Schulen zu, oder Schulen auf? Kitas zu, oder Kitas auf? Keine Frage diskutierten Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten bei ihrer Corona-Konferenz intensiver. Es wurde sogar hitzig und die Kanzlerin wütend. Der Bildungskrampf. Während Angela Merkel auf Vorsicht setzt und daher Kindergartenkinder und Schüler bis Mitte Februar zu Hause lassen wollte, kamen von einigen Ländern Bedenken und Widerspruch.
Bund und Länder streiten über Schulen und Kitas - Debatte basiert auf unsicherer Faktenlage
Die Front verlief quer über die Parteigrenzen hinweg. Die Uneinigkeit über die Schließung von Schulen und Kitas, die Millionen Kinder und Eltern in der Pandemie am schwersten belasten, hat ihren Ursprung in der unsicheren Faktenlage. Es gibt auf der einen Seite wissenschaftliche Studien, die zeigen, dass Kindergärten und Schulen kein Treiber der Infektion sind. Und es gibt wissenschaftliche Studien, die kommen zu dem gegenteiligen Ergebnis.
Die vergangenes Jahr noch mehrheitsfähige Meinung, dass Kinder nur wenig zur Verbreitung der Pandemie beitragen, ist erschüttert. Beide Seiten – Merkel auf der einen und die Länder auf der anderen – haben gute Argumente für ihre Positionen. Da steht Eindämmung der Seuche gegen das Recht der Kinder auf Bildung. Aktuell muss dem Vorsorgeprinzip der Vorzug gegeben werden, so hart und bitter das ist.
Wie gefährlich ist die Mutation aus Großbritannien? Das Prinzip Vorsicht ist angebracht
Keiner weiß, ob die gefährliche England-Mutation schon bald auch in Deutschland zuschlägt. Angekommen ist sie bereits. Ein Blick in das Vereinigte Königreich und nach Irland zeigt, dass die Kliniken dort vor dem Zusammenbruch stehen. Schon im Frühjahr hatte Deutschland das Glück, dass sich das Virus später ausbreitete als in anderen Ländern. Dieser kleine Vorsprung wurde gut genutzt.
In dieser Reihenfolge wird in Deutschland gegen Corona geimpft
Die Reihenfolge der Impfungen ist in einer Verordnung des Gesundheitsministeriums festgelegt.
Zunächst sollen Menschen an die Reihe kommen, die unter "höchste Priorität" eingestuft sind. Dazu gehören Bürgerinnen und Bürger, die älter als 80 Jahre sind, ...
...genauso wie Menschen, die in Pflegeheimen betreut werden oder dort arbeiten.
Auch Pflegekräfte in ambulanten Diensten und Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen mit erhöhtem Expositionsrisiko gehören dazu. Darunter fallen: Mitarbeiter in Corona-Impfzentren, Notaufnahmen oder Intensivstationen.
"Höchste Priorität" haben außerdem Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen, die Risikogruppen behandeln. Darunter ist zum Beispiel die Transplantationsmedizin gelistet.
Als nächstes sollen Menschen geimpft werden, die unter "hohe Priorität" kategorisiert sind. In erster Linie sind das jene, die über 70 Jahre alt sind.
Auch wer bestimmte Erkrankungen oder Behinderungen aufweist, fällt in diese Kategorie. Dazu gehören Trisomie 21 und Demenz. Auch wer eine Organtransplantation hatte, wird mit hoher Priorität geimpft.
Es genügt außerdem, Kontaktperson von Menschen in Risikogruppen zu sein, um mit hoher Priorität geimpft zu werden werden. Dazu gehören enge Kontaktpersonen von Menschen über 80, von Schwangeren oder Bewohnern von Pflegeheimen. Auch Personen, die in Einrichtungen für Senioren oder für Menschen mit geistiger Behinderung leben, sollen mit hoher Priorität geimpft werden. Außerdem fallen Pflegerinnen und Pfleger, die Menschen mit Behinderung stationär oder ambulant betreuen, in diese Kategorie.
Auch bestimmte Berufsgruppen sollen schnell an die Reihe kommen. Vor allem solche, die in der Öffentlichkeit aktiv sind und viel Kontakt zu Bürgern haben. Dazu gehören Polizisten und Ordnungskräfte, die auf Demonstrationen unterwegs sind, sowie Mitarbeiter in Flüchtlings- und Obdachlosenunterkünften oder Krankenhäusern.
Als dritte Kategorie definiert das Gesundheitsministerium Menschen mit "erhöhter Priorität". Dazu gehört die Altersgruppe zwischen 60 und 70 Jahren.
Außerdem sollen dann Menschen geimpft werden, die zwar in medizinischen Berufen arbeiten, aber einem niedrigerem Expositionsrisko ausgesetzt sind. Dazu gehören Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Laboren.
Erhöhte Priorität haben auch Menschen mit folgenden Krankheiten: Adipositas, chronische Nierenerkrankung, chronische Lebererkrankung, Immundefizienz oder HIV-Infektion, Diabetes mellitus, diversen Herzerkrankungen, Schlaganfall, Krebs, COPD oder Asthma, Autoimmunerkrankungen und Rheuma.
Auch bestimmte Berufsgruppen fallen in diese Kategorie. Darunter Lehrer und Erzieher, Polizisten, Regierungsmitarbeiter, Verwaltungsangestellte, Feuerwehrmänner und -frauen, Katastrophenschutz, THW oder Justiz.
Erhöhte Priorität haben außerdem Menschen, die in kritischer Infrastruktur arbeiten. Dazu gehören Apotheken und Pharmawirtschaft, öffentliche Versorgung und Entsorgung, Ernährungswirtschaft, Transportwesen, Informationstechnik und Telekommunikation.
Auch Personen mit prekären Arbeits- oder Lebensbedingungen werden mit erhöhter Priorität geimpft.
Wer nicht in eine dieser drei Kategorien fällt, wird ohne Priorität geimpft. Also erst dann, wenn Menschen aus diesen Kategorien an der Reihe waren.
Deutschland hat das zweite Mal dieses Glück und sollte die Gelegenheit nutzen. Denn vermehren sich die mutierten Viren auch hierzulande massenhaft, geht der Lockdown noch länger. Und garantiert blieben dann Schulen und Kindergärten geschlossen. So schnell, wie die neuen Erreger ihre Opfer anstecken, können die Impfmannschaften nicht sein.
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