In den 67 Jahren unserer Republik hat kein Regierungschef freiwillig seinen Hut genommen oder auf eine erneute Kandidatur verzichtet. Alle sind aus dem Amt gedrängt oder abgewählt worden. Keiner hat beizeiten losgelassen. Es muss in der DNA des Machtpolitikers liegen, dass die „geordnete Hofübergabe“ (Seehofer) im Regelfall nicht gelingt.

    Angela Merkel galt lange als die Frau, die nach zehn oder zwölf Jahren Schluss machen und die Grenzen ihrer Belastbarkeit erst gar nicht austesten würde. Es ist anders gekommen. Die Kanzlerin, die im zwölften Jahr ihrer Amtszeit steht und Europas dienstälteste Regierungschefin ist, wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit im Herbst 2017 noch einmal antreten.

    Gewinnt die CDU-Vorsitzende, ist sie dem Rekordkanzler Kohl auf den Fersen. Der brachte es auf 16 Jahre – eine halbe Ewigkeit in diesem aufreibenden Job – und wurde 1998, weil die Menschen seiner überdrüssig waren, von dem jungen SPD-Herausforderer Schröder aus dem Amt gefegt.

    Angela Merkel ist als Bundeskanzlerin mittlerweile umstritten

    Angela Merkel wird, ehe sie sich zum Weitermachen entschied, das damit verbundene Risiko einer schleichenden, schließlich in der Abwahl endenden Machterosion bedacht haben – für sich persönlich und für ihre Partei, der das lange Festhalten an Kohl einst teuer zu stehen kam. So unangefochten, wie Merkel noch vor eineinhalb Jahren war, ist sie bei weitem nicht mehr. Damals sah es so aus, als ob auch die Wahl 2017 zu einem Spaziergang für die Siegerin von 2013 würde.

    Merkels historische Entscheidung, die Grenzen zu öffnen und rund eine Million Flüchtlinge überwiegend muslimischen Glaubens ins Land strömen zu lassen, hat die Großwetterlage gründlich verändert. Seither hat es die Kanzlerin mit ungewohnt heftigem Gegenwind aus dem Lager all jener Bürger zu tun, denen diese massive, ungesteuerte Einwanderung nicht geheuer ist.

    Stammwähler der von Merkel auf modern getrimmten, grün angehauchten CDU laufen in Scharen davon. Rechts von der Union mischt die AfD das etablierte Parteiensystem auf. CDU und CSU liegen sich im Streit um die „Obergrenze“ weiter in den Haaren und haben keine gemeinsame Strategie gegen die

    Niemand in der Union hat eine bessere Chance als Angela Merkel

    Trotz dieser schwierigen Ausgangslage können CDU und CSU froh sein, wenn Merkel nach langem Zögern ihre erneute Kandidatur anmeldet und nicht davonläuft. Es gibt ja niemanden, der die Union mit besseren Aussichten in den Wahlkampf führen könnte. Von dem Kredit, den die Kanzlerin in langen Jahren bei den Deutschen angehäuft hat, ist noch einiges übrig.

    Und wer, wenn nicht Merkel, soll das krisengeschüttelte Europa zusammenhalten und eine führende Rolle im Lager der verunsicherten, von Populisten herausgeforderten Demokratien des Westens spielen? Sigmar Gabriel etwa? Nein, Merkel könnte zugutekommen, dass die Menschen gerade in Krisenzeiten nach Stabilität und Berechenbarkeit verlangen. Dafür steht die Kanzlerin, alles in allem besehen, immer noch.

    Sie muss allerdings glaubhaft darlegen, dass sich der Kontrollverlust des Jahres 2015 tatsächlich „nie wiederholen“ wird und fortan alles geschieht, um die Zuwanderung auf ein verkraftbares Maß zu begrenzen. Dann hat Merkel eine sehr gute Chance, weiter regieren zu können.

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