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Kommentar: Terrorgefahr aus Afghanistan: Düstere Vorzeichen für die Zukunft

Kommentar

Terrorgefahr aus Afghanistan: Düstere Vorzeichen für die Zukunft

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    Ein US-Marine leistet Hilfe bei einer Evakuierung am Hamid Karzai International Airport.
    Ein US-Marine leistet Hilfe bei einer Evakuierung am Hamid Karzai International Airport. Foto: Sgt. Samuel Ruiz

    Der mörderische und feige Anschlag am Flughafen Kabuls mit Dutzenden Toten ist nicht nur der tragische Schlusspunkt des westlichen Afghanistan-Desasters, sondern er könnte sich auch als düsteres Vorzeichen für die Zukunft erweisen. Zwar haben die Taliban den USA zugesagt, keinen Terroristen in Afghanistan Unterschlupf zu gewähren. Sie verurteilten auch die Tat, mit der sich die Extremisten des Islamischen Staates brüsten. Aber was ist es wert, wenn islamische Extremisten die Attentate anderer islamischer Extremisten brandmarken? Nichts ist sicher in diesem Land am Hindukusch.

    Die Afghanen gibt es nicht, das Volk zerfällt in Stämme, die in Rivalität zueinander stehen. Die Taliban haben noch nicht das gesamte Territorium unter ihre Herrschaft gebracht, im Pandschir-Tal greifen Rebellen zu den Waffen gegen die einstigen Rebellen, die kürzlich Kabul eingenommen haben. In der tödlichen Logik Afghanistans galt noch immer, der Feind des Feindes ist mein Freund. Es ist also gut möglich, dass die Terroristen des Islamischen Staates Unterschlupf finden. In der tödlichen Logik Afghanistans galt auch noch immer, dass Kämpfer und Waffen aus dem Ausland finanziert wurden.

    Der Appetit auf neue Auslandseinsätze ist klein

    Für den gedemütigten Westen heißt das nichts Gutes. Bald könnte es sein, dass die hochgerüsteten Armeen der Amerikaner, Europäer und ihrer Verbündeter nicht nur das Kriegsziel eines demokratischen Staates verfehlt haben, sondern auch das Kriegsziel, den islamistischen Terrorismus aus Afghanistan zu vertreiben. Nach zwei vergeblichen Jahrzehnten in diesem fremden Land ist der Appetit auf weitere Einsätze gering.

    Hoffnung macht einzig, dass auch Russland und China wegen ihrer muslimischen Minderheiten kein Interesse daran haben, dass aus dem Torso des afghanischen Staates ein neues Terroristennest wird. An diesem Punkt bietet sich ein Anker für die Zusammenarbeit mit beiden Großmächten, für die der Abzug des Westens ein Moment der Genugtuung ist. In der jüngeren Geschichte Afghanistans sind die Sieger von heute aber schon häufig die Verlierer von morgen gewesen.

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