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Kommentar: Trump steht unter Erfolgsdruck – das macht ihn schwach

Kommentar

Trump steht unter Erfolgsdruck – das macht ihn schwach

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    Donald Trump und Kim Jong Un beim Treffen in Hanoi.
    Donald Trump und Kim Jong Un beim Treffen in Hanoi. Foto: Evan Vucci, AP/dpa

    Donald Trump wirkt in diesen Tagen mal wieder besonders wirr. Zum Auftakt des zweiten Gipfels mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un gab sich der US-Präsident in Hanoi zuversichtlich, "großartige Dinge" würden bei dem "sehr wichtigen Gipfel" geschehen. Kurz zuvor bezeichnete er den brutalen Diktator gar als "Freund" und stellte Nordkorea wirtschaftliche Entwicklung und Wohlstand in Aussicht, sollte es sein Arsenal an Atomwaffen abrüsten.

    Vor dem Abflug nach Hanoi hat derselbe Trump hingegen versucht, die Erwartungen herunterzuschrauben. Er wisse auch nicht, ob der Gipfel zu einem Erfolg führen würde und das Kim-Regime wirklich bereit sei zu einer vollständigen Abrüstung des Atomwaffenarsenals. Sein Außenminister Mike Pompeo zeigt sich noch skeptischer. US-Geheimdienste wollen beobachtet haben, dass Kim entgegen seiner Zusage in Singapur sein Atomwaffenarsenal seitdem sogar ausgeweitet hat. Ja, was denn nun?

    US-Präsident Donald Trump bleibt in der Defensive

    Trumps erstes Treffen vor neun Monaten mit Kim in Singapur bannte immerhin die Kriegsgefahr. Beim zweiten Treffen nun in Hanoi muss Trump seinen "Freund" dazu bringen, die bislang vage Absichtserklärung einer Denuklearisierung auch mit Substanz zu füllen. Tatsächlich aber gelingt es Kim, den US-Präsidenten immer mehr in die Defensive zu drängen.

    Ein US-Spitzenmilitär nach dem anderen trat zuletzt an die Öffentlichkeit, um zu verkünden: Es sei sehr unwahrscheinlich, dass Nordkorea tatsächlich auf seine Nuklearwaffen verzichtet. Wie es zuletzt der US-Geheimdienstdirektor Dan Coats erläuterte: Für das Regime in Pjöngjang sind Atomwaffen eine Überlebensgarantie. Und daran werde auch der junge Kim festhalten. Diese Erkenntnis kommt einer Bankrotterklärung gleich. Ein Regimewechsel in Nordkorea scheint ferner denn je.

    Kim Jong Un macht nur so viele Zugeständnisse wie nötig

    Im Gegensatz zu Trump folgt Nordkoreas Machthaber Kim einer sehr klaren Agenda: Er will in einem ersten Zwischenschritt ein Friedensabkommen mit Südkorea und den USA abschließen, um in einem weiteren Schritt eine völlig neue Sicherheitsarchitektur in Ostasien zu etablieren, die auch China, Russland und Japan einschließt. Was sein Atomwaffenarsenal betrifft, wird er nur so viele Zugeständnisse machen, wie nötig sind, um Trump bis zur nächsten Präsidentschaftswahl in gutem Licht dastehen zu lassen.

    Genau diese Feinheiten auszuarbeiten, darum dürfte es beim Gipfel in Hanoi gehen. Gut möglich, dass Kim sich darauf einlässt, Inspektoren ins Land zu lassen. Sie dürften dann die Atomanlage Yongbyon nach waffenfähigem Plutonium inspizieren. Mehr aber nicht. Die Aufgabe aller nordkoreanischen Atom- und Raketenstätten würde das nicht bedeuten.

    Der Grenzhandel zwischen China und Nordkorea floriert

    Kim hingegen könnte Trump sehr viel weitreichendere Zugeständnisse abringen. Mit einer Lockerung der Sanktionen dürfte sich der Diktator nicht mehr zufriedengeben. Denn was das betrifft, hat Kim bereits jede Menge erreicht. Der Grenzhandel zwischen China und Nordkorea läuft seit dem Gipfel von Singapur wieder. Und in Wirtschaftsfragen weiß Kim auch Südkoreas Präsident Moon Jae In auf seiner Seite. Südkoreanische Unternehmen lechzen geradezu danach, die Betriebe in der nordkoreanischen Grenzstadt Kaesong wieder eröffnen zu dürfen.

    Kim könnte von Trump nichts Geringeres als einen Abbau der US-Truppen in der Region fordern. Eine solche Forderung galt vor Kurzem noch als undenkbar. Doch inzwischen können die Nordkoreaner wieder auf die Unterstützung Chinas und Russlands setzen. Vor allem Peking ist die starke US-Präsenz in Ostasien ebenfalls ein Dorn im Auge. Oberwasser hat Kim.

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