Mit den geplanten Warnstreiks im Öffentlichen Dienst bewegt sich die Gewerkschaft Verdi auf einem schmalen Grat. So legitim sie zur Untermauerung ihrer Forderungen auch sein mögen - in einem Jahr, in dem Deutschland monatelang so gut wie still stand und noch immer Millionen von Beschäftigten kurzarbeiten, ist ein Arbeitskampf in Kindergärten oder Kliniken so überflüssig wie der berühmte Kropf.
Warnstreiks in Kindergärten wären eine Provokation für Eltern
Abgesehen davon, dass die Arbeitsplätze im Staatsdienst ohnehin sicherer sind als andere, fehlt den Verdi-Strategen offenbar auch das Fingerspitzengefühl für die Situation. Warnstreiks in Kindergärten, zum Beispiel, müssen viele Familien geradezu als Provokation empfinden – sie haben nach einem chaotischen halben Jahr nur darauf gewartet, dass die Kinderbetreuung wieder etwas planbarer wird.
Sowohl der Gewerkschaft als auch den öffentlichen Arbeitgebern stünde in diesem außergewöhnlichen Jahr etwas mehr Demut gut zu Gesicht. Besondere Situationen erfordern auch eine besondere Kompromissbereitschaft. Bei der Bahn oder am Bau waren Tarifabschlüsse ohne Warnstreiks möglich. Warum nicht auch im Öffentlichen Dienst?
Lesen Sie dazu auch:
- Öffentlicher Dienst streikt ab Dienstag: Kitas zunächst wohl nicht betroffen
- Warnstreiks bei der Post am Samstag: Auch Augsburg ist betroffen
- Arbeitgeber-Präsident Kramer gibt sein Amt ab
Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.