Wenn Unruhen die Sprache der Überhörten sind, machen diese nun mehr als deutlich auf sich aufmerksam. Zuerst gingen nach dem gewaltsamen Tod Floyds in Minneapolis ein Polizeirevier, Supermärkte und Restaurants in Flammen auf. Nun scheint das ganze Land zu brennen. Wie zuletzt 1968 nach dem Tod Martin Luther Kings, von dem die Beobachtung stammt.
Heute wie damals mahnen wohlmeinende Bürgermeister und Gouverneure dazu, friedlich zu demonstrieren. Gewalt, so predigen sie den Demonstranten, sei keine Lösung. Ein Appell, der bei vielen verpufft, die darin einen empörenden Doppelstandard erkennen. Sehen sich Afroamerikaner doch permanent einem ungerechten System staatlicher Gewalt ausgesetzt.
Statt die Nation zusammenzubringen, schürt Trump Konflikte
Mehr noch droht der US-Präsident damit "bissige Hunde" auf Demonstranten loszulassen. Donald Trump gebraucht sogar eine rassistisch konotierte Redewendung, vor Unruhen zu warnen. "Wenn das Plündern beginnt, fängt das Schießen an", twittert er und fängt sich damit zurecht eine Rüge des Kurznachrichtendienstes wegen Gewaltverherrlichung ein.
Statt die Nation zusammenzubringen, schürt der "Spalter-in-Chief" Konflikte. Das fiktive "amerikanischen Blutvergießen", das Trump bei seiner Amtsentführung als Hinterlassenschaft Barack Obama beschwor, wird ironischerweise mit der Doppelkrise aus Pandemie und Polizeigewalt nun in seiner eigenen Amtszeit Realität.
Die Heftigkeit mit der die Unruhen ausbrechen, kann nur überraschen, wer die Augen vor den Konsequenzen des strukturellen Rassismus feste zugedrückt hat. In wohlhabenden Minneapolis verdienen Schwarze im Schnitt nur ein Drittel von dem was weiße Stadtbewohner verdienen, während Afroamerikaner dem Covid-19-Erreger dreimal so häufig erliegen.
Der Staat setzt auf Gewalt als Lösung
Die Justiz in den USA war selten blind, sondern sieht nur auf einem Auge. Wie das Virus nicht der große Gleichmacher ist, sondern überproportional arme Amerikaner trifft, von denen viele Schwarz sind. Covid-19 hat bereits einen von 2000 Afroamerikaner dahingerafft.
Die auf dem Video festgehaltene Brutalität steht für ein System, in dem der Staat routiniert auf Gewalt als Lösung gesellschaftlicher Probleme setzt. Die martialisch aufgerüsteten Polizeitruppen gehören dazu. Die Unruhen in den Straßen der amerikanischen Großstädte sind die Antwort darauf.
Ob es unbedingt klug ist, in den eigenen Nachbarschaften zu randalieren, mag dahingestellt bleiben. So richtig erschließt sich nicht, warum man aus Wut sein eigenes Haus anstecken würde. Und es gibt Anhaltspunkte, dass Agitatoren aus der rechten Szene kräftig mitmischen, um die Proteste zu diskreditieren.
Trump droht mit dem Einsatz von Schusswaffen
Schmerzlich vermisst in dieser existenziellen Doppelkrise wird Führung aus Weißen Haus. Die Nation wartet vergeblich auf heilende Worte aus dem Oval Office. Im Gegenteil droht Trump via Twitter mit dem Einsatz von Schusswaffen, will Antifaschistische-Demonstranten zu Terroristen abstempeln und droht damit, seine MAGA-Rotkappen aufmarschieren zu lassen.
Die durften übrigens bis an die Zähne bewaffnet das Parlament im Bundesstaat Michigan besetzen oder zum Beifall Trumps die Covid-19-Ausgangssperre missachten. "Befreit Minnesota!", feuerte der Präsident seine Anhänger Mitte April an.
Verstärkt durch die Pandemie treten in der Amtszeit Trumps Dinge zutage, die viele Amerikaner am liebsten ausblendeten. Das Spektakel um den Raketenstart der Space-X steht in seltsamen Kontrast zu dem ganz irdischen Problemen des hartnäckigen Rassismus, der wie ein Krebsgeschwür die Gesellschaft von innen bedroht. George Floyd war das jüngste, gewiss aber nicht letzte Opfer.
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