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Kommentar: Seehofer und Söder – kann das funktionieren?

Kommentar

Seehofer und Söder – kann das funktionieren?

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    Horst Seehofer und sein Nachfolger in spe, Markus Söder, bilden in der CSU eine Doppelspitze. Kann das funktionieren?
    Horst Seehofer und sein Nachfolger in spe, Markus Söder, bilden in der CSU eine Doppelspitze. Kann das funktionieren? Foto: Sven Hoppe, dpa (Archiv)

    Der reine Machtinstinkt gebietet es der CSU, dem Publikum nach monatelangem Hauen und Stechen nun wieder das Bild einer geschlossenen Partei zu suggerieren. Also wird man auf dem Parteitag das Ende des Machtkampfes zelebrieren und die alte Tugend der Kameradschaft beschwören. Die Delegierten wissen, dass die

    Seehofer und Söder: Kann das klappen?

    Das gilt umso mehr, als Söder die Teilung der Macht am Ende mit der Brechstange erzwungen hat und die „Hofübergabe“ nicht so geordnet erfolgte, wie es Seehofer für einen späteren Zeitpunkt vorschwebte. Der Ministerpräsident räumt erzwungenermaßen seinen Posten – für einen Mann, den er bis zuletzt verhindern wollte. Dass

    Ziemlich beste Feinde - Seehofer und Söder in Zitaten

    Horst Seehofer über Markus Söder:

    "Manche Minister muss ich schon am Montagmorgen anrufen und sagen, es reicht jetzt für diese Woche. Und bei anderen muss ich am Wochenende anrufen und nachfragen, ob sie noch am Leben sind." (Spott über den Ehrgeiz Söders, 2009)

    "Von Ehrgeiz zerfressen (...) charakterliche Schwächen (...) zu viele Schmutzeleien." (auf einer Journalisten-Weihnachtsfeier, Dezember 2012)

    "Ich mache Fehler, Markus Söder macht Fehler. Ich geb' sie zu - manchmal. Markus Söder gibt sie zu - neuerdings." (beim CSU-Parteitag über den Streit mit Söder, November 2015)

    Markus Söder über Horst Seehofer

    "Der Horst hat ja mal gesagt, er hört 2018 auf, dann hat er gesagt, er traut sich auch mehr zu, und jetzt ist eine geheime SMS veröffentlicht worden, (...) da steht drin: Ich bleibe solange im Amt, bis der Berliner Flughafen eröffnet wird (...) Unsere Sorge ist nicht, wann er aufhört. Unsere Sorge ist, ob er überhaupt irgendwann aufhören sollte." (Kabarett-Auftritt beim Maibock-Anstich in München, April 2014)

    "Ich habe immer die Wahl zwischen einer halben Stunde Spaß und einem halben Jahr Ärger." (mit Blick auf seine Rede zum Orden wider den tierischen Ernst und Seehofer, Juli 2015)

    "Ich war schon vor der Wahl gegen Personaldebatten. Wir schaffen es nur gemeinsam, nicht einsam." (vor der CSU-Landtagsfraktion in Anwesenheit Seehofers, September 2017).

    "Jetzt ist eine existenzielle Herausforderung, die kann man nur gemeinsam meistern." (im ZDF-Morgenmagazin zur Hoffnung auf einen gemeinsamen Weg mit Seehofer, November 2017) Quelle: dpa

    Die Doppelspitze ist die zur Stunde für die CSU beste Lösung. Seehofer als der Mann, der den bundespolitischen Einfluss der CSU sichert und die ganze Bandbreite der Volkspartei verkörpert. Ihm zur Seite Söder als der Mann, der in Bayern für frischen Wind sorgt und konservative Wähler von FDP und AfD zurückholt. Das kann klappen, so wie einst mit den Tandems Waigel/Streibl und – alles in allem jedenfalls – Waigel/Stoiber. Aber das tut es nur, wenn die Protagonisten ihre persönlichen Animositäten hintanstellen und ihre Spielfelder abstecken. Wie es damit in der Praxis bestellt ist, wird sich schon bei den Verhandlungen über eine neue Bundesregierung zeigen.

    40 Prozent wären für die CSU ein gutes Wahlergebnis

    Söder hat sich durchgesetzt, weil er unter den Kronprinzen der stärkste war und am ehesten in der Lage scheint, einen Absturz bei der Landtagswahl zu verhindern. Ob der Franke das Zeug dazu hat und den richtigen Ton trifft, wird sich erst am Wahltag erweisen. Sicher ist: Die Verteidigung der Alleinregierung ist eine nahezu aussichtslose Mission. Dass das prosperierende Bayern besser regiert wird als andere Länder und die CSU das Lebensgefühl der Bayern noch immer besser trifft als andere Parteien, garantiert keinen Erfolg mehr. Der Anspruch der CSU auf Alleinherrschaft wirkt heutzutage überholt und arrogant. Gleich drei Konkurrenten – Freie Wähler, FDP und AfD – wildern jetzt in den Revieren der Union, deren rechte Flanke bei der Bundestagswahl sperrangelweit offenstand. In einem Landtag mit sechs Parteien liegt die Latte für die absolute Mehrheit der Mandate sehr hoch.

    Die CSU wird sich mit dem Gedanken anfreunden müssen, dass ihre ganz große Zeit vorbei ist und gut 40 Prozent im Herbst 2018 schon ganz passabel wären. Das reichte ja, mit einem Koalitionspartner, zum Regieren. Sollte es so kommen, würde allerdings über die Zukunft Söders und das Erbe Seehofers noch einmal verhandelt.

    Mehr dazu lesen Sie hier:

    Jeder zweite Bayer misstraut Doppelspitze Söder/Seehofer

    Werden Sie und Horst Seehofer klarkommen, Herr Söder?

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