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Kommentar: Türkische Innenpolitik hat in deutschen Schulen nichts verloren

Kommentar

Türkische Innenpolitik hat in deutschen Schulen nichts verloren

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    Die türkisch-islamische Dachorganisation Ditib, die mit den Ländern beim Islamunterricht zusammenarbeitet, galt einst als moderat.
    Die türkisch-islamische Dachorganisation Ditib, die mit den Ländern beim Islamunterricht zusammenarbeitet, galt einst als moderat. Foto: Frank Rumpenhorst/Archiv (dpa)

    Ditib, der Dachverband der türkischen Moscheegemeinden in Deutschland, ist ein eigenartiger Zwitter. Die Organisation agiert zugleich religiös wie politisch. Weil sie der Regierung in Ankara untersteht, kann diese direkt und unmittelbar Einfluss auf die hier lebenden Türken nehmen. Wie zum Beleg dafür hat Ditib nach dem Putsch in der Türkei zu Solidaritätskundgebungen für Erdogan aufgerufen.

    Im laizistischen System der Türkei gibt es keine Religionsfreiheit im westlichen Sinne, die Religion unterliegt strenger staatlicher Aufsicht und Kontrolle – auch im Ausland. Die Bundesländer sollten daher bei der Zusammenarbeit mit Ditib größte Vorsicht walten lassen. Dem deutschen Staat kann es nicht egal sein, wer in staatlichen Schulen muslimischen Religionsunterricht erteilt und was dort gelehrt wird. Erst recht dürfen sie sich nicht von einer Organisation abhängig machen, die am kurzen Zügel Erdogans hängt. Türkische Innenpolitik hat in deutschen Klassenzimmern nichts verloren.

    Langfristig bedeutet dies, dass die Bundesländer ihre muslimischen Religionslehrer selber ausbilden und einstellen müssen. Das geht nicht von heute auf morgen, das kostet Zeit und Geld. Doch es ist der einzige Weg, den Einfluss Ankaras zu reduzieren und zu begrenzen.

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