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Kommentar: Auch Eltern sind verantwortlich, wenn Schulen schließen müssen

Kommentar

Auch Eltern sind verantwortlich, wenn Schulen schließen müssen

Tilmann Mehl
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    Impfungen bei Jugendlichen würden die Infektionskurve abflachen lassen.
    Impfungen bei Jugendlichen würden die Infektionskurve abflachen lassen. Foto: David Young, dpa

    Es ist eine Zumutung, dass die Kinder ab der kommenden Woche wieder Masken im Unterricht tragen müssen. Es ist allerdings eine notwendige Zumutung und noch dazu eine, für die viele Eltern mitverantwortlich sind.

    Aufgrund der grassierenden Inzidenz ist die Maske neben den regelmäßigen Testungen die wirkungsvollste Methode in der Grundschule, die Infektionsdynamik zumindest zu bremsen. Für weiterführende Schulen gilt das allerdings nur bedingt. Schon vor Monaten hat die Ständige Impfkommission ihre Empfehlung ausgesprochen, auch die 12- bis 17-Jährigen gegen Corona impfen zu lassen. Das bedeutet, dass mittlerweile beinahe jedes Kind von der siebten Klasse aufwärts ein Impfangebot erhalten hat – aber nur rund 40 Prozent haben es angenommen. Weil Eltern aus denselben Gründen zögerlich sind wie beispielsweise Joshua Kimmich. Der Profifußballer des FC Bayern musste sich hart kritisieren lassen, weil er sich mit dem Verweis auf fehlende Langzeit-Studien noch nicht hat impfen lassen.

    Warum Jugendliche geimpft werden sollten

    Es gibt genug Studien. Es gilt als ausgeschlossen, dass etliche Monate oder Jahre nach der Impfung bislang unbekannte Nebenwirkungen auftreten. Das gilt für Erwachsene und Kinder gleichermaßen. Mütter und Väter reagieren verständlich, wenn sie skeptisch auf die Impfung für ihre Töchter und Söhne schauen. Schließlich ist das Immunsystem noch im Aufbau, es gibt eine Spritze. So ganz genau versteht kaum ein Laie, wie der Impfstoff wirkt, und außerdem haben Kinder ja sowieso meistens keinen schweren Krankheitsverlauf.

    So verständlich die Reaktion der Eltern ist, so falsch ist sie gleichermaßen. Die Pandemie ist mittlerweile eine Pandemie der Ungeimpften. Der prozentual größte Teil Ungeimpfter besteht bei den Kindern. Bei einer immer höheren Inzidenz werden sie einem immer größeren Risiko ausgesetzt, mit dem Virus in Kontakt zu geraten. Je mehr Infektionen es gibt, desto mehr schwere Krankheitsverläufe wird es geben – auch wenn es vergleichsweise wenige sein werden.

    Weihnachten könnte zum Risiko-Treffen werden

    Allerdings werden die ungeimpften Jugendlichen unter dem Christbaum möglicherweise ein nur schwer kalkulierbares Risiko für Opa und Oma. Sollte die dritte Spritze noch nicht gesetzt sein und die Familie auf PCR-Tests im Vorfeld verzichten, wird die Weihnachtsfeier zur infektiösen Überraschungsparty.

    Die Eltern mussten in den vergangenen 20 Monaten als Teilzeit-Lehrer und Vollzeit-Angestellte eine große Last tragen. Die Politik wird es nicht wagen, Mütter und Väter nun für die hohen Inzidenzen verantwortlich zu machen. Klar ist aber auch, dass die Inzidenz auch wegen der Weigerung der Eltern, sich mit ihren Kindern ernsthaft mit dem Thema auseinanderzusetzen, steigt. Die Forderung, die Schulen so lange wie irgendwie möglich offen zu halten, ist richtig. Allerdings steht das auch in der Verantwortung der Eltern. Nur wenn die Infektionszahlen bald zumindest stagnieren, werden nicht immer mehr Klassen in Quarantäne geschickt. Geöffnete Schulen und der Wegfall der Masken werden von der Pandemie nicht zum Nulltarif gewährt. Aber gibt es ein einfaches Mittel gegen steigende Infektionszahlen: Impfen.

    Dem Fußballer Kimmich warfen die Kritikerinnen und Kritiker vor, seiner Vorbildfunktion nicht nachzukommen: Wenn schon der Star zu den Skeptikern zählt ... Kinder aber haben oft Vorbilder, die ihnen näher sind als ein Kicker. Sie nennen sie Mama und Papa. Sich für die Kinder einzusetzen, bedeutet nicht nur, Forderungen zu stellen. Zur Verantwortung gehört es auch, sich schwierige Entscheidungen nicht leicht zu machen.

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