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Kommentar: Trumps Klima-Stinkefinger wird Amerika kleiner machen

Kommentar

Trumps Klima-Stinkefinger wird Amerika kleiner machen

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    Für US-Präsident Donald Trump zählt vor allem eines: "America first".
    Für US-Präsident Donald Trump zählt vor allem eines: "America first". Foto: Luca Bruno, dpa

    Irgendwie ist die Welt in eine Art Schockzustand gefallen. Dabei hat der amerikanische Präsident nur getan, was er im Wahlkampf 2016 versprochen hat. Er hat angekündigt, aus dem Pariser Klimaschutz-Abkommen auszusteigen.

    Die internationale Bestürzung über diesen Schritt ist gerechtfertigt. Das hat vor allem drei Gründe: Erstens hatte man Donald Trump die Konsequenz, einen so wichtigen globalen Vertrag zu kündigen, nun doch nicht zugetraut. Zweitens befürchten die Staatenlenker negative Auswirkungen auf die globale Erderwärmung. Und drittens gibt es die böse Vorahnung, dass Trumps Klima-Stinkefinger tatsächlich für den Beginn einer neuen Weltordnung stehen wird.

    Letzteres wäre die tiefgreifendste Konsequenz. Denn in den vergangenen siebzig Jahren stand der Westen in allen wichtigen Fragen zusammen. Aus dem Bündnis zwischen Amerika und Westeuropa entstand eine gute Freundschaft. Die USA waren Wirtschaftslokomotive und Sicherheitsgarant innerhalb der Nato. Die EU entwickelte sich zu einem Partner auf Augenhöhe. Auf der anderen Seite zerfiel der kommunistische Ostblock. In Asien stiegen China und Indien zu Wirtschaftsmächten auf.

    Donald Trump: Ein Präsident auf Geisterfahrt

    Knapp sechs Monate im Amt haben Trump gereicht, um diese Freundschaft zu belasten. Der Mann trampelt auf allem rum, was Europa wichtig ist. Umweltschutz, Sicherheit und Wirtschaft. Denn neben dem Pariser Abkommen stehen auch das Handelsabkommen TTIP und die Aufgabenteilung in der Nato zur Disposition.

    Setzt Trump seine Geisterfahrt fort, wird er die Vereinigten Staaten isolieren. Und es werden sich neue Allianzen bilden. Nicht umsonst traf sich Kanzlerin Angela Merkel innerhalb einer Woche mit Indiens Premier Modi und Chinas Regierungschef Li Keqiang. Mehr als ein Fingerzeig war auch die gemeinsame deutsch-französisch-italienische Reaktion auf Trumps Ankündigung. Auch Europa wird nun enger zusammenrücken. Ob das die USA wieder groß macht, ist wenig wahrscheinlich. Die fortgesetzte Washingtoner Aufführung des Stücks “Donald gegen den Rest der Welt” wird Amerika eher kleiner machen.

    Trump ist kein Teamplayer

    Zur Verschlechterung der internationalen Zusammenarbeit wird Trumps Egoismus in jeden Fall führen. Der Präsident wittert nicht nur überall schlechte Deals, ihm ist jetzt auch zuzutrauen, dass er seine diplomatische Unfähigkeit entschlossen weiter in Szene setzt und es zu neuen Verwerfungen kommt. Der Präsident ist kein Teamplayer. Er ist ein Eigenbrötler in einem wichtigen Amt, in dem bislang Anführer Politik machten, die bis nach Peking dachten - und nicht nur bis nach Pittsburgh. In einer Welt, die durch die Globalisierung eng vernetzt ist, ist das eine gefährliche Veränderung.

    Vermutlich sind die negativen Auswirkungen von Trumps Schritt auf die globale Erderwärmung noch das geringste Problem. Der Präsident wird den Trend, Energie auch in Amerika umweltfreundlicher zu produzieren, nicht stoppen. Seit Jahren wächst in den USA der Anteil von Gaskraftwerken zu Lasten der Kohlekraft. Auch der Anteil erneuerbarer Energien ist dort auf bereits 15 Prozent gestiegen. Am Ende kann Trump den Trend zu einer gesünderen Umwelt zwar verlangsamen, aber nicht stoppen. So mächtig ist der amerikanische Präsident nun auch nicht.

    Zudem ist der Ausstieg aus dem Pariser Abkommen völkerrechtlich erst Ende 2020 möglich. Spätestens dann sind auch wieder Präsidentschaftswahlen in den USA. Bis dahin sind noch dreieinhalb Jahre Zeit. Das werden vermutlich keine guten Jahre für die Weltbevölkerung. Wichtig ist, dass sie vorbeiziehen, ohne dass die Schäden tatsächlich irreparabel werden.

    Einen ausführlichen Bericht zu den Reaktionen auf den Austritt der USA aus dem Klimaabkommen lesen Sie hier. Die internationalen und deutschen Pressestimmen gibt es hier.

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